Western sind wieder langsam im Kommen – zumindest bei den Videospielen. Jedenfalls habe ich so das Gefühl. Und was soll ich sagen: Wenn die Spiele allesamt so cool wie Desperados 3 oder so niedlich wie El Hijo sind, dann dürfen weitere Spaghetti-Western gerne folgen. Diesmal laden euch Publisher HandyGames und Entwickler Honig Studios in den Wilden Westen ein. Allerdings mit einem gewaltigen Unterschied zu den anderen Genre-Vertretern: Dieser Ausritt kommt völlig ohne Gewalt aus.
Ohne Worte
In El Hijo spielt die Story im Grunde eine weniger wichtige Rolle: Ganz ohne Worte wird erzählt, wie eine alleinerziehende Mutter durch böse Banditen ihr Hab und Gut verliert. Verzweifelt schnappt sie sich ihren kleinen Jungen und gibt ihn in einem Kloster ab – rechtzeitig, bevor sie von Banditen entführt wird.
Ab diesem Moment geht die Geschichte los. Der Sohn (auf spanisch „El Hijo“) macht sich auf die Suche nach seiner Mutter. Dazu muss er sich aus dem Kloster schleichen und allerlei Gefahren aus dem Weg gehen. Damit wäre auch schon recht gut das grundsätzliche Konzept von El Hijo beschrieben. Die meiste Zeit verbringt ihr in diesem Abenteuer mit Schleichen.
Fast schon könnte man es als eine Art Desperados 3 lite bezeichnen. Denn anders als im großen Genre-Vertreter wird in El Hijo komplett auf Gewalt verzichtet. Der kleine Junge kann lediglich auf Feinde mit seiner Steinschleuder ablenken. Jemanden K.O. schlagen geht nicht.
Schleichen für Anfänger
Sobald ihr erblickt werdet, geht es wieder vom letzten Speicherpunkt los. Frust kommt dabei eigentlich nie auf. Das liegt zum einen an den vielen Speicherpunkten, aber auch an der wirklich sehr vergebenden KI – manche mögen auch dumm sagen. Aber hey – immerhin richtet sich das Spiel auch gezielt an Nachwuchsgamer. Und daher geht das schon klar mit dem geringen Schwierigkeitsgrad. Oftmals liegt die Lösung schnell auf der Hand und ihr wisst, was zu tun ist.
Von Mission zu Mission besteht das Ziel eigentlich immer, von A nach B zu kommen ohne entdeckt zu werden. Neben den anfänglichen Mönchen, gesellen sich später Räuber und Hunde als Feinde hinzu, die ihr austricksen müsst. Damit ihr nicht gesehen werdet, solltet ihr im Schatten bleiben. Und da zeigt sich auch die KI: Auch wenn ihr nur zwei Meter entfernt steht, scheinen euch die anderen nicht zu sehen, sofern ihr im Schatten bleibt.
Im Licht solltet ihr den Sichtkegeln ausweichen. Doch auch dort seid ihr nicht direkt dran, wenn ihr erblickt werdet. Bei den Mönchen und Hunden hilft noch weglaufen. Die Räuber machen da eher kurzen Prozess mit einem Warnschuss.
Süßes Abenteuer für kleine Schleicher
Auch wenn das Schleichen sehr bald zur Routine wird, machen die fünf bis sieben Stunden dennoch Spaß. Nur bei zwei Missionen wäre ich fast verzweifelt, weil der Schwierigkeitsgrad hier plötzlich deutlich anzieht. Um es etwas schwieriger zu gestalten, habe ich versucht die Nebenziele abzuschließen. Denn in fast jedem Level gibt es ein bis mehrere Kinder, die ihr aufmuntern könnt.
Um an sie ranzukommen, müsst ihr oftmals einen Umweg in Kauf nehmen. Eine nette Nebenbeschäftigung. Wirklich bezaubernd ist das grafische Gewand, in das sich El Hijo kleidet. Kindegerecht wird hier das Abenteuer präsentiert. Sämtliche Animationen und Situationen sind optisch ansprechend in Szene gesetzt. Besonders jüngere Spieler können hier sehr gut eintauchen in die bunte Westernwelt.
Fazit
Trotz des repetitiven Ablaufs hatte ich meinen Spaß mit El Hijo. Ich kann mir gut vorstellen, dass junge Nachwuchsspieler hier ebenfalls lange ihren Spaß haben werden. Gerade deswegen geht auch der relativ niedrige Schwierigkeitsgrad völlig in Ordnung. Grafisch ist El Hijo ein Traum – selten bekommt man den Wilden Westen so niedlich und liebevoll präsentiert. Für Fans von Schleichspielen oder junge Spieler, die ohne Gewaltinhalte unterhalten werden sollen, eignet sich El Hijo hervorragend. Meine Empfehlung hat das familiengerechte Abenteuer.
Erhältlich für: Xbox, Playstation, Switch, PC
Website: handy-games.com/de/games/el-hijo