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Secret of Mana

Mein alter Freund: Komm her, setz dich und bleib’ ein Weilchen.

Dass ich das noch erleben darf: Mal einen eigenen Test über „Secret of Mana“ zu verfassen. Mit meinen zwölf Jahren als das Spiel damals Anno 1993 auf dem Super NES erschien, hätte ich mir das nicht träumen lassen. Um fair zu sein: Ich hätte wohl kaum Zeit gehabt, da ich zu sehr mit dem Spielen beschäftigt war. Satte 25 Jahre später kann ich nun eins meiner liebsten Kindheitsabenteuer in neuem Glanz erleben. Klar, dass mir dabei immer wieder die rosarote Nostalgiebrille ins Gesicht rutscht. Aber ich gelobe dennoch, das Ganze objektiv zu betrachten.

Warm ums Herz

Dieser Einstieg: Eine traumhafte Musik, ein gigantischer Baum und eine dreiköpfige Heldentruppe, die ich ins Herz geschlossen habe. Kenner des ursprünglichen Spielchens werden hier ein wenig verweilen und die Nostalgie aufsteigen spüren. Bevor ich jedoch mit dem eigentlichen Spielgeschehen beginne, gibt es noch einen schnellen Geschichtskurs, um „Secret of Mana“ gut einordnen zu können – immerhin haben nicht alle das Original gespielt. Der direkte Vorgänger erschien hierzulande lediglich auf dem Game Boy unter dem Namen „Mystic Quest“ und sorgte bei mir schon damals für etliche leere Batteriepackungen, bis ich das Ende des Abenteuers erreicht hatte – und das ohne Englischkenntnisse. Bleibt mir bis heute ein Rätsel, wie das überhaupt ging … In Japan sah die Sache mit der Reihe anders aus: Unter dem Titel „Seiken Densetsu“ war „Secret of Mana“ bereits der zweite Teil. Ein dritter sollte folgen, erschien aber leider nie im Westen. Ich warte bis heute noch auf die für die Switch portierte Trilogie, die in Japan erhältlich ist. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Kern des Action-Abenteuers ist die Befreiung der Welt von bösen Monstern und fiesen Schergen, die sich das wertvolle Mana zu eigen machen wollen. Völlig unvorbereitet stolpert der Held des Spiels im wahrsten Sinne des Wortes ins Abenteuer: Nachdem er versehentlich ein altes Schwert aus dem Stein gezogen hat – Mythen sind immer willkommen – bricht das Unheil über sein Dorf. Nach der Verbannung und mehreren Scharmützeln mit kleineren und größeren Fantasy-Wesen wächst eure Truppe letztendlich auf drei Mann, pardon: einem Mann und zwei Frauen – wobei die eine eher eine Koboldin ist. Gemeinsam geht der Spaß dann richtig los.

Das Alter darf man dir ruhig ansehen

Das Offensichtliche zuerst: Grafisch hat sich im Vergleich zum Original einiges getan: Sämtliche Charaktere wurden in ein schickes, etwas polygonarmes, Kostüm gekleidet und bekamen feine Animationen spendiert. Die Umgebung sprießt vor Details, behält aber immer noch den ursprünglichen Charme des Vorbildes. Zudem warten nun komplett vertonte Dialoge auf euch – wahlweise auf Englisch oder Japanisch. Untertitel könnt ihr wie gewohnt auf Deutsch lesen. Erwartet jetzt aber keine Gesichtsanimationen bei den Gesprächen oder ausgefuchste Kamerafahrten. Mir gefällt der Stil jedenfalls. Was mich wirklich überrascht hat – ja, ich habe die Nostalgiebrille abgestreift – ist das Kampfsystem, das die letzten Jahre hervorragend überstanden hat. Gekämpft wird in Echtzeit und nicht wie damals üblich in rundenbasierter Weise. Was ich früher schon für innovativ hielt, sticht heute ebenfalls heraus: Button-Mashing klappt hier nicht. Wer Schaden austeilen will, muss warten: Denn nach jedem Schlag mit dem Schwert braucht dieses eine kurze Erholung, bis es wieder zu 100 Prozent einsatzbereit ist. Schlagt ihr vorher zu, macht ihr eben nur einen bestimmten Prozentsatz des eigentlich möglichen Schadens – bei Button-Mashing sprechen wir dann von 1 bis 5 Prozent, was nicht sonderlich effektiv ist. Im Laufe des Abenteuers levelt euere Waffe (insgesamt gibt es später acht zusätzliche) dann bis zu neun Stufen auf. Haltet ihr die Angriffstaste gedrückt, lädt sich die Waffe dann stufenweise auf und hält dadurch einen verheerenden Angriff bereit. Ihr solltet dabei aber nicht von einem Gegner getroffen werden, die die Aufladung sonst futsch ist. Wie gesagt: Dieses Prinzip funktioniert auch heute noch hervorragend. Zu den normalen Attacken gibt es selbstverständlich auch magische Angriffe, die über das recht eigenwillige Optionsmenü ausgewählt werden. Etwas umständlich, aber dennoch passend.

