Sie verabreden sich. Ihr erstes Date läuft gut. Sie gehen spazieren, kaufen Bier beim Späti und sprechen über Literatur. Der Abend endet im Bett. Einvernehmlich. Am nächsten Morgen ist beiden klar, das war eine einmalige Sache. Auf einer Geburtstagsparty sehen sich nach einigen Wochen wieder.
Anna betrinkt sich. Sie hat einen Filmriss, kommt erst wieder in Jonas‘ Zimmer zu sich. Jonas will wieder Sex. Anna sagt diesmal Nein – oder glaubt zumindest, Nein gesagt zu haben. Was dann passiert, wird ihr beider Leben nachhaltig verändern. Nach zwei Monaten entscheidet Anna sich dazu, Jonas anzuzeigen. Für sie steht fest: Er hat ihr Selbstbestimmungsrecht missachtet.
Als Jonas von der Anzeige erfährt, versteht er die Welt nicht mehr, schließlich wollte sie es doch auch und außerdem war es nicht das erste Mal, dass die beiden Sex hatten. Er sagt, er habe kein „Nein“ gehört. Er fühlt sich zu Unrecht beschuldigt, gebrandmarkt, stigmatisiert: Der Vorwurf ruiniere sein Leben. Zerren „echte“ Vergewaltiger nicht Frauen ins Gebüsch?
Alle sprechen über den Doktoranden, der eine Studentin vergewaltigt haben soll, auch im Freundes- und Bekanntenkreis gerät er unter Druck. Aussage steht gegen Aussage. Nach und nach erfährt ihr gesamtes Umfeld von den Anschuldigungen und fühlt sich dazu verpflichtet, Haltung zu beziehen. Und über allem kreist die Frage: Wie wird sich ihr beider Leben nach diesem Ereignis verändern?
Im Zuge der #MeToo-Debatte und den aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen in denen (Macht)-missbrauchte Frauen ihr Schweigen auch in der Öffentlichkeit brechen und Rollenbilder sowie -klischees stärker denn je infrage gestellt werden, ist das Stück ein essenzieller Beitrag. Wir müssen genau hinsehen – auch, wenn die Wahrheit zwei Gesichter hat.