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Games-Special: So werden Geschichten erzählt

Geschichten gibt es viele – meist kommt es jedoch auf die Art und Weise an, wie sie erzählt werden, damit sie Eindruck hinterlassen. Bei den folgenden Spielen steht eindeutig die Story im Vordergrund (und nicht etwa ein actionhaltiges Gameplay). Jeder dieser Titel hat einen individuellen Weg gefunden, um seine Geschichte auf eine passende Weise zu erzählen: Eintauchen und mitreißen lassen!

L.A. Noire

Willkommen in den späten 1940er-Jahren Hollywoods: Die goldenen Zeiten der Filmindustrie sind nach dem Kriegsende ordentlich ins Schwanken geraten. Der Drogenhandel floriert und wer nicht aufpasst, wird um die Ecke gebracht. In diesen Sumpf aus Korruption und Verrat verschlägt es LAPD-Detective Cole Phelps und damit auch den Spieler. Allein das Setting dieses Titels ist es wert, einen Blick zu riskieren. „L.A. Noire“ erschien bereits 2011 für die Xbox 360 und PS 3 – bleibt aber auch heute noch ein einzigartiges Erlebnis. Schön, dass es nun eine Remaster-Version gibt, die grafisch eine Schippe drauflegt und einige Gameplay-Elemente verbessert. Es gibt jedoch auch etwas Ungewöhnliches an dieser Neuauflage: „L.A. Noire“ erscheint neben der Xbox One und PS 4 auch für Nintendos Switch – und gibt dabei eine ziemlich gute Figur ab. Warum die Macher der „GTA“-Reihe ausgerechnet dieses Spiel für ihr Debüt auf der Switch wählten, bleibt ein kleines Rätsel. Allerdings haben sie damit eine überraschend gute Wahl getroffen: Die Ermittlungsfälle mit Detective Cole sorgen für ausgezeichnete Unterhaltung. Es handelt sich hier nämlich um einen spannenden, interaktiven Krimi: Als Spieler sollte man genau aufpassen, was man an einem Tatort vorfindet. Cole macht sich bei jeder neuen Entdeckung Notizen. Wer diese im Auge behält, wenn er einen Verdächtigen befragt, findet meist neue Indizien, die einen Befragten entlarven können. Das Highlight des Spiels sind dabei die Gesichtsanimationen, die mehr über einen Charakter preisgeben, als ihm lieb wäre. Es ist ein fantastisches Gefühl, wenn Cole einen Verdächtigen beim Lügen ertappt und ihn zur Rede stellt. Hilfreich sind dabei auch die vorgegebenen Optionen, die Spieler über die Art und Weise entscheiden lassen, wie Cole vorgehen soll: Ob er als „Good Cop“ oder „Bad Cop“ agiert, hat gravierende Auswirkungen auf die Aussagen des Befragten. Zwischen den einzelnen Missionen macht Cole meist eine Spritztour durch die Stadt, die ebenfalls frei erkundet werden darf, aber angenehm im Hintergrund bleibt, wenn man das nicht möchte. Etwas Geschick verlangen kurze Actionpassagen, in denen Cole einem getürmten Verdächtigen hinterherjagt und seine Waffe sprechen lässt. Diese Abschnitte sind jedoch eher die Ausnahme. Switch-Besitzer, die es nicht so mit der direkten Steuerung haben, werden sich zudem über die Möglichkeit freuen, die Tatorte wie in einem Point&Click-Adventure absuchen zu können. Alles in einem ist Rockstar Games ein hervorragendes Remaster eines zwar in die Jahre gekommenen Spielchens gelungen, das sich aber keineswegs vor irgendwem verstecken muss. Erhältlich für: Xbox One, PS 4, Switch

