Unterhaltung Games

Chicken Police – Paint it Red!

Tierisch wild: Bei diesem spannenden Kriminalfall bleibt keine Feder trocken.

Eins kann man schon auf den ersten Blick sagen: The Wild Gentlemen haben einen unverkennbaren Stil geschaffen. Denn Chicken Police – Paint it Red! sieht einzigartig aus. Das fast klassische Point&Click-Adventure hat aber noch mehr zu bieten als eine schicke Optik.

Düster, klassisch, charmant

Fangen wir ganz von vorne an: Chicken Police – Paint it Red orientiert sich am Genre des Film Noir, wie es Cineasten vielleicht aus den späten 1930er- oder 1940er-Jahren her kennen. Dabei kommen starke schwarz-weiß-Kontraste ins Spiel und die Präsentation gibt sich vorwiegend dunkel. Hier und da leuchtet bei Chicken Police – Paint it Red aber etwas Farbe auf, nur um geschickt auf das Setting aufmerksam zu machen. Als Spieler:innen schlüpfen wir in die Haut von Ermittler Sonny Featherland. Sonny ist nicht mehr der jüngste und auch nicht mehr der motivierteste Cop in der Stadt. Vielmehr zählt er die Tage zur Rente und ertränkt seine Sorgen regelmäßig in Alkohol.

Sonny ist ein Abziehbild eines Ermittlers aus dem Film Noir: Dunkle Lederjacke, passende Handschuhe und … ähm … ein Hahnenkopf. Ja, Sonny ist ein Hühnchen. Und genau das ist die erste Besonderheit an Chicken Police – Paint it Red – und erklärt gleichzeitig den Namen des Titels. In Clawville, der Stadt, in der sich alles abspielt, laufen nur Tiere herum. Aber nicht irgendwelche Tiere. Es sind alles Chimären aus menschlichem Körper mit einem tierischen Kopf darauf. Ein Look, der anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist. Mir persönlich sagt er aber sehr zu. Zumal ihr euch schnell daran gewöhnen werdet, wenn die Story Fahrt aufnimmt.

Verhängnisvolle Begegnung

Apropos Story: Am Silvesterabend steht plötzlich eine verschreckte Antilope in Sonnys Bude und bittet ihn um Hilfe. Charmant wie er ist, kann er einfach nicht ablehnen. Sonny soll Drohbriefe an die Chefin der Antilope untersuchen. Er ahnt noch nicht, dass dahinter viel mehr steckt. Also macht sich Sonny auf durch die Stadt, um Verdächtige zu befragen. Dabei jagt ein Tier-Witz den nächsten.

Ein dickes Lob an dieser Stelle an das Entwicklungsstudio: Die Witze gehen sogar in der deutschen Übersetzung nicht verloren. Allerdings werdet ihr die deutsche Übersetzung nur in den Untertiteln sehen. Zu hören gibt es eine englische Tonspur – und die ist ebenfalls phänomenal gut synchronisiert worden. Den Sprechern zuzuhören ist eine wahre Freude.

Wieder zurück zu Sonny. Schnell merkt der Gockel, dass er diesen Fall nicht alleine stemmen kann. Er braucht seinen alten Partner MacChicken wieder an seiner Seite. Dumm nur, dass dieser nichts mehr mit Sonny zu tun haben möchte … Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht. Erlebt die Geschichte ruhig selbst. Eins muss ich aber noch loswerden: Die Story trieft vor Klischees aus der Zeit des Film Noir. Komischerweise wirkte das auf mich sogar irgendwie erfrischend.

Gemütliches Ermitteln

Spielerisch habt ihr es mit einem Point&Click-Adventure zu tun: Sobald ihr in eine neue Szene kommt, dürft ihr die Kamera etwas bewegen und euch mit dem Cursor Dinge genauer anschauen. Dabei erklärt euch Sonny mit seiner markanten Stimme immer wieder, was er denkt. Hier und da sammelt ihr auch Gegenstände ein, um sie an anderer Stelle wiederzuverwenden. Das wird euch spielerisch nicht vor allzu große Herausforderungen stellen, macht aber Laune. Chicken Police – Paint it Red lässt es in dieser Hinsicht ruhig angehen.

Den größten Anteil an spielerischer Herausforderung sind die Verhöre mit den tierischen Charakteren: Dabei müsst ihr immer wieder aus vorgegebenen Fragen auswählen und schauen, wie euer Gegenüber darauf reagiert. Eine Anzeige verrät euch dabei, wie gut ihr euch schlagt. Wird der oder die Verhörte zu gereizt, schlägt das Verhör fehl und ihr müsst erneut damit beginnen.

Was nun gute Fragen sind und was nicht, ist meines Erachtens oft dem Zufall überlassen. Ausprobieren hilft jedenfalls. Auf diese Art werden die Dialoge etwas interaktiver und ihr könnt tiefer in die Handlung einsteigen. Ab und an warten sogar kleine Minispielchen auf euch, die aber nicht groß der Rede wert sind.

Fazit

Chicken Police – Paint it Red ist so nostalgisch, dass es schon wieder erfrischend modern wirkt. Der raue Ermittler Sonny ist ein Unikat und der grafische Stil des Spiels einzigartig. The Wild Gentlemen beweisen ein gutes Händchen dafür, dass sie die Story in Form eines Point&Click-Adventure erzählen. Zehn Stunden gute Unterhaltung warten auf euch. Und es wäre zu wünschen, dass es bald damit weitergeht – ein Cliffhanger am Ende deutet bereits eine mögliche Fortsetzung an. Schön wär’s.

Erhältlich für: Xbox, PS, Switch, PC
Website: chickenpolice.com