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Through The Woods

Diesen Waldspaziergang werdet ihr so schnell nicht mehr vergessen …

Als „Through the Woods“ für den PC erschien, ließ mich das Spielchen eher etwas kalt. Eigentlich stehe ich nicht so auf Horror-Adventures – dachte ich zumindest. Denn die durchweg guten Kritiken ließen mich aufhorchen. Und weil das Abenteuer nun auch noch auf der Xbox One verfügbar ist, musste ich einfach reinschauen – und war geschockt.

Der Einstieg in die Geschichte um eine Mutter und ihren Sohn könnte kaum klischeehafter beginnen: Hoch im Norden, irgendwo in Norwegen (wenn ich das Nummernschild des Autos richtig gelesen habe), machen Mutter Karen und Sohn Espen einen Ausflug in eine Blockhütte – „Family Time“. Das ist auch bitter nötig, da die Beziehung zwischen den beiden nicht gerade die beste ist, was hauptsächlich an Karen liegt.

Sie konnte nach der Geburt keine rechte Bindung zu ihrem Kind aufbauen. Nun will sie mit dem Kurztrip an einen abgelegenen See wieder zu ihrem etwa zehn Jahre alten Sohn Espen finden – wenn da nicht ständig die Arbeit wäre. Weil Karen mal wieder den halben Tag verschlafen hat, macht sich Espen allein auf den Weg zum See (trotz Verbot der Mutter).

Als Karen aufwacht, wird sie misstrauisch und rennt runter zum Gewässer: Dort muss sie mit ansehen, wie Espen von einem Unbekannten ins Boot gesteckt wird und davon rudert – der Horror-Trip beginnt.

Überraschend mythisch

Aus der Third-Person-Perspektive macht sich Karen nun auf die Suche nach ihrem verschwundenen Sohn: Alles, was sie dabei hat, ist eine Taschenlampe – denn in diesen Wäldern, in denen sie auf der anderen Seite des Sees landet, ist es verdammt dunkel. Aber noch etwas scheint hier nicht zu stimmen: Alles wirkt hier so „alt“. Persönlich war ich ziemlich überrascht, als ich plötzlich auf Wikingerhäuser und die nordische Mythologie traf.

Ab da hatte mich die Story fest gepackt – oder spätestens beim Auftauchen eines gigantischen Trolls. Karens Reise durch dieses mysteriöse Land ist geprägt von Erkundungen: denn außer Laufen, Schleichen und mit der Taschenlampe leuchten kann die Gute nicht wirklich viel. Die Geschichte um den verschwundenen Sohn entfaltet sich nach und nach vor ihren Augen. Gespensterhafte Wesen erzählen von ihrer Vergangenheit und Notizen geben Auskunft darüber, was hier geschehen ist. Ohne zu viel zu verraten: Wer Kinder hat, wird hier richtig mitleiden müssen.

Horror mal anders

Für die Entwickler von Antagonist ist „Through The Woods“ das Erstlingswerk. Als Helfer sprang der russische Publisher 1C in die Presche. Die Horror-Geschichte, die die Truppe von Antagonist erzählen, hat ihre Momente. Besonders die Geräuschkulisse ist ihnen gelungen. Meine Empfehlung an dieser Stelle: Spielt das Spiel in einem verdunkelten Raum – am besten abends – und mit Kopfhörer auf euren Ohren.

Gänsehaut garantiert! Allerdings merkt man „Through The Woods“ an, dass es sich um ein Debüt handelt. Denn neben der Story ist auch teilweise das verwendete technische Grundgerüst der blanke Horror: Ein paar Mal bin ich einfach so auf dem Startbildschirm gelandet, durch den Boden oder Wände geklippt, von Monster erledigt, die hinter mir aufgeploppt sind oder habe mich am viel zu lang andauernden Ladebildschirm erfreut.

All das trägt dazu bei, dass der eigentliche Horror etwas in den Hintergrund gerückt ist – was wohl nicht beabsichtigt war. Und dennoch: Die Art, wie sich die Geschichte um die nordische Mythologie entwickelt, ist schön in Szene gesetzt. Langsam entfaltet sich das gesamte Grauen, mit dem Karen zu tun hat. Die fairen Speicherpunkte sorgen zudem dafür, dass es an einigen Passagen nicht zu frustrierend wird, wenn Karen wieder Kreaturen aus dem Weg gehen soll, es aber nicht schafft. Nach ein paar Versuchen ist jede Stelle zu meistern.

Fazit

Mich hat „Through The Woods“ schon überrascht: Zum einen fand ich die erzählte Geschichte spannend präsentiert, zum anderen mag ich einfach dieses Setting, das in der nordischen Mythologie angesiedelt ist – womit ich anfangs nie gerechnet hätte. Nur von der technischen Seite gibt es Punktabzüge, da mir diese allzu häufig einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, indem sie mich hat wissen lassen, dass dies hier nur ein Spiel ist.

Clipping-Fehler können schnell die Illusion zerstören. Aber bei einem Erstlingswerk kann das schon mal passieren. Daher: Schwamm drüber. Für Spieler, die sich gerne mal gruseln lassen und wenig gefordert werden wollen, kann „Through The Woods“ genau das richtige sein.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC
Website: antagonist.no/throughthewoods