Charles Wuorinen, einer der führenden zeitgenössischen Komponisten der USA, sah in Annie Proulx‘ Erzählung, auf der auch der Film basiert, einen perfekten Opernstoff. Denn so wie viele Opern des 19. Jahrhunderts jene Liebe thematisieren, die sich in ihrer jeweiligen Zeit gegen die Widerstände des Umfeldes zu behaupten versucht, erzählt auch Brokeback Mountain von einer verzweifelten Liebesgeschichte, deren Protagonisten im 20. Jahrhundert an ihrem Umfeld zerbrechen. Es geht um die Tragödie zweier Menschen, die nicht fähig sind, so zu leben und zu lieben, wie sie wollen.
In dieser Oper erleben wir die Freundschaft zweier Cowboys über einen Zeitraum von 20 Jahren hinweg. Beginnend damit, wie sie sich in jungen Jahren beim Schafe-Hüten kennenlernen und in der Einsamkeit der Berge näher kommen. Zurück in der Zivilisation führen beide getrennt voneinander ein Leben mit Ehefrau und Kindern. Und doch finden sie immer wieder zueinander.
Hin- und hergerissen zwischen gegenseitiger Zuneigung und einer Welt, die ganz andere Vorstellungen von Moral, Zucht und Ordnung hat, kämpfen sie mit ihren Gefühlen und gegen die Erwartungen ihrer Mitmenschen. Wuorinen beschwört in seiner Musik ebenso die schroffe amerikanische Berglandschaft wie das gesellschaftliche Klima der Kleinstadt. Er schuf damit ein international erfolgreiches Pendant zum Filmdrama.