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Citadel: Forged With Fire

Zwei oder drei Welten treffen hier aufeinander – und zaubern ein wunderschönes Bild, dem es etwas an Substanz fehlt.

Beim Bild auf das Cover von „Citadel: Forged with Fire“ bin ich schwach geworden: Ein Zauberer mit einem riesigen Drachen im Hintergrund, der Feuer spuckt. Wer kann da schon nein sagen?! Ich jedenfalls nicht. Das Werk der Blue Isle Studios hat mich auf jeden Fall neugierig gemacht. Vorher hatte ich mit dem Spiel noch keinerlei Berührungspunkte. Das kann also lustig werden.

Solo ins Online-Vergnügen

Bevor es jedoch auf der Xbox One richtig losgehen kann, stehe ich vor einer wichtigen Entscheidung: Will ich alleine spielen oder logge ich mich auf einem Online-Server ein? Dass ich so ein Sandkasten-Survival-Spiel alleine spielen kann, überrascht mich – da sage ich nicht nein.

Solltet ihr ebenfalls auf diese Option greifen, dürft ihr außerdem entscheiden, ob ihr einen Erfahrungs-Multiplikator aktiviert und so mehr Punkte bekommt, um schneller zu leveln. Coole Sache. Ich stocke meine Erfahrung mal um den doppelten Wert auf – kann ja nicht schaden. Als nächstes darf ich mir einen Charakter erstellen – und da komme ich ins Grübeln.

Normalerweise mache ich mir nichts aus solchen Editoren, dachte ich immer. Als ich aber die Auswahl bei „Citadel: Forged with Fire“ sah, wurde mir klar, dass ich einen guten Charakter-Editor zu schätzen weiß. Hier könnt ihr euch zwar aus ein paar Parametern einen Charakter zusammenschustern, aber wirklich schön wird das Ergebnis irgendwie nie.

Die Körper scheinen immer ins Unförmige gehen zu wollen, was mir einen zwergenhaften Hulk-Verschnitt mit viel zu langen Armen beschert. Aber egal. Das Abenteuer beginnt.

Bei den Dinos abgeschaut

„Citadel: Forged with Fire“ tritt in die Fußstapfen eines „Ark“, bei dem ihr nach der Wahl eines Startpunktes auf euch alleine gestellt seid – unbekleidet, unwissend und noch völlig talentfrei. Was mir aber gleich ins Auge springt – oder eben nicht – sind Anzeigen für Hunger, Durst oder Ausdauer: „Citadel: Forged with Fire“ verzichtet einfach mal darauf.

Für mich ein echter Segen, da ich solche Spielelemente immer eher belästigend als herausfordernd empfand. Das mag „Ark“-Veteranen jetzt widerstreben, aber für Spieler wie mich ist das genau das richtige. Bevor ich jetzt noch weitere Vergleiche mit „Ark“ ziehe, muss ich gleich sagen, dass „Citadel: Forged with Fire“ nicht „Ark“ ist, sondern lediglich ein paar Spielmechaniken geborgt hat.

Da wäre das Sammeln von Ressourcen, das Craften von Gegenständen, das Bauen von Behausungen und das Zähmen von wilden Tieren. Allerdings gibt es in „Citadel: Forged with Fire“ keine Dinosaurier. Nein, hier wird es magisch – ganz im Sinne eines Harry Potters.

Denn daran erinnert mich „Citadel: Forged with Fire“ ungemein: Als magischer Neuling muss ich mich langsam in die Rolle eines mächtigen Zauberers einfinden. Und dieses Gefühl übermittelt das Werk der Blue Isle Studios auf eine angenehme Weise.

Handwerkszeug für echte Magier

Nachdem ihr nämlich die ersten Materialien gesammelt habt, gibt es gleich etwas zum Herstellen: Meine Wahl fällt auf eine Axt und einen schicken Zauberstab. Beides kann natürlich als Waffe eingesetzt werden. Rund um das Startgebiet warten dann auch schon gleich die ersten Bären, Wölfe und Wildschweine, die euch ans Leder wollen.

Später gesellen sich zu den Feinden noch mythische Wesen wie Trolle, andere Zauberer und natürlich die Drachen – doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Jede Aktion, die ihr macht, selbst das Aufheben von Steinen, wird mir Erfahrungspunkten belohnt.

Habt ihr genügend davon, steigt ihr in der Stufe auf und könnt euch zunächst einen Punkt in den vier Kategorien Lebenspunkte, Manapunkte, Tragfähigkeit oder Angriffsstärke verteilen. Im Talentbaum könnt ihr zusätzlich neue Rezepte von Gegenständen freischalten, die ihr ab dann herstellen könnt.

