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Phantom Trigger

Gefangen im eigenen Ich der 90er-Jahre.

So schnell kann’s gehen: Eben noch über das anstehende Frühstück mit seiner Ehefrau geredet und – plumps – liegt Stan am Boden. Als sogenannter „Außenseiter“ wacht er in einer abstrakten Welt auf, in der hauptsächlich tierähnliche Wesen das Sagen haben. Dort verfügt er über schlagkräftige Argumente, mit denen er seine Feinde in die Schranken weisen kann.

Es dauert nicht lange, dann wird klar, dass es sich hierbei um Stans eigene Vorstellung handelt, in der er die Hauptrolle übernimmt – Realität und Traum verschwimmen immer mehr miteinander. Die Entwickler von BreadTeam sehen ihr Spielchen selbst als eine Mischung aus „Hyper Light Drifter“ und der „Devil May Cry“-Reihe. Soll heißen: Optisch versetzt euch „Phantom Trigger“ in die 90er-Jahre mit der pixeligen 16-Bit-Grafik, während ihr es spielerisch mit einem Hack’n Slay zu tun bekommt.

Langsam ist für Weicheier

Zu Beginn gestaltet sich der Kampf gegen die, nun ja … nennen wir sie „Hirngespenste“, noch ganz locker: Entweder greift ihr zum Kurzschwert oder ihr peitscht eure Kontrahenten aus – was allerdings kaum an ihrer Lebenskraft zehrt. Im späteren Verlauf verfügt ihr noch über einen riesigen Handschuh, mit dem ihr in schöner Boxer-Manier Schläge austeilt.

Die Angriffe gehen dabei wunderbar von der Hand und lassen sich – sofern das Timing passt – perfekt miteinander kombinieren – was ihr auch tunlichst versuchen solltet. Denn spätestens ab dem zweiten Dungeon werden euch die gegnerischen Angreifer zahlenmäßig deutlich überlegen sein und agieren recht nervig. Dann heißt es: Zuschlagen, ausweichen, Kombinieren und erneut ausweichen.

Fingerfertigkeiten sind hier gefragt. Je mehr ihr eure jeweiligen Waffen einsetzt, desto höher leveln diese auf: Dies ist nötig, um euren Schaden zu steigern und neue Kombinationen zu erlernen. Besagte Kombinationen lassen euch beispielsweise die Gegner einfrieren oder beim verhelfen euch zu einer Feuerspur, wenn ihr mal wieder ausweichen müsst – alles sehr praktisch, wenn es gegen mehrere Widersacher geht.

Etwas Futter für die grauen Zellen

Dennoch ist etwas Taktik angesagt: Die einzelnen Level sind teilweise zufallsgeneriert und mit ein paar kleinen Rätseln versehen, die an das Gedächtnisspiel „Senso“ erinnern (Kennt das noch jemand?). In jedem dieser Level sind kleine Speicherpunkte verteilt, an denen ihr eure gesamte Energie auffüllen dürft – allerdings nur einmal.

Daher solltet ihr abwägen, wann ihr davon Gebrauch macht. Manchmal ist es jedoch unmöglich einen dieser Speicherpunkte zu umgehen, um später wieder vorbeizuschauen. Sterbt ihr – und das werdet ihr sicherlich oft – dann startet das Spiel vom letzten Checkpoint aus. Aufgelockert wird das Geschehen durch kurze Einspieler aus Stans Realität, in denen ihr den Dialogen zwischen Stan, seiner Frau und dem Ärzteteam lauscht.

Dabei dürft ihr sogar selbst Antworten geben, die Auswirkungen auf das Ende der Story haben – insgesamt versprechen die Entwickler vier verschiedene Auflösungen für Stans Geschichte. Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten.

Variation in Maßen

Anfangs tat ich mir etwas schwer mit dem Gameplay, das schnelle Reaktionen erfordert. Je mehr ich mich jedoch in bestimmte Kombinationen eingearbeitet hatte, desto besser lief es am Ende. Die fünf Gebiete, in denen der Außenseiter unterwegs ist, unterscheiden sich leider nur optisch voneinander. Die Gegner darin werden nur sehr zaghaft variiert, was letztlich gar nicht so sehr ins Gewicht fällt.

Mein persönliches Highlight waren neben den flotten Kämpfen die Begegnungen mit den Bossen in jedem Abschnitt: Es braucht zwar etwas Können (und Glück), bis die Kolosse gefällt sind, aber das Gefühl danach ist einfach köstlich. Für eine schnelle Runde zwischendurch eignet sich „Phantom Trigger“ eigentlich immer. Wollt ihr euch nicht alleine in den Kampf stürzen, dann ladet doch einen Freund ein: Im Koop-Modus geht es zwar ordentlich chaotisch zu Werke, aber dafür macht das gemeinsame Gemetzel auch richtig Laune.

Fazit

Optisch muss jeder selbst entscheiden, ob er auf den Look steht – mir hat er nach einer Weile gefallen. Spielerisch solltet ihr euch auf eine harte Herausforderung gefasst machen: Schnelle Reaktionen und Fingerfertigkeit ist ein Muss, um erfolgreich ans Ende zu kommen. Aufgrund der recht fair gesetzten Checkpoints sollte das jedoch mit etwas Übung machbar sein. Mich hat „Phantom Trigger“ jedenfalls durch sein schickes Gameplay und die etwas „andere“ Story überzeugt. Wer auf schnelle Action steht, sollte zugreifen.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC, Switch
Website: phantomtrigger.com