Soma

Frictional Games bringt den Horror nun auch auf die Xbox One. „Soma“ ist aber nicht einfach nur ein stupider Survival-Trip, der Monster und Schockmomente verwendet, um interessant zu sein. Nein, „Soma“ ist vielmehr eine Reise in die menschliche Psyche und stellt existentielle Fragen, wie die, was eigentlich Leben bedeutet. Und dabei fängt alles so idyllisch an: Hauptcharakter Simon erwacht morgens und weiß nur noch, dass er einen Arzttermin hat. Aus der Ego-Perspektive darf der Spieler ihn nun durch sein Apartment steuern, um herauszufinden, was mit Simon eigentlich passiert ist. Die Antworten gibt es schnell, wenn man gewillt ist, in Simons Notizen und PC zu stöbern. An dieser Stelle offenbart sich bereits, dass einige Story-Elemente in „Soma“ dem Spieler nicht einfach zufliegen, sondern gefunden werden wollen. Die Atmosphäre, die dadurch entsteht ist ziemlich ergreifend. Nachdem Simon dem Arzt einen Besuch abgestattet hat, geht etwas mächtig schief und er landet in einer düsteren Zukunftswelt, in der Maschinen und Menschen auf grausame Weise vereint sind. Ab hier driftet das Abenteuer in ein Survival-Horror-Erlebnis ab, das für rund neun Stunden zu fesseln weiß. Im Gegensatz zu anderen Vertretern solcher Spiele, hat Simon keinerlei Waffen bei sich: Taucht ein Ungetüm auf, muss sich der Protagonist verstecken oder die Beine in die Hand nehmen. Solche Momente sind schockierend und treiben das Adrenalin in die Höhe. Alle, die lieber nur die Story genießen wollen, starten das Spiel im „Safe-Modus“: Auf diese Weise können die Monster Simon keinen Schaden zufügen und Spieler dürfen sich einfach von der Geschichte inspirieren lassen. Die schwedischen Entwickler stellen Simon immer wieder vor Momente, in denen er sich fragt „Ist das alles real?“ oder „Was darf ich bzw. ein Mensch überhaupt alles machen?“ – sehr spannende Ansätze. Vom Gameplay her gibt es allerdings wenig Abwechslung: Hin und wieder warten kleine Rätsel in Form von Codes knacken, Schalter bedienen oder Türen öffnen. Aber alles in allem bleibt es recht rudimentär. Ein Inventar, in dem Gegenstände kombiniert werden können, sucht man vergebens. Ebenfalls bleibt das später in den Spielverlauf eingefügte Omnitool deutlich unter seinen Möglichkeiten. Etwas Potenzial haben die Entwickler an dieser Stelle verschenkt. Doch insgesamt ist „Soma“ ein Horror-Trip“, der nachdenklich stimmt und lange im Gedächtnis bleibt. Erhältlich für: Xbox One, PS 4, PC

Black Mirror

Eine nette Überraschung: Auf der diesjährigen Gamescom kündigte Entwickler King Art dieses Adventure erst an und keine drei Monate später erscheint es auch schon. Für alle, bei denen der Name „Black Mirror“ ein Glöckchen im Kopf läuten lässt: Das Spiel bezieht sich keineswegs auf die gleichnamige Fernsehserie. Es ist vielmehr eine Neuauflage des klassischen Point&Click-Adventures aus dem Jahre 2004. Oder sagen wir besser: Eine Neuinterpretation des Klassikers. Denn „Black Mirror“ zeigt sich in modernem Gewand, da es dem Spieler die direkte Kontrolle über den Protagonisten David Gordon überlässt. Grafisch ebenfalls ansprechend entführt der Titel den Spieler in ein düsteres Landgut auf schottischem Boden. Dorthin muss sich David aufmachen, um Familienangelegenheiten zu klären: Davids Vater hatte sich nämlich auf mysteriöse Weise selbst getötet und ihm das Haus samt seiner Bewohner hinterlassen. Die nächsten sechs bis acht Stunden – für ein Adventure eine recht kurze Zeit – darf der Spieler herausfinden, welche dunkle Geheimnisse dort lauern. Spielerisches Geschick verlangt der Titel nicht sehr viel: Die Steuerung per Gamepad (oder am PC mit den WASD-Tasten) ist zwar leicht hakelig, aber geht in Ordnung. Für Neulinge im Adventure-Genre könnte „Black Mirror“ der ideale Einstieg sein, da die Rätsel allesamt logisch, manchmal sogar recht trivial sind: Schlüssel suchen, Kerze anzünden usw. Experten wird dies aber vor keine große Herausforderung stellen. Dennoch sollten Spieler immer wieder abspeichern. Warum? Zwischendurch taucht David in düstere Visionen ein, in denen er Wahnvorstellungen verfolgt. Das Problem hierbei: Nicht immer ist ersichtlich, was David machen muss, um zu entkommen. Das kann dazu führen, dass ihn das Zeitliche segnet und wieder neu geladen werden muss. Diese Trial&Error-Abschnitte hätten vielleicht eleganter gelöst werden können. Gleiches gilt übrigens auch für die technische Präsentation des Spiels: Wenn David durch die dunklen Gänge des Anwesens stolpert und dabei auf Bedienstete trifft, wirken die Animationen recht hölzern, was der ansonsten großartigen Atmosphäre schadet. Hinzu kommen die ständigen Ladezeiten beim Wechseln eines Raums, die an den Nerven nagen. An diesem Punkt wäre eine Übersichtskarte nicht schlecht gewesen, um sich besser zurechtzufinden und nicht immer wieder in unnötige Areale zu schlittern. Aber genug gemeckert: Insgesamt bietet „Balck Mirror“ nämlich eine richtig nette und gruselige Geschichte, eingehüllt in ein charmantes Gewand mit etwas zu leichten Rätseln. Atmosphärisch ist dieser Auftakt den Entwicklern von King Art auf jeden Fall gelungen. Nur bei der technischen Umsetzung sollte sich das Team vielleicht noch etwas besser aufstellen. Erhältlich für: Xbox One, PS 4, PC