Wer braucht schon Bilder?

Untermalt wird das gesamte Abenteuer von einem außerordentlichen Soundtrack: Höre ich mir beim Schreiben dieser Zeilen etwa gerade jenen Soundtrack an? Erwischt. Aber nur, weil dieser neben den Blockbustern von Nintendo wie „Zelda“ und „Super Mario“ so herrlich unverbraucht daherkommt und sich immer noch bezaubernd anhört. Wobei ich das Original fast lieber mochte – was nicht heißen soll, dass die Macher bei der Neuauflage nicht tolle Arbeit abgeliefert haben. Es ist und bleibt bezaubernd schön. Ein paar kleine Negativ-Punkte habe ich aber dennoch im Gepäck. Warum hat Square Enix beschlossen, dass es nur zwei freie Speicherslots neben dem Auto-Save gibt? Trauen sie der PS4 nicht mehr zu? Es wäre schön gewesen, wenn ich meinem Kumpel mehr von dieser fantastischen Welt hätte zeigen können, indem ich den ein oder anderen Spielstand geladen hätte. Auf diese Art habe ich lediglich einen Spielstand zur Verfügung, weil der erste durch das erste Treffen mit der Kobold-Dame belegt ist. An diesem Punkt könnt ihr das Spiel nämlich zum ersten Mal zu dritt mit Freunden bestreiten. Vielleicht bessert ein Patch dieses Problemchen noch nach. Das nächste „Problem“ will ich mal nicht so nennen: Es ist mehr ein Fehlen von Fanservice, was in den Zeiten von Internet und YouTube eigentlich keine große Rolle spielt. Aber dem Original lag damals ein Lösungsbuch bei mit der Aufschrift: „Wer dieses Buch verliert, ist verloren.“ Darin waren sämtliche Feine vorgestellt, samt ihrer Stärken und Schwächen. Als Kind fand ich das wunderbar. Schade, dass es davon keine Neuauflage gibt. Es wäre nur ein Bonus gewesen und hätte das Spiel nicht viel leichter gemacht. So muss ich bei manchen Endbossen eben experimentieren, wogegen sie allergisch sind – macht auch Laune.

Fazit

Grafisch ist „Secret of Mana“ sicherlich nicht mehr am Puls der Zeit, aber durchaus charmant – selbst für Neueinsteiger. Spielerisch hat sich das Vierteljahrhundert kaum auf den Spaß während des Abenteuers ausgewirkt: Die Kampf- und Levelmechaniken würden auch einem brandneuen Spielchen bestens zu Gesicht stehen. Es ist ein klassisches Japano-Adventure, das mit richtig guten Ideen aufwartet und euch (vielleicht abermals) bezaubern wird – nicht zuletzt wegen des fantastischen Soundtracks, der immer noch auf meinen Kopfhörern läuft. Danke an Square Enix, dass du diese Software-Perle ausgegraben und poliert hast. 

Erhältlich für: PS 4
Website: secretofmanagame.com