Alles ziemlich übersichtlich gelöst und schnell verstanden. Sobald ihr anfangt eine Behausung zu bauen, taucht ein neues Spielelement auf: Das Bauen erinnert mich direkt an die Bau-Option in „Fortnite“. Denn so ähnlich zimmert ihr auch eure Gebäude zusammen – sofern ihr genügend Materialien beisammen habt.

Wenn man sich mal daran gewöhnt hat, ist das eine ganz angenehme Sache. Nur braucht ihr ziemlich viele Rohstoffe, bis mal euer Häuschen im Grünen steht. Wo wir schon beim nächsten Punkt wären.

Schöne, unbekannte Welt

Die Umgebung ist bei „Citadel: Forged with Fire“ wahrlich magisch: Das offene Gelände lädt zum Erkunden ein und zaubert immer mal wieder hübsche Szenen auf den Bildschirm. Für diese Art von Spiel ist das ein ordentliches Niveau. Wenn da doch nicht immer die Feinde wären, die eure Ruhe stören.

Das Kampfsystem ist nicht gerade die Stärke von „Citadel: Forged with Fire“. Meist enden die Auseinandersetzungen mit stupidem Drücken der Angriffstaste, bis einer zu Boden geht. Viel interessanter ist jedoch das Zaubersystem. Ihr könnt eueren Zauberstab immer mit zwei unterschiedlichen Zaubern belegen.

Dabei haben Experimentierfreudige ihren Spaß: Denn neben den vier grundsätzlichen Richtungen der Magie, könnt ihr noch Effekte von ganz gewöhnlichen Rohstoffen darauf legen. Das hört sich jetzt komplizierter an als es eigentlich ist.

Ein einfaches Beispiel: Legt ihr auf euren normalen Angriff noch einen fluoreszierenden Pilz, dann leuchtet euer Zauberstab noch auf coole Weise. Andere Rohstoffe lassen euch Ressourcen aus der Ferne extrahieren oder euch sogar schneller Laufen. Wie gesagt: Das Zaubersystem ist den Macher wirklich gelungen.

Das Ende naht?

Insgesamt vergehen die ersten Stunden wie im Flug. Ich sammele Rohstoffe, baue meine Behausung und level fleißig auf, wobei ich neue Rezepte erlerne. Nur eins fehlt mir dann nach einer Weile: Der rote Faden. Denn in Sachen Story gibt sich „Citadel: Forged with Fire“ sehr zurückhaltend – es gibt nämlich keine.

Ihr könnt zwar immer mal wieder auf der Karte Auftraggeber finden, die euch irgendwelche Sachen suchen oder Gegner vernichten lassen, aber das war’s dann auch schon. Erst wenn ihr richtig stark geworden seid, gibt es wieder neue, interessante Dinge zu tun.

In den höheren Leveln – also ab Stufe 35 oder höher – könnt ihr euch in Dungeons aufmachen, um die dort verborgenen Schätze zu heben. Meist sind diese von dicken Viechern wie Drachen oder Trollen bewacht, die einiges einstecken können. Alleine ist das eine ganz schöne Herausforderung.

Zusätzlich könnt ihr ein paar der Biester auch zähmen und dann als Reittiere verwenden, was schon ziemlich cool ist. Bis ihr allerdings auf eine hohe Levelstufe auf einem der Online-Server kommt, vergeht ganz schön viel Zeit. Selbst ich mit meiner doppelten Erfahrung brauchte echt lange, um anständig zaubern zu können. Da gibt es also noch reichlich Luft nach oben für die Macher.

Fazit

„Citadel: Forged with Fire“ trifft spielerisch genau meinen Nerv: Hier treffen Harry Potter auf Ark mit ein bisschen Fortnite. Charmant ist das Ganze durchaus. Auch die Spielmechaniken, wie das Sammeln, Bauen und Craften fügen sich perfekt in die magische Fantasy-Welt ein, die zu bezaubern weiß.

Nur beim Kampfsystem wird es etwas monoton, was das Zaubersystem aber wieder zu retten weiß. Grundsätzlich haben die Blue Isle Studios hier das perfekte Fundament, um ein wirklich großes Spiel zu erstellen. Denn im momentanen Zustand ist „Citadel: Forged with Fire“ leider noch nicht das, was es sein könnte.

Es fehlt noch an einigen Inhalten und vielleicht einer Story, die dem Ganzen mehr Leben einhaucht. Aber das ließe sich über die Zeit sicher einfach einfügen in diese Welt. Wenn das passiert, müssen sich andere Genre-Vertreter ganz schön warm anziehen.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC
Website: blueislestudios.com/introducing-citadel-forged-with-fire