Unterhaltung Games

Hotel Transylvania 3 Monsters Overboard

Lizenzschrott oder nicht? Dieser Titel wandelt gefährlich nahe an der Klippe…

Wenn ein Videospiel zeitgleich zu einem Kinofilm erscheint, bin ich meist etwas skeptisch – besonders, wenn es sich um einen Animationsfilm handelt. Denn zu oft wollen Publisher mit der zeitgleichen Veröffentlichung schnell mal noch ein paar Extra-Dollar verdienen, was ja im Grunde völlig in Ordnung geht.

Doch meist sehen die Spiele dann auch so aus: Schnell zusammengezimmerter Schrott, der manchmal rein gar nichts mehr mit dem eigentlichen Film zu tun hat. Beispiele gibt es da wie Sand am Meer: Mir fällt spontan der letzte Ghostbusters-Film ein – das „passende“ Spiel dazu war, nunja … ziemlich lahm.

Aber es gibt auch positive Beispiele: Die LEGO-Version zu den „Unglaublichen“ war ein ziemlicher Spaß – auch wenn die chronologische Reihenfolge im Spiel etwas fragwürdig war. Nun steht also der dritte Teil von „Hotel Transsilvanien“ in den Startlöchern. Mal sehen, ob das Spiel dazu taugt.

Wie aus dem Nichts

Diesmal war ich nicht nur skeptisch, sondern die Alarmglocken schrillten bei mir, als ich zum ersten Mal von „Hotel Transylvania 3 Monsters Overboard“ hörte. Warum? Weil die Ankündigung eine Woche vor der eigentlichen Veröffentlichung stattfand. Davor hatte ich noch nie von dem Projekt gehört – fast nie ein gutes Zeichen. Aber ich bin ich froh, dass mir mein Kontakt bei Bandai Namco die Chance auf eine Testrunde gab. Los geht’s!

Der Beginn ist schon mal ernüchternd: Anstatt eines flippigen Intros – vielleicht mit Szenen aus dem Film garniert – gibt es eine recht spröde Bildershow, die mir die Story nahebringen möchte. Wobei: „Story“ kann man das eigentlich kaum nennen.

Fassen wir zusammen: Schiff, Ausflug, Sturm, alle Freunde über Bord und verstreut auf einer Insel. Das war’s kurz und knapp. Nun sollen sich also Dracu und seine Tochter Mavis darum kümmern, dass alle wieder eingesammelt werden. Für ein solches Spiel passt so eine Geschichte – zumal sie sogar was mit dem Film zu tun hat.

Anders als gedacht

Gleich als nächstes darf ich mich für einen von zwei Charakteren entscheiden: Soll es Dracu oder Mavis sein, mit der ich das Eiland erkunde? Einen Unterschied macht das, bis auf die Optik, nicht. Dachte ich bis dahin noch, dass ich es mit einem simplen Jump&Run zu tun bekomme, werde ich schnell eines Besseren belehrt: Von wild herumhüpfen und auf Feinden landen ist hier nicht der Hauch einer Spur.

„Hotel Transylvania 3 Monsters Overboard“ von den australischen Torus Studios wandelt vielmehr auf ganz anderen Pfaden: Sobald ich den ersten Impa, ein freundliches kleines Monster, getroffen habe, weiß ich, wo das hinführen wird. Ganz in der Tradition eines „Pikmin“ oder „Overlords“ kann ich nun den kleinen Kreaturen Befehle erteilen – jetzt wird’s plötzlich interessant.

Dass Publisher Bandai Namco und Entwickler Torus Games einen anderen Weg einschlagen als die meisten Produzenten von Lizenz-Spielen sei an dieser Stelle lobend hervorzuheben. Allerdings scheint es, dass die Entwickler bei „Hotel Transylvania 3 Monsters Overboard“ nicht sonderlich viel Zeit für das Programmieren hatten.

Grafisch befindet sich der Titel auf einem akzeptablen Mittelmaß – spielerisch eher im unteren Segment. Das liegt größtenteils an der Steuerung und der Kollisionsabfrage – aber auch an einer fragwürdigen Designentscheidung, zu der ich später kommen werde. Fangen wir mit der Steuerung an.

Kamera dreh dich!

