Konzert

„Ich hoffe, dass unsere Kinder uns retten“

James Blunt im Lifestyle-Interview

Mit Hits wie „You‘re Beautiful“ und „Goodbye My Lover “ wurde James Blunt berühmt, nun meldet er sich mit dem sechsten Studioalbum zurück. Im Rahmen seiner aktuellen Tour ist der britische Singer-Songwriter am 05. März in der Rockhal zu Gast. Im Interview stand er uns Rede und Antwort.

James, du wirst auch nicht wirklich älter. Was ist dein Geheimnis?
James Blunt: Alkohol. Was denn sonst? (lacht)

Zum Einreiben oder zum Trinken?
James Blunt: Zum Einreiben? Bitte. Nein, ich trinke ihn. Alkohol konserviert. Überhaupt führe ich kein gesundes Leben. Aber ein glückliches. Wenn ich in Deutschland bin, gibt es Bratwurst mit Fritten, alles andere wäre doch dumm.

Und trotzdem konntest du dich noch in die Klamotten quetschen, in denen du im Jahr 2004 im Video zu „You‘re Beautiful“ von der Klippe gesprungen bist und die du jetzt für den Clip zu „Cold“ wieder herausgeholt hat. Wo war das Zeug in der Zwischenzeit?
James Blunt: Im Schrank. Die Sachen hingen im Kleiderschrank meines Hauses, das ich mir von dem „You‘re Beautiful“-Geld gekauft habe, auf Ibiza. Sie passten glücklicherweise noch.

Damals warst du ganz neu im Geschäft, heute bist du ein etablierter Topstar. Dennoch sagst du, dass dein neues Album „Once Upon A Mind“ eine Rückkehr zu deinen Anfängen sei. Wie ist das zu verstehen?
James Blunt: Bei manchem, was mir seit 2004 widerfahren ist, fühlte ich mich wie ein Schiffbrüchiger auf hoher See. Teilweise kann dieses Leben hohl und ein bisschen leer sein. Sobald du Erfolg hast und ein Publikum, gerätst du in dieses Rattenrennen. Du willst nicht, dass es aufhört, und du hast den Druck, immer wieder etwas anzubieten, von dem du denkst, dass die Leute es mögen werden. Ich habe über die Jahre coole, oft unterhaltsame Songs gemacht, aber nicht hinter allen konnte ich persönlich bedingungslos stehen. Das ist auf „Once Upon A Mind“ anders. Diese Platte habe ich, wie „Back To Bedlam“, meine allererste, nicht für ein Publikum geschrieben. Sondern ausschließlich für mich selbst und die Menschen, die mir am nächsten stehen.

Als da sind?
James Blunt: Meine Frau, unsere beiden kleinen Jungs und mein Vater, der sehr krank ist. Ich war in den vergangenen Jahren sehr viel auf Tournee und hatte oft das Gefühl, meine Liebsten zurückzulassen. Dazu kamen Isolation und Einsamkeit – diese Emotionen waren mir früher völlig fremd.

„Cold“ und auch „Champions“ klingen wie zerknirschte Liebeslieder an deine Frau – wie schwer hat sie es mit dir?
James Blunt: Einfach ist es sicher nicht. Auch, wenn ich von meinen Reisen heimkomme, kann ich nicht sofort auf Familienmodus umschalten, ich mute ihr sicher eine Menge zu. Und es ist auch hart, jemanden mit zwei kleinen Kindern ständig alleinzulassen. Trotzdem bin ich überzeugt, dass wir ein fantastisches Team sind. Wenn wir zusammenhalten, kann uns nichts passieren.

Du sagst, „Once Upon A Mind“ sei dein ehrlichstes Album seit dem Debüt. Warum war jetzt die richtige Zeit, daran anzuknüpfen?
James Blunt: Weil mein Vater jetzt dabei ist, zu sterben und früher eben nicht. Weil ich früher keine Kinder hatte. Weil ich früher darüber schrieb, betrunken und high in einem Nachtclub zu feiern. Das war alles ein großer Spaß, ich liebte diesen Abschnitt meines Lebens. Aber diese Musik jetzt, die musste ich so schreiben, ich hatte gar keine andere Wahl. Und wer weiß, vielleicht erreiche ich gerade mit solchen persönlichen Liedern mehr Menschen als mit den Party-Songs. Weil ich ja auch nicht der einzige Mensch auf der Welt bin mit kranken, alten Eltern oder kleinen Kindern. Ich bin nicht allein.

„Monsters“, das Lied über deinen Vater, ist wirklich sehr zu Herzen gehend.
James Blunt: Danke. Ich sage in diesem Text Sachen, die ich so nie mit ihm besprochen habe. Normalerweise führten wir solche sehr persönlichen Unterhaltungen nicht. Ich habe auch sehr lange gezögert, ihm den Song vorzuspielen. Ich war nervös. Irgendwann tat ich es doch. Er meinte nur „So ist es, Junge“.

Wie war und ist die Beziehung zu deinem Vater?
James Blunt: Sie war immer exzellent. Als Familie haben wir stets zusammengehalten. Meine Eltern schickten mich aufs Internat, als ich sieben war, zu der Zeit lebten sie in Soest in Westfalen, ich kam nur in den Ferien heim. Der Möhnesee, an dem wir wohnten, war der beste Ort, den ein Kind sich wünschen kann. Im Winter habe ich auf dem See Eishockey gespielt, im Sommer bin ich geschwommen. Leider ist der Kontakt zu meinen Freunden von damals irgendwann eingeschlafen.

Was hast du von deinem Vater übernommen?
James Blunt: Er war auch bei der Armee, so wie ich später. Sowohl er als auch meine Mutter haben eine positive, zupackende Art, sie gehen die Dinge an anstatt ewig zu lavieren. Diese Art habe ich auch. Ich bin ganz klar der Typ, der sagt „Wir schaffen das“. Ich bin ein Optimist.

In „The Greatest“ singst du, es frustriere dich, zu sehen, in was für eine Welt du deine Kinder hineingebracht hast.
James Blunt: Ja, die Botschaft an die Jungs ist eindeutig: Handelt einmal besser und klüger als die Generation eurer Eltern, zu der ich nun einmal auch zähle. Ich fürchte, wir haben es echt versaut. In der Welt herrscht ein Mangel an Mitmenschlichkeit und Freundlichkeit, dafür ein Übermaß an Selbstsucht und Gier, das uns irgendwann zerstören wird. Ich hoffe, dass unsere Kinder uns retten.

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