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Captain Tsubasa: Rise of New Champions

Ein spaßiges Fußballspiel mit dem Herz am rechten Fleck – aber eher für Kenner als Neulinge.

Die Wertung nach 15 Minuten im Spiel: Eine Katastrophe! Unser Jung-Tester Finn lässt kein gutes Haar am neusten Ausflug von Captain Tsubasa und seinen Fußball-Künsten. Allerdings muss man diese Wertung etwas relativieren: Zum einen steht Finn mit seinen elf Jahren gerade mal am Anfang seiner Tester-Karriere und hat noch wenig Referenzen. Zum anderen kann er daher auch nicht den Werdegang von Captain Tsubasa kennen.

Ich jedoch habe die Anfänge live miterlebt. Bei mir zeichnet sich daher ein etwas anderes Bild ab. Aber ganz so unrecht sollte Finn in manchen Punkten nicht haben. Das Spiel ist eher was für Kenner der Reihe. Gerade auf dem Platz bleibt der Spielspaß dann aufgrund der Technik oftmals liegen. Mehr dazu später.

Kein Vergleich, bitte!

Grundsätzlich ein Satz zu Beginn: Vergleicht „Captain Tsubasa: Rise of New Champions“ auf keinen Fall mit einem „FIFA“ oder „Pro Evolution Soccer“. Auch wenn hier eigentlich Fußball draufsteht, ist hier eher Animé-Action und übertriebener Spaß drin als eine Simulation. Seht es als eine Art japanische Rollenspiel im Gewand eines Fußball-Abenteuers. Damit fahrt ihr wesentlich besser.

Zu Anfang gibt es mal eine kleine Zeitreise, damit ihr die Hintergründe besser kennenlernt: Captain Tsubasa erschien Anfang der 1980er-Jahre und war eine ziemlich erfolgreiche Animé-Serie, die sich um das runde Leder drehte. Mit außergewöhnlichen Superschüssen und Spezialmanövern, die selbst ein paar Avengers in den Schatten stellen, spielte sich die Mannschaft von Captain Tsubasa in die Herzen der Zuschauer. Und genau dieses Flair versucht das Spiel nun einzufangen – und macht in dieser Hinsicht einen ganz guten Job.

Großer Fanservice

Denn die Charaktere und Animé-Szenen in „Captain Tsubasa: Rise of New Champions“ sind wirklich mit Liebe zum Detail aufgearbeitet. Wer sich an die alten Folgen aus dem Fernsehen erinnert, wird hier jede Menge alte Bekannte und selbst Story-Elemente wiedererkennen. Auf Neulinge wie Finn mag das generisch und albern wirken, was ich gut verstehen kann. Aber wenn Torhüter Genzo Wakabayashi mit einem Spezial-Abwehrmanöver die Bälle aus dem Strafraum pflückt ist das schon ganz großes Nostalgie-Kino.

Aber kommen wir zum eigentlichen Geschehen. Im Kampagnen-Modus stehen uns zwei unterschiedliche Abschnitte, hier Episoden genannt, zur Auswahl. In der Episode „Tsubasa“ spielt ihr den großen Ballkünstler höchstpersönlich. Dabei müsst ihr es zur nächsten japanischen Meisterschaft mit eurem Team schaffen. Solltet ihr darauf keine Lust haben, könnt ihr euch in der Episode „Neuer Held“ einen eigenen Recken erschaffen und zum Erfolg führen.

Neben den Ereignissen auf dem Platz, zu denen wir gleich kommen, wurden ein paar soziale Aspekte in „Captain Tsubasa: Rise of New Champions“ eingepflegt. So könnt ihr Freundschaften durch Gespräche stärken, wenn ihr wollt. Außerdem habt ihr durch das Erfüllen von bestimmten Aufgaben die Chance, euren Charakter zu verbessern. Alles ganz nett gemacht.

Rasenakrobatik mit Hindernissen

Auf dem virtuellen Rasen scheiden sich dann die Geister – oder eben nicht. Da bin ich in vielen Punkten Finns Ansicht: Zunächst einmal nervt der japanische Kommentator, was das Zeug hält. Wenn man ihn doch wenigstens mundtot machen könnte. Die Untertitel hätten sich die Entwickler von Bandai Namco dabei auch schenken können.

Auch in Sachen Ballgefühl ist das hier eine ganz eigene Liga – und keine besonders hohe. Denn jeder Kontakt fühlt sich etwas verzögert an, was auch für schnelle Kombinationen gilt. Es funktioniert zwar in seiner Grundform, wirkt aber – und an dieser Stelle muss ich vergleichen – bei FIFA und Co deutlich flüssiger und besser an.

Was eigentlich zählt, ist der Wille – im wahrsten Sinne des Wortes. Dieser Wert gibt nämlich an, ob ihr noch eine Aktion machen könnt oder lieber den Ball zum nächsten Mitspieler abgebt. Bei aufgeladenem Balken könnt ihr auch mal Superschüsse raushauen, die spektakulär in Szene gesetzt sind. Nur gibt es da ein kleines Problem: Der Torhüter.

Fischer von Beruf

Auch die Männer zwischen den Pfosten verfügen über einen fast eisernen Willen. Ist dieser Wert hoch genug, dann fischt euch das Männlein alle Bälle aus der Luft, egal wie gut sie geschossen wurden. Erst wenn dieser Wert etwas sinkt, könnt ihr Tore schießen. Dieses Prinzip fühlt sich am Ende dann doch etwas merkwürdig und zäh an. Viel lustiger wäre eine Zufallsvariante gewesen, bei der man jedem Schuss hinterher fiebern kann. So macht es das Grundkonzept dann doch zunichte.

Dennoch machen die Spiele grundsätzlich Spaß, weil sie kaum den Regeln des echten Fußballs folgen: Es darf gegrätscht und geschubst werden, was das Zeug hält. Nur hin und wieder gehen dabei ein paar Animationen daneben, was aber am Ende in Ordnung geht. In Sachen Kameraführung hätte ich mir an dieser Stelle eine etwas übersichtlichere Ansicht gewünscht – vielleicht vergleiche ich dann doch zu viel mit FIFA und anderen Konsorten.

Fazit

Am Ende des Tages haben wir zwar nicht ganz Finns „Katastrophe“, doch ein Fußball-Fest ist es dann auch nicht geworden. Der Animé-Vorlage wird das Spiel jedoch in großen Teilen gerecht. Nur in Punkto Spielfluss und Steuerung auf dem Platz gibt es dann Abzüge.

Wäre das merkwürdige System mit den Torhütern nicht, würde „Captain Tsubasa: Rise of New Champions“ deutlich an Punkten zulegen. So bleibt es in der Form auf dem Platz etwas zäh, wenngleich sich Fans dennoch darüber freuen werden. Unser Jung-Tester Finn freut sich schon auf den nächsten Ausflug ins Tester-Land.

Erhältlich für: PS4, Switch, PC
Website: bandainamcoent.eu/captain-tsubasa/captain-tsubasa-rise-of-new-champions