Stadtleben

Schönes, neues Jahr!

Gute Vorsätze und schlechte Wahrheiten 2018

Ein neues Jahr – endlich. Silvester, ein Jahr mehr auf der Uhr, wieder ein Jahr, in dem die Welt nicht untergangen ist (oder nur fast). Ihr kennt das. Für viele der perfekte Moment und traditionellerweise auch der Punkt, um sich ein paar gute Vorsätze ins Smartphone zu pinnen.

Reset, Neustart, Festplatte löschen – was war, das war und was kommt, wird auf jeden Fall besser, geiler, schöner, schlanker, fitter und überhaupt. Fällt mit einem gestopften Festtagsranzen bis zum Gaumenzäpfchen voller Braten, Klößen, Schokolade und Nachtisch und dem drölften Cocktail in der Hand auf der Silvester-Party auch leicht. Wenn ich mir vornehme, mit dem Rauchen aufzuhören, dann auch immer, während ich rauche. Schnell noch ein letztes Stück Schoki, dann ist Schluss. Kommt euch bekannt vor? Fein. Als euer kundenbedarfsorientiertes und sehr schlaues Lifestyle-Magazin bieten wir euch im Januar 2018 einen absolut exklusiven und neuartigen Service: Wir zersägen eure guten Vorsätze fürs neue Jahr zu Staub, quasi während ihr noch dabei seid, sie euch vorzunehmen. Beziehungsweise während ihr noch auf der alten 2017er-Liste die Sieben durchstreicht und eine Acht drüberpinselt. Das macht uns Spaß, ihr habt weniger zu tun und seid nicht erst im Februar enttäuscht. Stark was? Gern geschehen.  

Es lebe der Sport! 

In den Fitnessstudios der Stadt laufen schon seit November die Drucker heiß und rotzen frische Mitgliedsanträge aus, es werden massenweise Kulis zum Unterschreiben bestellt und die Mitarbeiter haben Urlaubssperre für Januar. Denn mit dem 01. Januar rennen wieder halbwillige Neuschwitzer in die Schwitzebuden. Alle wollen im neuen Jahr schöner, fitter und sportlicher werden. Und in deinen Tagträumen sieht alles so gut aus: im schicken, neuen Sport-Dress grazil auf dem Laufband, beim Eisenfressen im Spiegelsaal, den Schrank voller Supplements und im Sommer schweigt das komplette Südbad ehrfürchtig, wenn du aufs Dreier tigerst, weil alle denken, Farid Bang wäre zu Besuch. Aber die Wahrheit ist wabbeliger: Die Rudermaschine ist verdammt anstrengend, die Kurzhanteln sind ziemlich schwer, das Laufband ist immer besetzt (außerdem biste ja schon ins Studio gelaufen), Leg-Day macht keinen Spaß und Cardio ist was für Opis. Ganz nice allerdings: die Sauna im Fitti. Dafür ist der Beitrag im Grunde genommen ja auch in Ordnung. Dieser wird aber spätestens ab März zur unfreiwilligen Spende in Abwesenheit, du suchst auf dem Rechner nur interessehalber nach der Kündigung vom letzten Jahr, während Käse von der Frühstücks-Pizza auf die Tastatur tropft. Everyday Is Cheat Day! Egal. Schnell den Stepper von Weihnachten zu den eBay-Kleinanzeigen – mit ein bisschen Glück reicht es für ein Nintendo Switch (da sind auch Sport-Spiele drauf!) und die Kollegah-BossTrafo-App. Damit haben es auch andere geschafft.

Essen ist eine Stadt im Ruhrgebiet.

Kann ja nicht so schwer sein. Einfach ein bisschen weniger mampfen, auf Kohlenhydrate achten, nicht noch den siebten Nachschlag holen, keine Süßigkeiten mehr kaufen und bei Netflix und Chill Karotten mit Dip statt Schweinespeck mit Chips, Milchshake und Ben & Jerry’s. Außerdem macht gesundes Essen ja auch schlank, schön, gesund, ist besser für die Umwelt und den Klimawandel. Lirumlarum. Klappt alles ungefähr so lange, bis du merkst, dass Light-Leberwurst nur halbgeil schmeckt, Döner ohne Fladen echt schwer zu essen ist und große amerikanische Fast-Food-Ketten ihre Filialen alle an deinen Nachhauseweg vom Partymachen und vom Fitnessstudio gebaut haben! Also bis 03. Januar. Außerdem sind Chicken McNuggets ja angeblich Hühnchen. Und wovon ernähren sich Sportler hauptsächlich?! Genau. Reis gibt’s dann später. Und die ganzen Plätzchen im Schrank. Die sind doch MIT LIEBE gebacken. Kannste ja nicht wegschmeißen, im Südbad sind eh die Pommes das Beste und bis Sommer ist noch Zeit. *Börps*

Arbeiten! Ja, ich komme gleich. 

