Konzert

Euphorische Phase

Im Lifestyle-Interview: Halsey

Die Ohrwürmer „Without You“, „11 Minutes“ und „„Him & I“ gehen auf das Konto von Halsey. Die US-amerikanische Elektro-Pop-Sängerin stattet der Rockhal am 04. März einen Besuch ab, im Gepäck hat sie die Songs ihres dritten Albums „Manic“. Wir führten mit ihr ein Interview in Berlin.

Du kommst gerade aus Tokio. Inspiriert dich die Stadt?
Halsey: Total. Die Stadt ist so wunderbar anonym. Ich kann dort rumlaufen und tun, was ich will, ohne dass jemand Notiz von mir nimmt. Und für meine Kunst finde ich dort unglaublich viele Anregungen, vor allem, was das Optische angeht. Für so eine respektvolle und zurückhaltende Kultur ziehen sich die Japaner und noch mehr die Japanerinnen wirklich sehr gewagt an. Die sehen oft aus, als hätten sie Stunden gebraucht, um sich anzuziehen. Diese Hingabe begeistert mich.

Auch du bist modisch schwer zu fassen, hast unzählige Perücken und immer wieder überraschende Outfits. Wie sieht die Halsey der „Manic“-Phase aus?
Halsey: Ich war noch nie so sehr ich selbst wie auf diesem Album. Das macht es modetechnisch recht einfach. Ich verkleide mich gerade kaum noch, es gibt keine Flügel, kein „Romeo und Julia“-Ding, das Album handelt ja wirklich sehr, sehr stark von mir. „Manic“ ist mit Abstand die Platte, auf der ich am meisten von mir zeige.

Du lebst jetzt in Los Angeles und hast Weltkarriere als Musikerin gemacht. Ist dein Leben vergleichbar mit dem von anderen 25-Jährigen?
Halsey: Über diese Frage denke ich selbst häufig nach. Was passiert aufgrund meines Lifestyles und was passiert, weil ich Mitte 20 bin und nicht mehr daheim wohne? Wenn du in eine andere Stadt ziehst, um zu studieren oder um zu arbeiten, siehst du deine Familie ja auch nicht so oft. Der Unterschied ist, dass ich meine Eltern finanziell unterstütze. Das ist ja in der Regel andersherum.

Hast du noch Freunde, die nichts mit der Unterhaltungsindustrie zu tun haben?
Halsey: Eine gute Freundin von mir arbeitet an der Wall Street. Wir telefonieren manchmal, während sie in ihrem Büro aus dem Fenster guckt und mir eine Stunde lang erzählt, was in ihrem Job gerade abgeht. Das ist für mich unheimlich schön, einfach mal etwas ganz anderes zu hören.

Das Überraschende an deinem Album „Manic“ ist, wie optimistisch die meisten Songs klingen. Früher war deine Musik ja vorwiegend düster. Aber ein Song wie deine neue Single „You Should Be Sad“ hört sich ja richtig quirlig und nach dem Country-Pop etwa einer Shania Twain an. Halsey: Ich weiß, dass auch wieder Depri-Tage kommen werden, aber während der gesamten Entstehung der Platte war ich in einer sehr euphorischen Phase. Und das hört man ihr an. „Graveyard“ ist vermutlich der dunkelste Song des Albums, insgesamt gibt es vielleicht zweieinhalb. Was neu und fast etwas schräg ist für mich. „Manic“ hat eine klar humorvolle Note, ich nehme mich nicht mehr so ernst wie früher, auch deshalb gibt es weniger Düsteres.

Ist es Absicht, dass sich die Songs stilistisch rein gar nicht über einen Kamm scheren lassen?
Halsey: Voll. Warum soll ausgerechnet Halsey, die morgens erst einmal in sich hineinhorchen muss, welche Halsey denn da gerade den Tag beginnt, sich für ein Genre entscheiden müssen? Das Konzept dieser Songs bin einfach nur ich. Ich singe darüber, was für ein Mensch ich geworden bin und habe keine Angst davor, auch die nicht so schönen Seiten meiner Person zu zeigen.

Magst du die Halsey, die du heute bist?
Halsey: Schon ja. Die 19-jährige Halsey hätte keinen Schimmer gehabt, wie die 25-jährige wohl sein würde. Die Zwanziger sind die Zeit, um herauszufinden, wer du wirklich bist, welche Aspekte an dir wirklich echt sind, und von welchen du nur willst, dass die anderen sie dir abnehmen. Ich habe zum Beispiel allen immer erzählt „Hey, ich bin ein Nachtmensch, der gerne ausgeht und Party macht“. Tja, und jetzt mit 25 akzeptiere ich die Realität.

Nämlich?
Halsey: Ich bin ein Frühstücksmensch, der gerne den ganzen Tag das Haus nicht verlässt. Ich bin ein Mensch, der den Strand und das Wasser liebt und nicht sein Leben in der Großstadt verbringen will. Mit 19 glaubte ich, ich muss wild, hart und gemein sein. Aber in Wirklichkeit bin ich nett und lieb und freundlich zu allen. Heute habe ich keine Ahnung mehr, warum ich damals solch eine Bitch sein wollte.

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