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Days Gone

Atemberaubende Grafik, cooles Gameplay, jede Menge Zombies und ein kleines Problem: „Days Gone“ ist etwas spät dran mit seiner Veröffentlichung.

Ich gebe es ja selbst zu: Bei Spielen direkt mit den Kritikpunkten anzufangen, ist nicht gerade fair. Bei „Days Gone“ von Entwickler Bend Studio will ich daher vorwegschieben, dass das eigentliche Spiel sehr gelungen ist – mit einigen Abstrichen. Nach zwei Jahren PS4-Exklusivität kommt das Action-Spektakel nun auch auf den PC. Aber für mich persönlich ist das größte Problem von „Days Gone“ eins: Die Zeit.

Den Trend verschlafen

Im Fernsehen waren es früher die Talkshows, dann die Gerichtsshows und letztlich die Kochshows, die das Programm dominierten. Im Kino und der Spielewelt kamen irgendwann die Vampire, dann der Zweite Weltkrieg und dann noch Zombies. Letztere überrennen bereits seit Jahren die virtuellen Welten und Serien-Formate – also nix Neues.

Dass „Days Gone“ ausgerechnet auf die Untoten als zentrales Spielelement setzt, ist jetzt nicht die beste Idee – muss aber auch nichts heißen. Nur persönlich habe ich mich langsam an den wandelnden Toten sattgesehen. Fairerweise muss ich dem Studio zugutehalten, dass das Thema „Zombies“ beim Start der Entwicklung vor rund neun Jahren noch richtig frisch war.

Augenzucker …

Sei’s drum: Die Apokalypse ist eingeleitet und mitten im Geschehen befindet sich Raubein Deacon St. John, ein eigentlich ziemlich unsympathischer Typ. Dieser tätowierte Rocker sucht seine verschollene Frau in der Wildnis der USA. Wo wir gerade dabei sind: Die Umgebung samt der Animationen sind eine Augenweide und ließen mir teilweise die Kinnlade herunterklappen.

Was auf der PS4 schon gut aussah, ist auf dem PC ein wahrer Augenzucker. Aus grafischer Sicht gibt es von mir einen Daumen nach oben! Richtig gut gemacht, Studio Bend. So sollen Portierungen aussehen! Vielleicht ist ja noch einmal ein Umweg auf der Xbox möglich…

… mit leichten Einbußen

Die technische Seite konnte mich hingegen nicht immer überzeugen. Lasst mich das mit einem Beispiel erklären. In der offenen Spielwelt hat es Deacon immer wieder mit Zombie-Angriffen zu tun. Diese nennen sich Freaker und treten oftmals in angsteinflößenden Massen auf. Oftmals bin ich den Massen aus dem Weg gegangen, wenn ich sie rechtzeitig gesehen habe. Denn dort lebend wieder herauszukommen, war nicht immer einfach, wenn ich doch mal einen Angriff gewagt habe.

Nur einmal hat es mich ziemlich hart erwischt: Ich bin mit meinem Motorrad quer durch die Wildnis gebrettert auf der Suche nach Benzinkanistern, da sich der Inhalt meines Tanks dem Ende nährte. In einem Waldstück fand ich dann einen herrenlosen Kanister. Ich parke mein Zweirad ordnungsgemäß neben einem Baum, stieg ab und – schwups – stand inmitten einer Freaker-Herde. Nein, ich war nicht so dumm oder tapfer, dass ich das extra machte! Die Horde tauchte urplötzlich aus dem Nichts auf, spawnte quasi in diesem Moment um mich herum – mein Tod war nur eine Frage von Sekunden. Allerdings passierte das hier nur einmal.

Kleine technische Fehler wie der Einbruch der Bildrate oder Objekte, durch die ich einfach hindurchmarschieren konnte, waren jedoch an der Tagesordnung. Bei so großen Spielen ist das natürlich immer ein Problem – es gibt so viele Faktoren zu beachten, dass beim Programmieren schon mal was schiefgehen kann. Schwamm drüber.

Allerdings sehe ich die teilweise lustigen Fehler von „Days Gone“ als Alleinstellungsmerkmal, weil der Rest des Spiel handwerklich ziemlich gut gemacht ist, aber keinerlei Innovationen enthält: Wir haben hier etwas Survival-Horror á la „The Last of Us“, Open-World-Spektakel wie in „Assassin’s Creed“ und einen Camp- und Überlebenden-Anteil aus „State of Decay“. Nicht falsch verstehen: Das Open-World-Konzept funktioniert, die drei Camps, in denen ihr Aufgaben erledigt, machen was daher und die Kampfmechanik weiß zu unterhalten – aber neue Spielelemente findet ihr hier nicht. Das gilt auch für die Story und die fiesen Zombies.

Als Gegenpart zu den Zombies habt ihr natürlich auch menschliche Kontrahenten wie Banditenbanden, die euch ans Leder wollen. Doch Decan macht mit allen kurzen Prozess. Frei nach dem Motto: „Kopfschuss! Warnschuss! Halt, wer da?!“ Insgesamt habe ich zwar gerne ein paar Stunden in der beeindruckenden Kulisse verbracht, die Studio Bend dort erschaffen hat, doch am Ende des Tages hat „Days Gone“ nicht sehr viel Eindruck bei mir hinterlassen.

Es ist ein schönes, teilweise auch sehr unterhaltsames Open-World-Spiel mit den üblichen Mechaniken: Orte untersuchen, Gegner ausschalten – mal im Stealth-Modus, mal frontal – Infos sammeln, Camp vergrößern und den eigenen Charakter per Skill-Tree ausbauen. All das habe ich schon dutzende Male in anderen Spielen gesehen. Wie gesagt: Handwerklich gibt es bis auf die paar technischen Aussetzer nichts zu meckern, doch „Days Gone“ erscheint dadurch so beliebig.

Fazit

„Days Gone“ ist ein optisch beeindruckender, inhaltlich etwas beliebiger Zombie-Action-Titel, der nun auch den PC unsicher macht. Studio Bend gibt sich zwar alle Mühe, dass die Spielmechaniken in der offenen Welt funktionieren, fügt dem Ganzen aber keine eigene Note bei, um es von der Konkurrenz abzuheben.

Das macht „Days Gone“ „nur“ zu einem sehr guten, aber nicht herausragendem Spiel. Solltet ihr also auf gut gemachte Open-World-Titel stehen und die Schnauze von Zombies immer noch nicht voll haben, dann könnte „Days Gone“ genau euer Spiel sein. Zumindest macht „Days Gone“ jetzt schon neugierig darauf, was Studio Bend als nächstes Projekt angehen möchte.

Erhältlich für: PC, PS4
Website: bendstudio.com/game/days-gone