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Beholder: Complete Edition

Schwein sein oder nicht? In einem totalitären Staat hat ein Hausmeister wohl keine große Wahl – oder etwa doch?

Volltreffer! Die Kamera, die Hausmeister Karl im Feuermelder von Herrn Schimmer untergebracht hat, konnte den alten Herrn auf frischer Tat ertappen: In aller Seelenruhe hat der ehemalige Hausbesitzer doch heimlich an einem Modelboot herumgebastelt – was natürlich strengstens verboten ist. Hausmeister Karl muss diesen Vorfall sofort melden, damit Herr Schimmer aus dem Haus geworfen wird. Für Karl regnet es danach erneut Anerkennung vom Staat. Oder soll Karl das gesammelte Videomaterial verwenden, um Herrn Schimmer zu bedrohen? Vielleicht kann der alte Mann ja was Nützliches anbieten. Karls Frau Anna hingegen meinte bisher immer, dass ein Gespräch die beste Möglichkeit sei, um Probleme aus der Welt zu schaffen. Sollte Karl daher etwa offen mit Herrn Schimmer reden und versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden? Jede dieser Entscheidungen wird Karl in eine andere Richtung treiben …

Ich will doch nur leben

Als Spieler dürft ihr bei dieser Simulation in die Rolle des frisch gebackenen Hausmeisters schlüpfen, der eigentlich nur eins möchte: In Frieden mit seiner Familie leben. Doch in diesem fiktiven, düsteren Staat ist das so eine Sache mit dem Frieden: Täglich werden neue Verbote von der Obrigkeit veröffentlicht, die immer absurder wirken (wie das Beispiel mit dem Modelboot gut verdeutlicht). Doch wer nicht gehorcht, wird von der Polizei abtransportiert. Das Entwicklerstudio Warm Lamp Games hat hier einen wunderbaren Seitenhieb auf totalitäre Staaten erschaffen, bei dem der Spieler hautnah dabei sein kann. Auf den ersten Blick wirkt „Beholder“ sogar recht putzig mit den comicartigen Schattenfiguren. Doch je mehr ihr euch in den Apartment-Komplex mit all seinen Einwohnern stürzt, desto düsterer wird das Ganze.

Aus den vormals schlicht gemalten Figürchen entstehen virtuelle Persönlichkeiten, die ihr bald sehr gut kennen werdet – ob nun durch persönliche Gespräche oder durch das Durchwühlen ihrer Sachen, ist euch dabei überlassen. Jedenfalls müsst ihr in der Rolle des Hausmeisters dem Staat gehorchen: Und dieser will unbedingt über jede Person in dem Gebäude Bescheid wissen. Die Steuerung ist blitzschnell im Tutorial gelernt: Per linkem Stick bewegt ihr Karl durch die Räume. Ein Knopfdruck genügt, um Objekte zu durchsuchen. Ebenfalls sehr angenehm: Mit dem rechten Bumper und Trigger des Controllers kontrolliert ihr die Menüs auf der rechten Seite des Monitor. Mit dem linken Bumper und Trigger die linke Seite. Ist einem das erst mal bewusst, läuft die Steuerung herrlich locker von der Hand – was das Spielgeschehen nicht unbedingt einfacher macht.

Harte Entscheidungen versüßen den Spielspaß

Sinn und Zweck des Spielchens ist in erster Linie, dass Karl und seine Familie überleben. Dazu muss Karl verschiedene Aufgaben erfüllen, die ihm vom Ministerium per Telefon mitgeteilt werden. Das reicht von der Spionage bestimmter Personen bis hin zu derem Rauswurf aus dem Wohnkomplex. Wie Karl dabei vorgeht, ist ganz dem Spieler überlassen. Ein kleines Beispiel: Herr Schimmer soll unbedingt aus der Wohnung fliegen – meint zumindest Karls Vorgesetzter. Ihr könnt nun entweder in Herr Schimmers Wohnung eine Kamera installieren und hoffen, dass er was Illegales tut, oder ihr durchwühlt heimlich in seiner Abwesenheit seine komplette Wohnung. Aber wehe, ihr werdet erwischt: Dann klicken bei euch die Handschellen, sofern ihr die Polizei nicht bestechen könnt.

Eine andere Möglichkeit wäre es, wenn ihr Herr Schimmer direkt ansprecht und mit ihm gemeinsam einen Plan macht. Oder ihr sammelt Infos über Herr Schimmer von seinen Nachbarn, die garantiert das ein oder andere an dem alten Herrn zu bemängeln haben. All diese verschiedenen Vorgehensweisen können zum Ziel führen – allerdings hat jeder Weg eine andere Auswirkung. Was gleichzeitig auch enorm den Wiederspielwert steigert. Apropos Wiederspielwert: Werdet ihr bei einer Straftat erwischt oder befolgt eure Anweisungen vom Ministerium nicht, dann war es das – Game Over. Danach gibt es nur noch die Möglichkeit, einen neuen Spielstand anzufangen. Das kann auf der einen Seite frusten, euch aber über eure alte Vorgehensweise nachdenken lassen – äußerst spannend.

Fazit

Für mich kam „Beholder“ doch sehr überraschend, da ich mich anfangs vom Grafikstil etwas abschrecken ließ. Die bisherigen Lobpreisungen auf dem PC haben mich dennoch neugierig gemacht – zumal die „Complete Edition“ sämtliche DLCs enthält, sowie bis zum 2. Februar noch kostenlos das Spiel „Dear Esther“ anbietet. Nachdem ich das Spielprinzip und die Steuerung verstanden habe, freue ich mich nun jedes Mal, wenn ich das Spiel starte. Werde ich es heute schaffen, meine Familie und mich zu retten? Soll ich mich egoistisch verhalten oder gemeinsam nach Lösungen suchen? All diese spannenden Fragen machen die Simulation zu einem wunderbaren Stück Software, das eine sehr düstere Stimmung verbreitet.

Erhältlich für: Xbox One, PS 4, PC
Website: beholder-game.com