Du bist in Trier geboren, in München aufgewachsen, zum Studium nach Trier zurückgekommen und lebst seit zwei Jahren in Köln. Was zeichnen diese Städte für dich aus?
Coremy: Verglichen mit München, haben Köln und Trier die Herzlichkeit gemeinsam, die die Menschen vereint. Deshalb fühle ich mich in der Region auch total wohl. Was ich an Trier und Köln ebenfalls mag, ist das Kleine. Man ist nah an den Menschen dran.
Apropos nah dran: Du bist Musikerin und Comedienne aus Leidenschaft und erreichst viele Menschen. Wie bist du dazu gekommen?
Coremy: Meine Eltern sind rheinische Frohnaturen, deshalb hat mich Humor schon immer fasziniert. Unter anderem hörte ich witzige Lieder von Marc-Uwe Kling und Bo Burnham. Nach dem Abi 2017 hatte ich keine Ahnung, was ich mit meinem Leben machen will, aber das wollte ich auch können. Daraufhin habe ich während meines Studiums in Trier mit dem Schreiben witziger Songs angefangen und 2018 stand ich damit erstmals auf einer Bühne. Einmal bin ich nach Köln, wo ich bei "Kunst gegen Bares" vor Publikum aufgetreten bin. Ich habe mir gedacht, hier kennt dich keiner, dann ist das weniger schlimm. (lacht) Die nächsten Auftritte fanden dann beim Trierer Comedy Slam und auf verschiedenen Kleinkunstbühnen statt.
Du bist durch die Veröffentlichung deiner Lieder bei tiktok und Instagram bekannt geworden. Was sind für dich die Unterschiede zwischen Live-Auftritten und den sozialen Medien als Plattform?
Coremy: Das Besondere auf der Bühne ist die Einzigartigkeit. Etwas, das wir jetzt und hier gemeinsam teilen. Der totale Moment. Man hat zudem Zeit. Die Struktur, wie man Witze erzählt oder Songs schreibt, ist live eine ganz andere. Man bringt mehr Muße mit, es ist eine richtige Kommunikation da, ein individueller Dialog mit dem Publikum. Im Internet hingegen kann man auf einen Schlag tausende von Menschen erreichen. Da ist eher die Masse das Faszinierende. Wenn man dort einen Punkt trifft, wo die Leute sagen, da kann ich was mit anfangen oder da kann ich auch mitreden, kann das riesige Wellen schlagen. Auch spannend im Internet ist der sportliche Aspekt, genau auf den Punkt zu performen. Man hat ja nur 30 Sekunden Zeit und muss sofort sagen, was man will, sonst swipen die Leute weiter.
Was ist dir bei deinen bisherigen Konzerten in besonderer Erinnerung geblieben?
Coremy: An jedem Abend geschehen einzigartige Momente. Teile meines Programms sind improvisiert, darin gehe ich auf die Leute ein und frage sie beispielsweise, was deren Lieblingstiere sind. Eine Frau gab mir daraufhin mal folgende Antwort: "Faultiere, weil sie sich bei der Partnersuche durch lautes Schreien auszeichnen." Später im Programm habe ich einmal unfassbar laut geschrien, der ganze Raum wusste dann sofort, was ich damit sagen wollte und ist in Lachen ausgebrochen. Das finde ich cool: ein Witz, den nur die Leute verstehen, die an dem Abend vor Ort gewesen sind.
In Deinen Texten setzt du dich gegen Sexismus und Homophobie ein. Woher nimmst du die Inspiration für die Songtexte?
Coremy: Indem ich andere Leute beobachte und aus Momenten schöpfe, die einem selbst begegnen. Da begegnet mir Sexismus und Homophobie erstaunlich häufig. Für mich als queere Frau ist das auch eine Art Verarbeitung. Erst einmal tut Diskriminierung weh, doch dann ist es interessant, den Twist zu finden, warum es eigentlich witzig ist, wie diese Person gerade denkt und was an dieser Weltperspektive so spannend ist. Das hilft mir auch selbst dabei, mit gewissen Themen besser umzugehen.
Dein erstes Live-Programm heißt "Rasiert". Wie kam dieser Titel zustande?
Coremy: Zum einen, weil Körperbehaarung von Frauen ein Thema ist. Sie steht symbolisch für die Selbstbestimmung, die sowohl bei queeren als auch bei generell benachteiligten Menschen eine große Rolle spielt. Auf der anderen Seite steht "Rasiert" vor allem im Hip-Hop- und Musikjargon dafür, dass man den Saal zerfetzt. Ich finde, das ist ein geiles Wortspiel.
Was kann das Trierer Publikum Ende Oktober im Mergener Hof erwarten?
Coremy: Es steht einiges zum Mitsingen auf dem Programm, es sind aber auch schöne Chansons dabei, kurz: eine große Bandbreite an Songs. Es gibt verschiedene Themen, dazu zählt sowohl Queerfeministisches als auch Gesellschaftliches. Die Zuschauer:innen können sich auf ein kurzweiliges Programm freuen.
Du engagierst dich auch in Triers queerem Zentrum, dem Schmit-Z, und trittst unter anderem bei der Rosa Sitzung auf. Was bedeutet dir diese regelmäßige Zusammenarbeit?
Coremy: Ich liebe das Schmit-Z einfach, weil es auch für mich die erste Anlaufstelle war, und wo ich geoutet mein Zuhause gefunden habe. Ich bin echt stolz darauf, wie groß, gut organisiert und etabliert das Ganze ist. Die Rosa Sitzung kann sich mehr als sehen lassen, sie ist größer als jene in Köln. Für eine Kleinstadt wie Trier ist es nicht selbstverständlich, einen solchen Verein mit einer derartigen Kraft zu haben. Deswegen freue ich mich total, ein Teil davon sein zu können und gebe gerne mit dem Schmit-Z an. (lacht)
Was steht als nächstes bei dir an? Kannst du uns diesbezüglich schon etwas verraten?
Coremy: Aktuell bin ich viel mit meinem CSD-Song "Chat LGBT" unterwegs, danach geht meine Tour weiter und zwischendurch schreibe ich wieder für die ZDF "heute-show".
Was wünschst du dir für die Zukunft und deine weitere Karriere?
Coremy: Ich hoffe, den Spaß daran nicht zu verlieren, mich über den Menschen und die Gesellschaft lustig zu machen und dass andere genauso viel Spaß mit meinen Songs haben. Auch hoffe ich, dass die Witze, die ich mache, irgendwann nicht mehr lustig sind, weil es einfach in der Gesellschaft angekommen ist und gewisse Punkte der Diskriminierung überwunden sind.
Tickets für den Auftritt am 24.10. gibt's hier.