Konzert Party

So war’s beim Southside Festival

Wo war ich eigentlich in der Nacht von Freitag auf Montag? Eine Frage, die die etwa 60.000 Besucher des Southside Festivals in Neuhausen ob Eck detailliert beantworten können. In diesem Jahr ließen alte Haudegen junge Hüpfer hüpfen, der Veranstalter überraschte mit einem Novum auf der Landebahn und freute sich über rasch ausverkaufte Frühbucher-Tickets für 2019.

Alles gegeben! Am 24. Juni, dem Sonntagabend auf dem Southside Festival im Baden-Württembergischen Neuhausen ob Eck, bollerte Headliner The Prodigy die letzten Bässe aus den riesigen Boxen der Tribüne hinaus. Die britische Band um Frontmann Keith Flint, seit Mitte der 1990er laut im Geschäft, flitzte über die Bühne, plärrte in die Mikros und ließ das Southside im wahrsten Sinne des Wortes beben. Hoffentlich hatten die Festivalbesucher zu diesem Zeitpunkt ordentlich Ohrenstöpsel intus – es war sehr, sehr laut.

Etwa 60.000 Festival-Besucher feierten vom 22. bis zum 24. Juni in Neuhausen ob Eck; wenn man es genau nimmt, eigentlich schon ab Donnerstag, dem 21. Juni. Schließlich sind die besten Camping-Plätze rar gesät und wieso drei Tage feiern, wenn vier möglich sind?

Zu den Bands gesellten sich ideale Wetterbedingungen: kein Regen und viel Sonne! Okay, nachts wurde es etwas frisch, doch geschlafen wurde eh nicht viel. Und das, obwohl in diesem Jahr eine Party-Institution auf dem Gelände fehlte. Neuerdings verzichtete der Veranstalter FK Skorpio auf das berühmte Partyzelt, das mitten auf der Landebahn im Take-Off-Gewerbepark stand. Hier tropfte jedes Jahr der Schweiß von der Decke und verdampfte auf der tobenden Partymenge. Ein feierlicher Teufelskreis.

Doch 2018 wurde alles anders. Unter anderem wegen des Public Viewings beim Spiel der deutschen Nationalmannschaft am Samstag entschieden sich die Veranstalter gegen ein Partyzelt. „Das war anscheinend genau die richtige Entscheidung, denn wenn man sieht, wie viele von euch jeden Abend die Landebahn in einen brodelnden Hexenkessel aus Tanzbeinen und sonstigen Gliedmaßen verwandelt haben, wäre das traditionelle Disco-Zelt hundertprozentig explodiert“, schreibt FK Skorpio auf southside.de.

Die Mischung aus jungen und älteren Festival-Besuchern stimmte. Vier Tage lang herrschte ausgelassene Stimmung. Gegenseitig wurden Heringe verliehen, diverse Dosenbiere ausgetauscht oder schlicht geholfen, wo es ging. Von Aggression oder schlechter Laune keine Spur. Das empfand auch Melina so, die das erste Mal auf einem Festival war: „Es war ein friedliches Miteinander. Die Menschen hatten lustige und kreative Bauten auf den Campingplätzen und vor allem lustige Kostüme an.“ Die Festivalpremiere verlief für sie alles andere als geplant, denn am ersten Abend stand sie plötzlich alleine da. Doch Melina wurde von der Southside-Familie sehr gut aufgenommen: „Gleich beim ersten Konzert habe ich meine ganze Gruppe verloren, aber trotzdem war ich nicht eine Minute allein. Ich habe Telefonnummern und Instagram-Accounts ausgetauscht und sogar schon wieder Kontakt gehabt – wir haben uns direkt für das nächste Jahr verabredet!“

Den ersten Höhepunkt hatte das Festival am Freitagabend beim Auftritt der englischen Band Arctic Monkeys. Die Leinwände neben der Bühne färbten sich schwarz-weiß, Frontmann Alex Turner pfefferte seine unverwechselbare Stimme durch die Boxen und bestreute die Menge mit Hits aus dem neuen Album „Tranquility Base Hotel & Casino“ im 1960er-Style. Selbstverständlich wurden ebenfalls Hits von älteren Alben gespielt. Zuvor hatten NOFX, Portugal.The Man oder Kraftklub die Bühnen vorgeheizt, die arktischen Affen steigerten die Feiertemperatur kontinuierlich.

Apropos steigern! Schon mal etwas von der Jägermeister Blaskapelle gehört? Wenn nicht, sollte das schleunigst nachgeholt werden. Nichts ging mehr im Zelt der White Stage, als die Blaskapelle ihre Trompeten und Tubas mit Luft befüllte. Remixes von alten und neuen Hits sorgten für ein dermaßen volles Zelt, dass niemand mehr reindurfte, draußen aber weiter gefeiert wurde. Die Feierlichkeiten gingen also wohl temperiert weiter und wurden im weiteren Tagesverlauf von Bands wie The Offspring, Samy Deluxe oder den Donots wieder auf ein tropisches Niveau gebracht. Zum Brennen brachte die Bühne am Samstagabend Marteria, der gefühlte 30 Mal „… das hier sind die letzten 21 Sekunden unseres Auftritts“ ankündigte und lange nicht genug von den feiernden Besuchern bekommen konnte.

Und dann kam der bereits angesprochene Sonntag. Nach drei bzw. vier Tagen Campen humpelten die meisten Festivalbesucher wie Marathonläufer auf den letzten Metern. Man kann keine Zelte mehr sehen, man riecht nach Grill und Sonstigem und sehnt sich nach seinem Bett in den eigenen vier Wänden. Deswegen geht es sonntags immer etwas gemächlicher zu.

Einige Besucher suchten sich etwas weiter hinten ein Plätzchen und genossen die Konzerte aus der gemütlichen Ferne. Der Abend und der Auftritt von The Prodigy rückte näher. Plötzlich standen alle! Die Besucher hüpften – ob man die Hits kannte oder nicht, war egal –, The Prodigy basste alles raus und wrang den letzten Partytropfen aus der Southside-Meute raus.

Obwohl der Festival-Muskelkater nach vier Tagen Feierei erbarmungslos ist, haben die Southside-Menschen scheinbar noch lange nicht genug. Die 10.000 Frühbucher-Tickets waren nach rund einer Stunde ausverkauft. Aber keine Sorge, die „normalen“ Tickets gibt’s noch reichlich hier: southside.de/de/tickets. Denkt an die Ohrstöpsel!

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