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Dead Cells

Totgeglaubte leben länger – oder öfter.

Wenn mich jemand nach meinem Lieblingsgenre bei Spielen fragt, dann muss ich lange überlegen, weil ich wirklich jedem Spiel und jeder Sparte etwas abgewinnen kann. Aber am ehesten sehe ich klassische Jump&Runs, Rogue-like-Titel oder Metroidvania-Ableger vorne in meiner geistigen Liste. Mit „Dead Cells“ liefert mir Motion Twin all das auf einmal – was mir anfangs schwer fiel zu glauben. Der helle Wahnsinn dabei: Das Konzept funktioniert tadellos.

Frische Zellkur

Zunächst einmal hätte ich nicht gedacht, dass sich Rogue-like und Metroidvania irgendwie gut verbinden ließen. „Dead Cells“ löst dieses Problem aber auf eine sehr elegante Weise, wie ich euch später veranschaulichen werde.

Zunächst einmal ist „Dead Cells“ aber auf den ersten Blick ein 2D-Sidescroller in klassischer Pixel-Optik – eindeutig von den Spielen aus der SNES-Zeit inspiriert. Jeder Durchgang beginnt auf die gleiche Weise: Ihr startet als unanschaulicher Haufen wabernder Zellen, die sich in einem toten Körper einnisten. Das ist dann euer Charakter, den ihr für die kommenden Momente steuern dürft – bis ihr wieder ins Gras beißt.

Die Levelstruktur ist bei jedem Durchgang zufällig zusammengewürfelt (Rogue-like also), unterliegt aber einigen Regeln: Die Reihenfolge der besuchten Abschnitte ändert sich nie. Ihr startet also immer im Verließ, bevor es (zunächst) dann ins Freie geht und anschließend auf die Dächer usw. Diese Reihenfolge wird sie nie ändern.

Nur mit speziellen Items könnt ihr einen anderen Weg wählen, die Grundstruktur bleibt dabei aber dennoch erhalten. In jedem Level erwarten euch auch immer die dort zugehörigen Gegnertypen: Skelette, Jäger, Bogenschützen und sonstiges Gesocks.

Und auch hier gilt: Jeder Level hat seine eigene Auswahl an Widersachern, die ihr meist nur in diesem Abschnitt finden werdet. Ihr seht schon: Manches ändert sich, während anderes gleich bleibt – genau das nutzen die Entwickler von Motion Twin, ob „Dead Cells“ ein paar Metroidvania-Zutaten zu spendieren.

Der Tod ist nur ein neuer Anfang

Um den Begriff schnell zu klären: Wenn ich von Metroidvania spreche, dann meine ich, dass ihr im Verlauf des Spiels Fähigkeiten oder Objekte ergattert, die euch dann an Stellen führen, die euch vorher verborgen blieben. Bei „Dead Cells“ sind dies Runen, die euch permanente Fähigkeiten verleihen – auch über den Tod hinaus.

Ein Beispiel: Im ersten Level, also dem Verließ, werdet ihr immer irgendwo einen (manchmal sogar zwei) grünen Haufen Schleim auf dem Boden finden. Diesen könnt ihr anfangs kitzeln und weiterziehen – macht also wenig Sinn. Mit einer Rune, die ihr in einem späteren Abschnitt findet, könnt ihr diesen Schleim aber zu einer Leiter ausbauen.

Diese öffnet euch dann einen neuen Ausweg aus dem Verließ: Anstatt ins Freie, geht es in die toxische Kanalisation. Somit stehen euch frische Areale zur Verfügung. Aber auch auf andere Art habt ihr bei „Dead Cells“ immer das Gefühl, dass kein Durchgang sinnlos war – der Fortschritt ist euer treuer Begleiter. Beispielsweise sammelt ihr immer Zellen ein, die ihr nach dem Abschluss eines Levels bei einem Alchemisten investieren könnt.

Beispielsweise gebt ihr Zellen dafür aus, dass ihr neue Waffen freischaltet, neue Fähigkeiten bekommt oder mehr Energie bei jedem Run zur Verfügung habt. Sobald die Zellen einmal investiert wurden, bleiben sie auch dort nach dem Ableben. Jeder weitere Anlauf bringt euch also immer ein Stückchen nach vorne – ich liebe so etwas.

Eleganz am Controller

All diese Mechaniken wären jedoch hinfällig, wenn das Gameplay nicht stimmen würde: Doch „Dead Cells“ fühlt sich teuflisch gut an. Jede Bewegung sitzt, Ausweichrollen werden euer bester Freund und das Schnetzeln von Feinden wird euch beflügeln, wenn es mal wieder richtig hinhaut.

Man merkt schnell, dass „Dead Cells“ ein paar Jahre Feinschliff bekommen hat. Hier stecken so viele Ideen und Feinheiten drin, dass ich selbst beim zwanzigsten Anlauf noch neue Dinge entdecke.

Fazit

Wenn ihr auch nur im geringsten etwas für Jump&Runs übrig habt, dann sichert euch „Dead Cells“. Ja, es ist fordernd. Ja, es kann brutal frustrierend sein, wenn euch ein neuer Unhold nach einer Stunde umhaut. Aber es reicht euch immer die Hand, hilft euch auf und motiviert euch, dass ihr es noch einmal versucht.

Jeder Lauf macht euch stärker, jeder Tod macht euch weiser. Das Gameplay stützt die vielschichtigen Spielmechaniken auf starken und breiten Schultern. Motion Twin liefert euch mit ihrem Werk eine Herausforderung, die euch über Wochen begeistern wird.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC, Switch
Website: dead-cells.com