Chaos auf Deponia

Für alle, die es albern mögen: Rufus und Goal sind zurück – nun ja, nicht ganz. Denn im Grunde handelt es sich hierbei lediglich um eine Neuauflage des zweiten Teils der „Deponia“-Triologie aus dem Jahre 2012. Auf der PS 4 und Xbox One feiert das Duo jedoch sein Debüt – und das in schicker, hochaufgelöster Grafik. „Chaos auf Deponia“ ist ein waschechtes Point&Click-Adventure, wie es im Buche steht: Hauptaufgabe des Spielers ist es nämlich mit Rufus alles mögliche Zeugs einzusammeln, lustigen Dialogen zu lauschen und abgedrehte Rätsel zu lösen. Die irrwitzige Geschichte um den selbstverliebten Helden Rufus, der mit seiner großen Liebe Goal, einer etwas beschädigten Roboter-Dame, nach Elysium möchte, sprüht vor Charme und lustigen Ideen. Auch wenn nicht alle Rätsel vollkommen logisch sind, so machen sie das durch ihren gelungenen Humor gleich wieder wett. Die eigentliche Leistung der Entwicklertruppe von Daedalic bestand beim Portieren der PC-Version auf die Konsolen in der Umprogrammierung der Steuerung: Auf dem Rechner spielt sich „Deponia“ mit Maus und Tastatur naturgemäß etwas besser, aber mit dem Gamepad ist Daedalic da eine richtig tolle Umsetzung gelungen – auch wenn man sich anfangs leicht dran gewöhnen muss. PS4-Spieler freuen sich, dass sie im zweiten Teil die Geschichte um das auf einem Müllplaneten gestrandete Paar fortsetzen können. Auf der Xbox One ist es der erste Auftritt der beiden – was Fluch und Segen gleichermaßen sein kann: Denn auf der einen Seite verpassen Spieler so den Erstling, dürfen sich auf der anderen Seite aber am absurden Setting erfreuen, das PS4-Spielern vielleicht allzu bekannt vorkommen dürfte. Auf jeden Fall wartet auf Konsolenbesitzer ein herausforderndes Abenteuer mit einer schönen Story, komplexen Rätseleinlagen und jeder Menge amüsanter Charaktere. Erhältlich für: Xbox One, PS 4, PC

8-bit Adventure Anthology Volume I

Wie aus einer anderen Zeit: Während die bisher vorgestellten Spiele optisch glänzten, setzt diese klassische Sammlung von Adventures auf textbasierte Abenteuer mit wenig visueller Unterstützung. Das ist aber auch kein Wunder, da die drei Spiele der Kollektion allesamt zwischen 1987 und 1991 veröffentlicht wurden. Zu dieser Zeit mussten Spieler noch weit mehr ihr Vorstellungsvermögen anregen als heutzutage. Wer sich auf die drei Adventures namens „Shadowgate“, „The Uninvited“ und „Déjà Vu“ einlässt, wird schnell merken, dass das Kopfkino durchaus funktionieren kann. Es hat schon ein bisschen was von einem interaktiven Buch, wenn man sich durch die verschiedenen Räume klickt und stets eine Beschreibung erhält, was dort in dem kleinen Bildschirmausschnitt eigentlich zu sehen ist. Die Steuerung mit dem Gamepad ist dabei zwar nicht so komfortabel wie mit einer Maus, aber es funktioniert. Mit den Kommandos wie „Open“, „Take“ oder „Move“ (alle Befehle und Texte sind auf Englisch) können die Räume durchforstet werden. Aber Vorsicht: Wie es sich für ein Spiel von früher gehört, kennen auch diese Titel keine Gnade. Wer zu forsch einen Schalter umlegt, einen Geist ärgert oder eine falsche Abzweigung nimmt, der findet sich schnell auf dem Startbildschirm wieder – Game Over. Komfortfunktionen wie automatisches Speichern oder hilfreiche Tipps, wenn es mal nicht weitergeht, sind hier Fehlanzeige – was aber auch den Charme dieser angestaubten Abenteuer ausmacht. Jeder Fortschritt muss sich verdient und am besten auf einem Stück Papier neben sich notiert werden. So fühlt sich eine Zeitreise an. Erhältlich für: Xbox One, PS 4, PC