Erleben Sie Gernegehörtes in erstaunlich andersartigem Gewand – und entdecken Sie scheinbar Altbekanntes neu. Ausgehend von einer intensiven Beschäftigung mit dem Text des Oratoriums hat das Autorenduo im Werk Joseph Haydns vielschichtige Perspektiven – etwa auf den Menschen in der Natur, Mahnung zum Frieden, ja sogar der Geschlechterrollen – aufdecken und erlebbar machen können. Hinzugefügt wurden Neuvertonungen der Rezitativtexte kombiniert mit Zitaten aus aktuellen Musikwerken, um mit tradierten Vorstellungen eines Oratoriums zu brechen.
Das musikalische Experiment von Kerger und Folz sprengt dabei am Ende die Musik Haydns; die Neufassung des Oratoriums endet im Chorsatz. Vollendet ist das große Werk abrupt vor dem Schlussakkord: Wenn Philosophen den Gedanken vertreten, dass „Schöpfung“ nie vollendet sein kann, sondern als offener Prozess zu verstehen ist, den die Menschheit durch ihr Handeln mitbestimmt, kann dann nicht das Gleiche auch für die Musik Haydns gelten dürfen?
WO Kirche St. Ambrosius, Trier