Dieses Jahr startest du richtig durch! Aber richtig! Wie Rakete. Letztes Jahr war ja irgendwie ein bisschen stressig, es war so viel drumherum und außerdem ist der Dings ja endlich weg. Wenn der mit der Bumms zusammen war, war ja an normales Arbeiten eh nicht zu denken. Aber jetzt: Anlauf nehmen und dann mit Höchstgeschwindigkeit ins Jahresgespräch im September. Die werden Augen machen. Los geht’s direkt am ersten Arbeitstag 2018. Schreibtisch aufräumen, ausmisten, alten Kram entsorgen, dem ein oder anderen Kollegen eine Kleinigkeit zum neuen Jahr wünschen und dann erst mal das E-Mail-Programm öffnen und die komplette Inbox … Ui, FACEBOOK! Schnell mal nachsehen, was der Dingens jetzt so macht und ob die Bummens ihn schon entfreundet hat. OHHH! Personalisierte Werbe- Anzeigen. Da klick’ ich doch mal drauf. Hab’ ja noch den Hunni von Oma. Oder? Egal. 76 Webshops später: Oha! Schon so spät?! Lohnt sich jetzt auch nicht mehr, anzufangen. Mache ich nach der Mittagspause. Dann klappt’s in einem Rutsch. Oder halt morgen. KAFFEEE, ich brauch’ noch einen KAFFEEE! Zum Glück hab’ ich es nicht geschafft, mit dem Rauchen aufzuhören. Sonst könnte ich jetzt ja gar nicht rauchen. Mal sehen, wer noch so da ist.

Wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich.

Die Weihnachtszeit und das Stressloch zwischen den Tagen eignen sich perfekt, um auch das steinhärteste Herz weichzuspülen. Überall Liebe, Glitzer, Kuscheldecken, Geschenke und Nächstenliebe lassen selbst überzeugte Vollzeitmisanthropen mit mildem Blick auf ihre Mitmenschen blicken und so absonderlich gute Vorsätze entstehen wie: freundlich sein. Ist ja auch ein altes Sprichwort: Wer freundlich will, muss freundlich sein. Oder so ähnlich. Denn im Grunde sind wir ja alle Kinder Gottes. Und niemand von Natur aus kacke. Die netten Damen, die mitten in der Tür und am Ende der Rolltreppe stehen bleiben, müssen sicher nur durch- schnaufen, der pöbelnde Busfahrer-Grinch von eben hat wahrscheinlich einfach nur einen schlechten Tag und die nervige Kollegin, die eigentlich auch ohne Telefon telefonieren könnte, weil man sie bis Burkina Faso hört, ist bestimmt nur aufgeregt. Leider nein, leider gar nicht. Nada, njet, nix da! Merkt ihr spätestens, wenn ihr in der zweiten Januarwoche zu Karstadt oder Galeria Kaufhof geht, um den Frottee-Schlafanzuch von Oma gegen Call of Duty WWII einzutauschen und sich kurz vorm Drankommen und 30 Minuten anstehen von rechts jemand vor euch in die Schlange schmiert. Watzefakk!

Was ist langsam und raucht? Ein Diesel oder du! 

Zackadaboing! Dürfen wir präsentieren: der klassischste Klassiker unter den guten Vorsätzen fürs neue Jahr – mit dem Rauchen aufhören. Alleine, um sich diesen Vorsatz einmal vorsetzen zu können, lohnt es sich schon, mit dem Rauchen anzufangen! Aber das Aufhören ist dann eben so eine Sache. Seit Jahren steigende Kippen-Preise, appe Füsse, schwarze Zähne, traurige Babys und unbefriedigte Ehepartner auf den Packungen oder Walter Frosch – hat alles nix genützt, um mit dem Aufhören anzufangen. Aber manchmal reicht ein bisschen Alkohol, eine feuchte Silvesternacht und der Zauber eines neuen Jahresanfangs, um sich auch den schwersten Zielen zu widmen. Und überhaupt: Spritzen ins Ohr, Bücher, Hypnose, Kaugummis, Nikotin-Pflaster, Pipapo oder was auch immer – man muss es nämlich einfach nur wirklich wollen. WOLLEN! Dann klappt der Rauchstopp auch ohne Tricks und Unterstützung. Weiß man ja. Und so wie es aussieht, wollen viele wohl schlicht und einfach nicht. Ich zum Beispiel. Ich bin nämlich jetzt am Ende mit den guten Vorsätzen und geh’ mal kurz runter eine rauchen. Selbstverständlich mit dem Aufzug, Treppe ist zu anstrengend und der Milchshake zu schwer, um ihn wieder hochzutragen. Und dann fang ich richtig an und schaff’ was weg. Zum Beispiel meine Kündigung fürs Fitnessstudio. Aber erst mal Facebook.

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