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Celeste

Auf in luftige Höhen: Dagegen sieht die Eiger-Nordwand wie ein Kinderspielplatz aus.

Mein Gehirn stellte nach einem kurzen Intro direkt eine Verbindung zu „Super Meat Boy“ her: Pixeliger Held (Pardon: Heldin), knifflige Sprungpassagen und sehr viele Bildschirmtode. Mein erster Eindruck war zwar nicht ganz falsch, aber „Celeste“ spielt sich komplett anders als gedacht – und das hebt es deutlich aus der Masse hervor. Um Verwirrungen vorzubeugen: Mit „Celeste“ ist nicht das rothaarige Mädchen gemeint, das unbedingt diesen monströsen Berg erklimmen möchte. Nein, der Name bezieht sich auf den Berg selbst – ein Ungetüm von einem soliden Felshaufen. Jeder Schritt könnte der letzte sein: Bröckelige Steine, spitze Zacken und jede Menge Fallen stellen sich euch und der Bergspitze in den Weg. Dem rothaarigen Mädchen scheint dies egal zu sein: Hauptsache sie schafft es heil nach oben.

Hier ist alles – macht was draus!

In den ersten drei Minuten lernt ihr bereits alles, was ihr wissen müsst: Laufen, springen, an Wänden festhalten und „dashen“. Gerade letzte Funktion solltet ihr unbedingt beherrschen, um ans Ziel zu kommen. Der Dash ist quasi der Doppelsprung dieses Plattformers – nur dass ihr hier anstatt ein zweites Mal in der Luft zu hüpfen, eben kurz in eine Richtung eurer Wahl sprinten könnt. So lassen sich erstaunlich unwegsame Strecken spielend überwinden. Die Steuerung ist auf den Punkt genau – hervorragend. Aber der Tod gehört hier auch zum täglichen Geschäft: Solltet ihr die Bergspitze erklimmen, ohne dass euch der Sensenmann einen Besuch abstattet, habt ihr meinen vollsten Respekt. „Celeste“ unterteilt seine vier Kapitel in unterschiedliche Bildschirme, die ihr als einzelne Abschnitte meistern müsst. Nach jedem gemeisterten Bildschirm wird gespeichert, damit die Frustration nicht zu sehr steigt.

Allerdings gibt es nicht immer nur den einen Weg zum nächsten Bildschirm. Die Entwickler von Matt Makes Games haben so einiges an geheimen Extras in den Levels untergebracht – viele davon werdet ihr erst finden, wenn ihr ein Kapitel mehrmals gespielt habt. Da jedes der Kapitel lediglich zwischen 20 Minuten und 1 Stunde erfordert, werdet ihr also gerne mal wieder in ein bereits abgeschlossenes Gebiet zurückkehren wollen. Faszinierend am Gameplay ist der recht einfache Einstieg und die kontinuierliche Steigerung des Schwierigkeitsgrades: Im Laufe des Abenteuers werdet ihr immer besser, ohne es bewusst zu merken. Geht ihr dann in ein altes Gebiet zurück, kommt es euch recht einfach vor – obwohl ihr zuvor etliche Male dort euer Leben gelassen habt. Ein sehr motivierendes System.

Von frechen Früchtchen und alten Tonträgern

Aber neben gefährlichen Kletter- und Sprung-Passagen gibt es natürlich noch mehr zu tun – wenn ihr das denn wollt: In jedem Kapitel warten rund 20 Erdbeeren darauf, von euch gepflückt zu werden, wenn ihr die Herausforderung liebt. Die leckeren Früchtchen befinden sich allerdings manchmal an Orten, die nicht sonderlich zugänglich sind. Hier ist Geschick und Können gefragt. Noch krasser wird es, wenn ihr eine Kassette entdeckt (die alten Tonträger, mit denen sich Mama und Papa durch die Jugend geschleppt haben): Solche Items gibt es in jedem Kapitel nur einmal. Habt ihr sie gefunden, schaltet das einen komplett neuen Level frei, der sich thematisch zwar an das Kapitel lehnt, in dem ihr die Kassette gefunden habt, spielerisch aber ordentlich eine Schippe drauflegt: Hier, auf der „B-Seite“ genannt, warten wirklich bockschwere Herausforderungen auf euch. Viel Spaß damit. Lasst aber bloß eueren Controller nicht dafür büßen, wenn ihr zu oft sterbt!

Fazit

Auch wenn ich unzählige Male (nun ja: Die Statistik lässt euch ganz genau wissen, wie oft ihr abgenippelt seid) gestorben bin, hatte ich tierischen Spaß beim ersten Durchgang mit „Celeste“ – und ich spreche hier nur von den normalen Levels. An die B-Seite eines jeden Kapitels habe ich mich nur teilweise herangewagt, musste aber allzu oft das Handtuch schmeißen. Aufgrund dieser Einteilung eignet sich das Spiel sowohl für Experten des Genres als auch für solche, die es werden wollen. Insgesamt habt ihr hier ein richtig gutes Jump&Run vor euch: Wenn ihr also auf unterhaltsame und herausfordernde Plattformer steht, bei denen neben Geschick auch Köpfchen gefragt ist, dann führt an „Celeste“ kein Weg vorbei – sondern steil nach oben!

Erhältlich für: Xbox One, PS 4, Switch, PC
Website: celestegame.com