Unterhaltung Games

Everreach: Project Eden

Entwickler Elder Games zeigt: Es muss nicht immer ein AAA-Blockbuster sein, um für gute Sci-Fi-Unterhaltung zu sorgen.

Dumm gelaufen: Da will man nur mal schnell den neu entdeckten Planeten Eden besuchen und wird gleich vom Himmel gepustet. So ergeht es zumindest Lieutenant Nora Harwood, der taffen Hauptakteurin von „Everreach: Project Eden“. Die ausgebildete Soldatin war mit zwei weiteren Einsatzkräften unterwegs, um Eden etwas auszukundschaften. Nach einer Bruchlandung sind sie nur noch zu zweit – allerdings voneinander getrennt. So macht sich Nora selbst auf den Weg, um herauszufinden, was hier los ist.

Gefährliche, neue Welt

Der Auftakt von „Everreach“ weckt jedenfalls die Vorfreude auf das Kommende. Grundsätzlich handelt es sich bei dem Spiel um ein Third-Person-Action-Rollenspiel mit Fokus auf Ballern und Entdecken. Fairerweise muss man gleich zu Beginn sagen, dass es sich hier nicht um ein Millionenschweres Projekt handelt, sondern um ein Werk aus einer recht kleinen Spielschmiede – und dafür sieht „Everreach“ richtig gut aus.

Persönlich bin ich heilfroh, dass sich „Everreach“ nicht dem Trend beugt, sondern eher klassisch daher kommt. Was ich damit meine? Ganz einfach: Ihr habt ihr kein ausuferndes Open-World-Spiel mit dutzenden Nebenquests an jeder Ecke. Nein, „Everreach“ spielt sich sehr linear und in teilweise sehr abgegrenzten Arealen.

Dennoch sind auf den Karten immer wieder kleine Secrets versteckt, so dass sich das Erkunden durchaus lohnt. Nur an manchen Stellen hätte ich mir mehr Offenheit gewünscht: Beispielsweise, wenn ich durch einen Felsspalt meinen nächsten Missionspunkt sehe, aber die Karte nicht vorsieht, dass ich durch diesen Spalt gehen kann. Also muss ich einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Nicht weiter schlimm, aber an wenigen Stellen auffällig.

Rebellen und andere Fieslinge

Spielerisch geht es recht actionlastig zu Werke: Anfangs seid ihr noch zu Fuß, später dann immer wieder in einem Raumgleiter unterwegs. Dabei ist nicht etwa die heimische Flora und Fauna euer Gegner, sondern eine rebellierende Truppe, die eigentlich zum Besiedlungsteam gehörte. Oder hat doch etwa eine längst verschollene Alienrasse ihre Finger im Spiel? Findet es raus! Ich verrate an dieser Stelle nichts.

Jedenfalls seid ihr sehr viel damit beschäftigt, gegnerische Soldaten oder Droiden in ihre Schranken zu weisen. Dazu stehen euch einige Wummen zur Wahl, die ihr im Verlauf der Story stetig verbessert könnt. Apropos verbessern: Mit jedem Abschuss oder erfolgreichen Mission erhaltet ihr Erfahrungspunkte und steigt im Level.

Verdiente Punkte investiert ihr dann in eure Grundfähigkeiten. Aber es geht noch besser: Auf einem Talentbaum schaltet ihr weitere Fähigkeiten frei, die euren Spielstil deutlich beeinflussen. Je nachdem, ob ihr mehr der defensive oder offensive Typ seid, konzentriert ihr euch auf einen anderen Talentast. Für mich war es anfangs wichtig, dass mein Schild stärker wird, bevor Lebenspunkte abgezwackt werden.

Ich hätte aber auch den Schaden meiner Waffen erhöhen können – eure Entscheidung. Sobald es an die Dialoge mit anderen, menschlichen Charakteren geht, merkt man „Everreach“ das niedrigere Budget an: Die englischen Sprecher hören sich nicht nach Synchronprofis an und wirken teilweise etwas lustlos.

Auch das merkwürdige Hin- und Herschwenken der Kamera während dieser Dialoge scheint nicht ganz gewollt – ist aber locker zu verschmerzen. Sobald ihr euren kleinen Helfer-Droiden mit an Bord habt, bekommt ihr sogar ein paar unterhaltsame Sprüche geliefert. Dieser kleine Droide ist übrigens auch dafür zuständig, dass ihr eure Ausrüstung und Talent aufwerten könnt – also behandelt ihn gut.

Grafisch befindet sich „Everreach“ auf einem ansehnlichen Niveau – und deutlich über dem, was man eigentlich bei so einer kleinen Produktion erwarten würde. Nur bei den eben erwähnten Dialogen mit menschlichen NPCs fallen die hölzernen Animationen auf. Während des restlichen Spiels fühlte ich mich dagegen immer bestens unterhalten.

Fazit

„Everreach: Project Eden“ ist ein gelungenes Action-Rollenspielchen, das euch für einige Stunden bei Laune halten wird, sofern ihr was mit dem Genre anfangen könnt. Beeindruckend ist die hohe Qualität, die Entwickler Elder Games hier abliefert. Klar, verglichen mit High-End-Produktionen zieht „Everreach“ aus technischer Sicht natürlich den Kürzeren.

Doch in Sachen Unterhaltung kann sich der Titel sehen lassen. Ich jedenfalls hatte meinen Spaß beim Erkunden des Planeten Eden. Bleibt zu hoffen, dass auch andere Eden einen Besuch abstatten – denn ich wäre echt gespannt, was das Studio hinbekommt, wenn mehr Budget zur Verfügung steht.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC
Website: eldgames.com/everreach