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Baldur's Gate And Baldur's Gate II Enhanced Editions

Etwas angestaubt, aber immer noch gut – wie ein edler Rotwein, nur reichhaltiger an Inhaltsstoffen.

Es grenzt schon an Wahnsinn, wenn man die Inhalte von „Baldur’s Gate“ auf eine oder zwei Seiten Pergament verfassen möchte. Den Platz nun aber noch für die ersten beiden Teile von „Baldur’s Gate“ aufzuteilen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Daher versuche ich es erst gar nicht, sondern beschränke mich auf die hervorragenden Dinge, die das frühe Werk von BioWare zu einer Legende im Rollenspiel-Genre gemacht haben.

Mächtig viel zu bieten

Die gute Nachricht zuerst: Beide Spiele sind in einer Sammler-Edition samt aller DLCs nun für die aktuellen Konsolen erhältlich. Wer also die Klassiker Ende der 90er-Jahre verpasst hat, hat nun die Chance das nachzuholen. Aber auch Fans der ersten Stunde können mit dieser herrlichen Edition wieder in nostalgische Gefühle eintauchen.

Aber nehmt euch ein bisschen Zeit mit: Für beide Titel veranschlage ich jetzt mal gute 100 bis 150 Stunden, wenn ihr euch etwas ausführlicher damit beschäftigt. So war das früher eben. Aus heutiger Sicht ist die Sammlung von „Baldur's Gate and Baldur's Gate II Enhanced Editions“ natürlich nochmals interessanter: Denn inzwischen wissen wir, dass die Macher von BioWare zu den ganz Großen in der Spielbranche gehören, wenn es um Rollenspiele geht.

Ich sage nur „Knights of the old Republic“, „Dragon Age“ oder „Mass Effect“. Auch wenn das Team in den letzten Jahren etwas geschwächelt hat, haben sie damals Maßstäbe gesetzt, die bis heute gelten.

Leseratten aufgepasst

Bei den beiden Teilen von „Baldur’s Gate“ werden euch die exzellenten Dialoge sicher bald auffallen. Ihr bekommt hier eine 1A-Fantasygeschichte geliefert, die alles hat, was ein spannendes Epos braucht. Allerdings solltet ihr auch den Willen dazu haben, euch mehr Zeit für die Dialoge zu nehmen.

Wie gesagt: Beide Werke haben über zwanzig Jahre auf dem Buckel – das merkt man ihnen schon an. Und damals tickten die Uhren noch anders – lange nicht so hektisch, wie heutzutage. Ich persönlich fand das sogar recht erfrischend, auch wenn ich meine Ungeduld manchmal zügeln musste.

Beide Spiele gestalten sich ähnlich: Bevor das Abenteuer beginnt, müsst ihr euch einen Helden erstellen. Allein das dauerte bei mir eine halbe Stunde, weil es bereits dort tief in die Substanz geht. Beim Portrait-Bildchen ging die Sache noch recht schnell.

Doch dann kamen Name, Geschlecht, Rasse, Klasse, Unterklasse, Fähigkeiten, Besonderheiten und Auftreten. Mein Tipp: Beschäftigt euch ein Weilchen damit, weil es immense Auswirkungen auf das restliche Abenteuer hat. Also überlegt euch gut, mit wem ihr da die nächsten hundert Stunden verbringen wollt.

Einfach mal treiben lassen

An dieser Stelle gibt es gleich noch den nächsten Tipp: Anstatt euch das gesamte Sechser-Team selbst zu gestalten, spielt erst einmal mit einem Recken und lernt im Verlauf der Story weitere kennen – dadurch werdet ihr mit interessanten Hintergrundgeschichten und amüsanten Charakteren belohnt.

Aber das ist kein Muss, denn schließlich befinden wir uns hier in einem D&D-Universum – und diese sind stellen immer die Interessen des Spielers in den Mittelpunkt. Nur eine Warnung: Wenn ihr euch eine Sechser-Barbaren-Bande zusammenstellt, wird das Spiel um einiges schwerer werden, da euch die spielerische Balance fehlen wird.

Das leitet mich gleich zum nächsten Punkt, dem Schwierigkeitsgrad. Beide „Baldur’s Gate“-Spiele sind harte Brocken. Spielt ihr jedoch auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad, erinnert das Ganze allerdings eher an eine Sightseeing-Tour, auf der ein paar als Schurken verkleidete Statisten auftreten, die ihr dann heldenhaft ins Jenseits schickt.

Aber bereits auf „normal“ solltet ihr die Fähigkeiten eures Teams in Kombination nutzen können, um möglichst effektiv zu sein. Zum Glück lässt sich das Geschehen jederzeit pausieren und befehlen dann bei Stillstand verteilen.

Freud und Leid aus alten Tagen

Apropos Befehle verteilen: Bei beiden „Baldur’s Gate“-Titeln wurde der Port auf die neuen Konsolen wirklich gut über die Runden gebracht. Die Kontrolle mit dem Gamepad fühlt sich gelungen an, wenn auch an manchen Stellen etwas hakelig in der Menüführung – was aber schon Bestandteil des Originals war.

Ja, die Menü-Führung ist nicht auf der Höhe der Zeit. Hier – und bei der Grafik – merkt man den Titeln wohl deutlich den Zahn der Zeit an. Grafisch wurde zwar etwas aufgehübscht, aber besonders auf der PS4 oder Xbox One sieht das Geschehen auf dem Bildschirm ganz schön matschig aus – besser ein Auge zudrücken an diesem Punkt. Jedenfalls wurden die Zauber- und Kampfeffekte optisch deutlich aufgebessert. Schöne Sache.

Fazit

Aber reden wir nicht weiter über kleine Details und machen Nägel mit Köpfen: „Baldur's Gate and Baldur's Gate II Enhanced Editions“ ist ein genialer Fanservice, mit dem man in diese Rollenspielklassiker wieder eintauchen kann.

Wer über die angestaubte Grafik und die manchmal hakelige Steuerung hinwegsehen kann, wird ein episches Abenteuer erleben, das zurecht zur Legende wurde. Warum frage ich mich gerade an dieser Stelle, was eigentlich „Baldur's Gate 3“ im Moment so macht?!

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC, Switch
Website: beamdog.com/games/baldurs-gate-enhanced