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Another Sight

Ein Setting, das aus einem Tim-Burton-Film stammen könnte – dieser Puzzle-Plattformer liefert spannende Ideen.

Ein schicksalhaftes Treffen unter Tage: Tief in einem Gewölbe von London begegnet das junge Mädchen Kit dem Kater Hodge. Trotz optischer Unterschiede ergänzen sich die beiden hervorragend: Hodge ist wendig und kann sich durch enge Pfade quetschen, Kat kann dafür Dinge aktivieren, die eine Katze nicht bedienen könnte. Warum das so wichtig ist? Nun ja: Kat hat einen kleinen Nachteil im Leben – sie ist blind.

Auf samtigen Pfoten

Die Ausgangslage von „Another Sight“ des österreichischen Publishers Toplitz Productions klingt vielversprechend. In das Fell einer Katze zu schlüpfen sollte wohl den Geschmack vieler Menschen treffen. Gepaart mit zahleichen Rätsel-Passagen und einer mysteriösen Story macht der Titel einen grundsoliden Eindruck.

Optisch punktet „Another Sight“ mit einer teils skurrilen Welt, die glatt aus Tim Burtons Kopf stammen könnte. Das Spiel ist nämlich nicht in irgendeiner bestimmten Zeit angesiedelt, sondern orientiert sich stark an dem Fantasy-Roman „Neverwhere“ aus der Feder von Neil Gaiman. Es mischen sich darin einige Themen aus der Literaturgeschichte von „Alice im Wunderland“ bis hin zu „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“.

Jedenfalls eine sehr interessante Umgebung für Rätseleinlagen. Das Haupt-Gameplay richtet sich auf das Zusammenspiel zwischen Kit und Hodge. Jederzeit könnt ihr zwischen beiden hin und her wechseln. Kit nimmt ihre Umgebung natürlich anders wahr als Hodge: Während der Kater seine Welt so sieht, wie ihr, vertraut Kit auf Geräusche, die ihr ein ungefähres Bild ihrer Umgebung liefern.

Das heißt auch: Kommt Kit in ein neues Gebiet, in dem keine Geräusche sind, müssen eben welche erzeugt werden. Dazu reicht anfangs der Miauen der Katze, wird später aber elegant in Puzzles verpackt. Beispielsweise schaltet Hodge dann eine Maschine – von denen gibt es übrigens sehr viele bizarre Ausführungen – einschalten und so Kit in die gewünschte Richtung lotsen.

Andere Kopfnüsse bedienen sich klassischer Schalter-, Schiebe- und Kombinationsrätsel. Diese sind zwar größtenteils ganz nett geworden, kranken manchmal aber an der etwas hakeligen Steuerung. Hinzu kommt eine Kameraführung, die nicht immer sicher ist, was genau sie da gerade treibt. Aber bei einer kleineren Produktion wie „Another Sight“ geht das schon in Ordnung.

Irgendwann gewöhnt man sich an die Glitches, die mal auftauchen können. Mir passierte es an zwei oder drei Stellen, an denen ich mich etwas ärgerte, weil mich ein Glitch in den virtuellen Tod riss und an den letzten Speicherpunkt katapultierte, der allerdings nicht sonderlich gut gesetzt war. Schwamm drüber.

Ich kann dich hören

Am stärksten ist „Another Sight“ jedenfalls, wenn es um die Geräusch-Rätsel geht: Diese Knobeleien unterhalten und lassen euch einen Kater spielen. Was will man mehr?! Apropos Kater spielen: Wenn ihr Hodge steuert, müsst ihr euch auch an seine Bewegungsmuster gewöhnen. Anstatt einfach rumzulaufen und dann zu springen, haben die Entwickler die typischen Bewegungen einer Katze übernommen.

So kauert ihr euch vor einem Sprung kurz zusammen, wackelt leicht mit der Hüfte und spring dann ab – sehr niedlich und ziemlich cool umgesetzt. Bei Kit wiederrum sehen die Animationen nicht so geschmeidig aus: Irgendwie denke ich immer an eine Schaufensterpuppe, wenn Kit in Nahaufnahme zu sehen ist – menschlich kann das Mädchen hier nicht sein, eher aus Plastik.

Der Rest der Welt schwankt ebenfalls etwas in der Qualität: Generell begrüße ich die teils sehr skurrilen Umgebungen samt mysteriöser Maschinen. Hin und wieder brach die Bildrate leicht ein und Objekte wurden nicht korrekt dargestellt. Aber alles kein großes Problem.

Denn dafür zieht mich das interessante Setting immer wieder in seinen Bann. Selbst ein Geheimbund von berühmten Erfindern bindet „Another Sight“ in seine Story mit ein, was dem Spiel noch mehr Profil gibt.

Fazit

In die tapsigen Pfoten einer Katze zu schlüpfen macht per se schon ziemlich Spaß: Im Falle von Kater Hodge haben die Entwickler viel Herzblut investiert, um die Bewegungen einer Katze naturgetreu nachzuempfinden. Das rechne ich ihnen hoch an!

Die Kombination aus diesem wendigen Stubentiger mit einem blinden Mädchen machen „Another Sight“ zu einem äußerst interessanten Titel, der an ein paar kleinen technischen Schwächen kränkelt. Doch dank des ungewöhnlichen Settings und der netten Rätseleinlagen, kann ich das Spiel Genre-Freunden mit gutem Gewissen weiterempfehlen.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC, Switch
Website: https://bit.ly/2m9MMFz