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35 MM

Miserables Timing trifft sehr atmosphärische Story: Dieses Spiel ist in mehrfacher Hinsicht einzigartig.

Als Sergey Noskov sein Spiel 2016 veröffentlicht hat, konnte er nicht wissen, wie die Welt 2022 aussehen würde. Denn 2022 erscheint nun die Konsolenversion des Spiels. Warum das wichtig ist? Schauen wir uns 35 MM doch mal näher an.

Dieses verfluchte Timing

Im Mittelpunkt stehen zwei Freunde, die sich in einer postapokalyptischen Welt befinden. Genauer gesagt, in Russland. Ja, das hat aus heutiger Sicht schon einen faden Beigeschmack. Jedenfalls kämpfen die beiden Kumpels einfach nur ums Überleben. Was in dieser Welt geschehen ist? Ich sag es euch: Ein unbekanntes Virus hat die Menschheit ausgerottet (nein, kein Corona, sondern eine Ebola-Variante). Auch dieses Stück der Erzählung wirkt heutzutage anders als noch im Jahr 2016. Wie gesagt: 35 MM hat ein saumieses Timing, was die Veröffentlichung angeht.

Zudem sieht man dem Spiel sein Alter deutlich an. Selbst im Jahr 2016 würde ich behaupten, dass es nicht gut ausgesehen hat. Es erinnert an frühe Werke auf der Xbox 360 oder PS3. Aber das muss ja nichts heißen. Und bei 35 MM stimmt das auch: Denn im Kern hat das Spiel sein Herz am rechten Fleck.

Langsamer Einstieg

Der Anfang beginnt sehr gemächlich, ohne dass ihr wisst, was zu tun ist. Außerdem fällt es mir schwer das Spiel in eine bestimmte Kategorie einzuordnen. Den größten Teil eurer Reise zu zwei seid ihr jedenfalls unterwegs und entdeckt die Gegend um euch herum. 35 MM wirft euch immer wieder in unterschiedliche Kapitel. Oft müsst ihr zudem leichte Rätsel lösen und unterhaltet euch mit eurem Begleiter. Dabei kommt ungeahnt viel Atmosphäre auf.

Nicht so schön waren die Situationen, in denen ich schießen oder mich prügeln musste. Bei den Schießereien fehlt es dem Spiel an der nötigen Technik: Die Steuerung ist schwammig und die Animationen sehr ungelenk. Es fällt schwer zu treffen. Zum Glück liegt hier aber nicht der Fokus drauf. Auch die Prügeleien sind mehr Ärgernis als spaßig. Denn sie bestehen aus Quick-Time-Events, bei denen ich anfangs nicht wusste, was ich falsch gemacht habe. Immer wenn ein bestimmter Knopf erschien, habe ich rechtzeitig gedrückt – mit keinem Erfolg. Ich verlor immer. Erst nach einer Recherche fand ich heraus, dass ich Knöpfe nicht einmal, sondern mehrfach hämmern muss. Das hätte mir fast die komplette Laune am Spiel verdorben.

Davon abgesehen enthält 35 MM aber eine ziemlich interessante Story. Die große Frage stellt sich: Wohin würde die Menschheit driften, wenn die Regierungen plötzlich versagen? Und hier wird es bei 35 MM richtig spannend. Das Spiel ließ mich oft denkend zurück. Es ist eine spannende Studie über die Abgründe der Menschheit. Wäre nur nicht dieses Timing so behämmert.

Fazit

Aus meiner Sicht kann ich 35 MM durchaus empfehlen. Es sieht mies aus, hat ein furchtbares Timing der Veröffentlichung und verhaut manche Kampf-Szenen ordentlich. Und doch bringt es eine einzigartige Atmosphäre herüber. Die Idee und die Geschichte des Spiels regen zum Denken an – und das sehe ich als dicken Pluspunkt. In solchen Fällen drücke ich bei der Grafik und dem teils hakeligen Gameplay gerne mal ein Auge zu.

Erhältlich für: Xbox, Playstation, PC
Website: sometimesyou.com