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The Seven Deadly Sins: Knights Of Britannia

Du musst ein Schwein sein auf dieser Welt – und das nehmen die Macher dieses Werks recht wörtlich.

Es ist schon wieder passiert: Völlig ahnungslos, aber dennoch enthusiastisch habe ich mich in ein japanisches Anime-Spielchen hineingestürzt und bin am Ende an der Serie hängengeblieben. Dabei wusste ich vor Spielstart noch nicht einmal, dass „The Seven Deadly Sins“ überhaupt eine Anime-Serie ist. Zuletzt gelang dieses Kunststück, mich vom Spiel zur Serie zu führen, dem wirklich unterhaltsamen „Attack on Titan“ – dazu werdet ihr aber bald mehr lesen, wenn in einem Monat der zweite Teil des Spielablegers kommt. Nun aber zurück zu den sieben Todsünden. Solltet ihr Fan des animierten Wahnsinns sein, kann ich dieses Spiel nur empfehlen – nun, eine Alternative gibt es im Grunde ja auch nicht.

Aber dennoch: Wisst ihr über die Figuren hier ein bisschen Bescheid, werdet ihr sicherlich das ein oder andere aus der Serie wiedererkennen. Ich könnte euch auch nach Abschluss des Story-Modus nicht mal ansatzweise erklären, um was es hier eigentlich geht: Da ist eine geflohene Prinzessin, sieben titelgebende, legendäre Ritter (oder Ritterinnen – wer weiß das schon) und natürlich ein ahnungsloser Held, der samt seinem schweinischen Kumpel aushilft. Ja, der Kumpel ist tatsächlich ein rosa Ferkel, das auf den Namen Hawk hört und sich zudem auch noch im Kampf spielen lässt. Aber das ist nur die Eisspitze dieses irren Werks.

Einfach Spaß haben

Ganz nüchtern betrachtet habt ihr es mit einem Prügelspiel á la „Dragon Ball Xenoverse“ zu tun – nur lange nicht so komplex oder abwechslungsreich. Ihr trefft immer wieder auf der Landkarte auf Schurken, die es zu vermöbeln gilt: Mal sind das ein Haufen völlig machtloser Schwergen, die ihr fast schon wie in einem „Dynasty Warrior“-Spiel zerlegen dürft. Ein anderes Mal steht dann der ein oder andere dickere Gegner vor euch – der aber auch nicht sonderlich viel Paroli zu bieten hat. Der Schwierigkeitsgrad richtet sich eindeutig an Einsteiger: Das Wort Herausforderung existiert zwar bei einigen Nebenquests, ist aber lediglich eine leere Worthülse, da ihr bald den Dreh über die Kampfmechaniken heraushaben werdet.

Das soll jetzt nicht heißen, dass dies langweilig ist – ganz im Gegenteil: Gerade zu Anfang macht es höllisch Spaß, die Handvoll Attacken, die jeder Kämpfer hat (und die sich bei jedem auch ziemlich gleich anfühlen) über den Gegner hinabschmettern zu lassen. Ein paar normale Angriffe kombiniert mit Fernattacken, haufenweise magische Sonderkombos, zwischendurch ausweichen – am besten in den Rücken des Gegners – und wenn die Zeit gekommen ist, sein ultimatives Special zünden, das den Feind meist auf den Boden der Tatsachen schickt. Alles ganz nett und wirklich unterhaltsam. Das einzige Problem an der Sache: Nach etwa zwei Stunden habt ihr alles gesehen, mehr kommt dann auch im Rest der Spielzeit nicht hinzu. Da helfen auch die etlichen Fähigkeiten, die ihr in einem überdimensionalen Skill-Tree freischalten könnt, nicht sonderlich weiter: Diese mögen eure Helden zwar hier und da leicht verbessern, aber das Spiel ist eh schon so einfach, dass dies keinen Unterschied macht.

Außerdem braucht ihr meist zum Freischalten nicht nur genügend Kristalle – von denen ihr aber im Laufe der Zeit reichlich habt – sondern auch noch die passenden Rohstoffe. Der Haken daran: Um an die Ware zu kommen, müsst ihr dutzende Nebenquests machen, die sich alle gleich anfühlen. Nach ein paar Stunden wirkt das etwas ermüdend. Fairerweise muss ich an dieser Stelle aber auch erwähnen, dass nicht nur gekämpft wird: Habt ihr einen Auftrag mit der zuvor erwähnten Prinzessin, sollt ihr auf einem eng abgesteckten Areal Gegenstände einsammeln. Hawk, das Schwein, beschützt euch dabei: Ihm könnt ihr den Befehl zum Angriff geben – also wird hier doch wieder gekämpft. Aber eben etwas anders als in den direkten Auseinandersetzungen.

Hervorstechendes Merkmal

Was das Ganze jedoch etwas aus der Masse hebt, ist die charmante Art, wie die Story erzählt und die Charaktere präsentiert wird. Dabei blitzt der Irrsinn der Original-Serie immer wieder durch, wovon ich mich direkt überzeugen musste. Neben einer verschachtelten Story, gibt es natürlich auch üppige Damen und sehr wenig Stoff zu sehen: Sei es nun eine haushohe Frau in Hot-Pans oder eine Prinzessin, deren Rock im besten Fall als Gürtel durchgeht. Wer auf diese Art der Inszenierung steht, ist herzlich willkommen. Wollt ihr jedoch nur mit einem Kumpel etwas Spaß haben und euch um die Wette prügeln, dann würde ich einen anderen Titel empfehlen.

Denn bevor der Duell-Modus hier Sinn macht, müsst ihr den Großteil der Story gespielt haben, da anfangs fast alle Charaktere und Arenen gesperrt sind. Aber wieviel Spaß macht es, wenn ihr gegen euren Kumpel antretet, der bereits die Hauptstory hinter sich hat und ihr gerade mal die Basics kapiert?! Fazit Letzten Endes ist „The Seven Deadly Sins: Knights of Britannia“ ein unterhaltsames, wenn auch nicht sonderlich innovatives Stück Software, das sich wohl mehr an Fans richtet – oder wie in meinem Fall: An solche, die Fans werden wollen. Ist euch „Dragon Ball Xenoverse“ zu stressig oder anspruchsvoll, dann seid ihr hier genau richtig: Nirgendwo sonst werdet ihr sehen, wie sich ein rosa Ferkel gegen eine kaum bekleidete Dämonen-Dame durchsetzen muss – ein irres Vergnügen, dem es leider an Langzeitmotivation mangelt.

Erhältlich für: PS 4
Website: bandainamcoent.com/games/seven-deadly-sins