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Control

Übersinnliches Erlebnis – dieser Action-Titel unterhält gleich auf mehreren Ebenen.

Irgendwas stimmt hier nicht – das ist nicht nur mein Eindruck, sondern auch der von Jesse Faden. Jesse ist übrigens der Hauptakteur in Remedys neustem Action-Werk. Ihres Zeichens ist die junge Dame die Chefin des FBC – nein, das ist kein Tippfehler!

Das FBC (Federal Bureau of Control) ist eine Art eigene Abteilung des FBI (Federal Bureau of Investigation) und zuständig für übernatürliche Phänomene. Insofern ist Jesse ja von Natur aus Einiges gewohnt. Doch als sie an diesem Tag ihr Bürogebäude betritt, ist dennoch etwas merkwürdig …

Spannung liegt in der Luft

Remedy versteht es sichtlich gut, eine dichte, packende Atmosphäre zu erschaffen. Das wusste ich schon bei „Alan Wake“ oder „Quantum Break“ zu schätzen. Auch technisch zaubern die Entwickler meist ein Feuerwerk der Effekte auf den Bildschirm – das ist bei „Control“ nicht anders. Doch mehr dazu erst etwas später. Kommen wir wieder zu Jesse zurück.

Schnell wird der Pferdeschwanzträgerin klar, dass es hier nicht mit rechten Dingen vor sich geht: Niemand begrüßt sie, alle scheinen ausgeflogen zu sein und der gesamte Komplex scheint auf den ersten Blick verwaist. Etwas Mystery- und Grusel-Stimmung kommt auf, als Jesse einige Kollegen entdeckt, die völlig paralysiert in der Luft schweben – auch für eine erfahrene FBC-Agentin kein alltäglicher Anblick.

Eine dunkle Macht namens „Das Zischen“ hat sich in dem Bürokomplex eingenistet und bedroht nun die Organisation – so viel zur Hintergrundgeschichte. Um ehrlich zu sein: Viel mehr könnte ich euch sowieso nicht erzählen. Denn Remedy präsentiert die Story von „Control“ nicht so direkt, wie ihr es aus Serien oder Filmen gewohnt seid.

Vielmehr müsst ihr euch manche Hintergründe selbst erarbeiten, indem ihr Akten durchlest oder Videotagebücher anschaut – die übrigens mit echten Schauspielern gedreht wurden. Coole Sache!

Langsames Ausbreiten

Spielerisch wandelt „Control“ auf etwas neuen Pfaden – zumindest aus der Sicht von Remedy. Denn anstatt von Mission zu Mission oder von Gebiet zu Gebiet zu hetzen, befindet ihr euch die meiste Zeit des Spiels in dem bereits erwähnten Bürogebäude. Allerdings könnt ihr zu Beginn aber noch nicht überall hin.

Erst mit dem Erlernen neuer Fähigkeiten eröffnen sich euch neue Wege – und so manches geheime Versteck. Ja, hier schwingt eine ordentliche Portion Metroidvania mit. Ein ziemlich interessanter Ansatz, der auch richtig gut aufgeht. Apropos Fähigkeiten: Jesse verfügt, wie angedeutet, über mächtige Fähigkeiten. Dabei macht sie sich die übernatürlichen Mächte zu Nutze.

Das reicht von übermenschlichen Angriffen – Bruce Lee wäre neidisch – bis hin zur Flug-Fähigkeit. Beim Erlernen einer neuen Fähigkeit verschlägt es euch dabei meist in eine Art Zwischenwelt, die nur aus würfelartigen Gebilden besteht und nur sehr abstrakt erscheint.

Schwer zu beschreiben, da es eindeutig nicht auf dieser Welt ist. Jedenfalls lernt ihr in diesen Passagen nicht nur die neuen Skills, sondern erfahrt auch, wie ihr diese am besten einsetzt. Seht es als eine Art Mini-Tutorial, die zur Atmosphäre beitragen.

Wandlungsfähig

Aber das ist noch längst nicht alles. Denn die meiste Zeit werdet ihr mit Jesses Spezial-Pistole, auch Service-Waffe genannt, verbringen. Mit dieser ballert ihr euch durch die feindlichen Angreifer. Übrigens sind die meisten Feinde eure eigenen Kollegen, die von dem Zischen besessen wurden.

Ihr erinnert euch an die schwebenden Gesellen? Genau diese werden euch flugs angreifen, sobald ihr in ihre Nähe kommt. Die Service-Waffe ist natürlich keine normale Pistole. Sie ist vielmehr eine Art Transformer, den ihr mit euch schleppt. So kann sich die Knarre per Knopfdruck blitzschnell in eine Schrotflinte oder eine Uzi umformen – sehr praktisch.

Als Munition dienen kleine Kristalle, die eure Feinde fallen lassen. Selbst diese Mechanik ist clever integriert und animiert zum ressourcen-sparenden Vorgehen. Nur wenn ihr aktiv werdet, gibt es auch Nachschub an Munition.

Michael Bay wäre neidisch

Herausragend ist mal wieder die grafische Präsentation von „Control“: Remedy lässt es bei jeder Möglichkeit krachen oder zaubert wunderschöne Effekte auf den Bildschirm. Etwas störend empfand ich jedoch die deutsche Synchronisation – nicht dass die Stimmen schlecht wären, ganz im Gegenteil.

Es liegt mehr an der Lippen-Synchronität der Charaktere: Selten stimmen die gesagten Worte mit der Mundbewegung überein. Das haut einen dann schon öfters aus dem Geschehen. Und wo wir schon am Meckern sind: So ganz komme ich nicht mit der Karte klar – was vielleicht auch nur an mir liegt.

Jedenfalls musste ich manchmal lange durch die Gegend laufen, um meinen nächsten Einsatzort zu finden. Dabei ist mir aber auch einmal etwas Tolles passiert: Ich bin falsch abgebogen und landete in einem Sektor (samt Mini-Boss!), der eigentlich nicht zur Haupthandlung gehört. Echt stark! So machen Erkunden und Entdecken wirklich Spaß.

Fazit

Mit „Control“ liefert Remedy mal wieder richtig stark ab: Hatte ich mich damals schon über „Quantum Break“ an dem Gameplay samt übernatürlichen Fähigkeiten erfreut, tauche ich hier noch tiefer ins Spielgeschehen ein. Auch der leichte Metroidvania-Ansatz finde ich wunderbar. Der geräumige Bürokomplex wird zur heimlichen Nebenfigur, die man immer besser kennenlernt.

Das Experimentieren mit der Service-Waffe in Kombination mit den Fähigkeiten bleibt kontinuierlich auf einem hohen Unterhaltungsniveau. Publisher 505Games hat mit „Control“ also einen ganz dicken Fisch an Land gezogen, der Action-Fans begeistern wird.

Erhältlich für: PS4, Xbox One
Website: remedygames.com