Den Charakter bewegt ihr wie gewohnt mit dem linken Stick, die Kamera lasst ihr mit dem rechten Stick rotieren – alles nicht neu. Wollt ihr euren Impas Befehle erteilen, geschieht dies entweder über den X- oder den Y-Knopf des Xbox One Controllers. Das Problem dabei: Ihr habt einen Ziel-Cursor, mit dem ihr das Objekt eurer Begierde anvisieren könnt, doch leider wird dieser ebenfalls mit dem rechten Stick gesteuert.

Das Ergebnis ist eine recht fummelige Angelegenheit, bei der sich schon das ein oder andere Mal der Bildschirm ungewollt um die eigene Achse dreht. Hätte man das nicht anders lösen können?! Beispielsweise durch Halten einer Schultertaste, wenn man Befehle gibt. So wirkt das Ganze recht chaotisch und nicht ganz fertig.

Auch die Wegfindung der kleinen Gesellen ist ausbaufähig: Steht zufällig zwischen euch und dem anzugreifenden Feind oder zu bewegendem Objekt ein Baum, Stein oder sonstiges Hindernis, könnt ihr drauf wetten, dass mindestens ein Impa daran hängen bleibt. Und anstatt ihn per Knopfdruck einfach zurückzurufen, müsst ihr ihn vorher anvisieren, um ihn zurückzurufen – viel Spaß dabei.

Sobald ihr den Dreh mit der Steuerung jedoch raus habt, kommt sogar kurzweilige Unterhaltung auf. Hindernisse müssen beseitigt, Puzzleteile gefunden und Gegner bekämpft werden. Stück für Stück schaltet ihr so mehr Impas frei, die euch helfend zur Seite stehen.

Insgesamt gibt es vier unterschiedliche Arten von Impas, die jeweils einzigartige Fähigkeiten mit sich bringen. Rein Knobeltechnisch ist „Hotel Transylvania 3 Monsters Overboard“ damit schon ganz nett. Doch kommen wir zum nächsten Punkt, der mir immer noch unbegreiflich ist …

Spaß in Raten

Vampire hassen Tageslicht – das ist kein Geheimnis. Demnach seid ihr mit Dracu und Mavis auch nur nachts unterwegs. Dass die Level dadurch etwas dunkler geraten sind, leuchtet mir ein (sorry für das dumme Wortspiel). Anstatt euch aber nun vogelfrei auf der Insel herumlaufen zu lassen, bauen die Entwickler einen Countdown ein, wenn ihr euer Abenteuer startet.

Aufgepasst: Nach genau zehn Minuten ist euer Ausflug zu Ende und ihr landet wieder auf dem Hauptbildschirm (!). Wollt ihr noch eine Runde spielen, dann könnt ihr diesmal von einem anderen Speicherpunkt starten, den ihr zuvor freigeschaltet habt. Nach erneuten zehn Minuten ist auch dieser Ausflug beendet.

Fragt mich nicht, was das soll. Ich fand es nur ein sehr störendes Element, das den Spieler unnötig hetzt, wo es eigentlich nicht angebracht ist. Zumindest setzt die Uhr bei den teilweise recht knackigen Boss-Kämpfen aber aus – wäre ja der Hammer, wenn ihr kurz vor dem Sieg auf euer Schiff zurückgeschickt werden würdet …

Fazit

Zu hundert Prozent kann ich „Hotel Transylvania 3 Monsters Overboard“ immer noch nicht ganz einordnen: Zum einen habt ihr es hier mit teilweise sehr verkorksten Spielmechaniken zu tun, zum anderen macht der Rest aber auch Spaß.

Daher bin ich mit meiner Meinung zwiegespalten: Fans der Filme, die ein Faible für die Spielmechaniken eines „Pikmin“ oder „Overlords“ haben, können gerne zugreifen, wenn sie bei der Steuerung ein Auge zudrücken. Wer jedoch ein fehlerfreies Lizenzprodukt sucht, das das Abenteuer im Film nochmals unterstreicht, greift besser zu LEGO und Co. Jedenfalls könnt ihr vielleicht warten, bis sich was am Preis ändert.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC, Switch
Website: en.bandainamcoent.eu/hotel-transylvania/hotel-transylvania-3-monsters-overboard