Unterhaltung Games

Close To The Sun

Tesla hätte wissen sollen, dass er kein eigenes Rapture haben kann!

Die Worte an der Innenseite der zugeschlagenen Eingangsluke sind wie ein Schlag ins Gesicht für Rose: In blutigen Lettern steht dort das Wort „Quarantäne“! Auf was sich die junge Journalistin dort eingelassen hat, wird ihr leider viel zu spät klar.

Im Bauch eines gigantischen Schiffes namens Helios kämpft sich fortan ums nackte Überleben. Der Einstieg in „Close to the Sun“ könnte kaum atmosphärischer sein. Das haben die Entwickler bei Storm in a Teacup sehr gut hinbekommen.

Das Abenteuer ruft

Es ist das Jahr 1897, in dem sich Rose Archer an Bord der Helios machen soll. Ein Brief ihrer Schwester hat sie dorthin eingeladen. Gemeinsam mit anderen Forschern soll sie das Werk des berühmten Wissenschaftlers Nikola Tesla bestaunen. Dass dort an Bord aber mächtig was schiefgegangen ist, erfährt sie erst mit der eingangs erwähnten Szene.

Meine ersten Gedanken während der anfänglichen Schritte in „Close to the Sun“ gingen an „Bioshock“ und die dort angesiedelte Unterwasserstadt Rapture. Auch Rapture sollte ein Ort der Wissenschaft und menschlichen Dominanz über die Technik sein.

Nicht nur inhaltlich, sondern auch grafisch erinnert mich „Close to the Sun“ an meine Ausflüge nach Rapture. Der Stil, die Bildsprache und selbst die Ego-Perspektive kommen „Bioshock“ verdammt nahe. Doch „Close to the Sun“ ist nicht „Bioshock“, wie ich schnell feststellen muss.

Wir haben es hier zwar ebenfalls mit einem Spiel im Horror-Genre zu tun, doch „Bioshock“ stellte sich als Rollenspiel-Shooter heraus, während die gute Rose auf keinerlei Waffen zurückgreift und lieber ihre Beine in die Hand nimmt, sobald Gefahr droht. Und genau dieses Spielprinzip ist es dann letztlich, das am Ende etwas die Atmosphäre zerstört – mehr dazu später.

Überleben an Bord

Eingeteilt in zehn Kapitel, kämpft sich Rose ihren Weg durch dieses Wunder der Technik. Warum hier alles schiefging beziehungsweise was hier überhaupt schiefging, weiß weder sie noch der Spieler. Die Geschichte dürft ihr euch anhand von Notizen oder sonstigen Zeitungsausschnitten oder Pässen selbst zusammenschustern.

Es gibt hier niemanden, der euch alles bis ins kleinste Detail verrät. Ein paar wissenschaftliche Begriffe wie Quantenteilchen und Co. werden immer mal wieder in den Raum geworfen. Doch diese hinterlassen eher Fragezeichen als das sie aufklären. Selbst nach der Geschichte bleiben einige Fragen aus meiner Sicht unbeantwortet.

Menschliche Interaktion hat Rose nur mit ihrer Schwester über eine Art Funkgerät, das sie mit auf den Weg bekommen hat. Darüber tauschen sie ihre Gedanken und Warnungen aus. Denn auf der Helios gehen merkwürdige Dinge vor sich. Ich nenne die auftauchenden Gefahren jetzt einfach mal Zeitkuriositäten. Jedenfalls sind das die Art von Monstern, mit denen ihr immer wieder zu tun haben werdet.

Und da ihr keine Waffen zur Hand habt, heißt es abhauen, wenn einer dieser Kerle auftaucht. Ab und an endete das in frustrierenden Wiederholungsversuchen, weil ich mal wieder nicht die richtige Tür gefunden habe, hinter der es weiterging.

Grauen Zellen voraus

Neben solchen Schockmomenten muss Rose immer wieder einige Rätsel lösen, die nicht sonderlich fordernd sind. Jedenfalls hatte ich immer schnell die Lösung parat, da sich die Hinweise meist in der direkten Umgebung finden. Ab und an half auch pures Raten. Die Idee finde ich jedenfalls nicht schlecht, allerdings könnten die Rätsel noch etwas knackiger sein.

Nicht gruseln! (Leichte Spoiler!)

Was mich etwas an den Szenen mit den monströsen Begegnungen gestört hat, sind nicht die hektischen Fluchtversuche. Das geht bei „Close to the Sun“ schon in Ordnung. Nein, vielmehr ist es die Tatsache, dass ich nur in solchen Szenen um mein Leben fürchten muss.

Was ich damit meine? Als mir klar wurde, dass Rose lediglich bei diesen gescripteten Momenten ins virtuelle Gras beißen kann und sonst nicht, verflog die anfänglich bedrückende Atmosphäre. Wenn ihr nämlich genau wisst, dass ihr sonst tun und lassen könnt, was ihr wollt, ohne dass euch irgendwo jemand auflauert und killen möchte, dann werdet ihr gleich anders an die Sache rangehen.

Als mir das deutlich wurde, verflog meine Angst in den anderen Abschnitten urplötzlich. Hätten die Entwickler bei Storm in a Teacup irgendeine Art Monster eingebaut, das zufällig immer und überall auftauchen kann, sähe die Sache schon ganz anders aus.

Fazit

Insgesamt halte ich „Close to the Sun“ jedoch für einen gelungenen Horror-Trip, dem es etwas an inhaltlicher Abwechslung fehlt. Das wissenschaftliche Geschwafel lässt Substanz vermissen und die Schreckmomente stumpfen gegen Ende ziemlich ab – aber das ist wohl das Los vieler solcher Spiele. Jedenfalls ist das Setting ziemlich interessant und auch die Rätsel konnten mich ein Weilchen beschäftigen.

Für einen Durchgang kann ich „Close to the Sun“ daher gut weiterempfehlen. Ein zweites Mal werde ich mich jedoch nicht durch die Helios kämpfen, um alle Notizen zu finden – dafür ist mir die Story dann doch zu dünn.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC, Switch
Website: closetothesungame.com