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KEMCO kann's

Wenn es um japanische Rollenspiele im Retro-Look geht, dann macht diesem Entwickler niemand was vor – das beweisen auch diese drei Spielperlen.

KEMCO – die Retro-Rollenspielexperten aus Japan
Wenn es um Rollenspiele geht, denken viele Spieler sicherlich an Fernost, da dort sehr viele Softwareperlen herstammen. Stichwort: „Final Fantasy“, „Secret of Mana“ oder „Dragon Quest“, um nur einige zu nennen. Der japanische Spieleentwickler KEMCO hat sich genau auf diese Sorte Games spezialisiert.

Dabei orientieren sich die Programmierer an den großen Vorbildern aus den 90er-Jahren – nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch. Denn all ihre Werke könnten direkt aus dem vergangenen Jahrhundert stammen, wenn man sich die Screenshots anschaut. Wer diese Art Spiele früher genossen hat, sollte sich unbedingt das umfangreiche Angebot von KEMCO anschauen. Drei dieser Titel stellen wir hier etwas genauer vor.


Alvastia Chronicles
Auch wenn man sich bei KEMCO an Retro-Grafik gewöhnt hat, gibt es dennoch unterschiedliche Arten an Spielen: Da wären die Spiele, die sich leicht an die ersten Tage der PlayStation orientieren, dann wiederrum welche, die die SNES-Zeiten zelebrieren und eben jene, die völlig auf Retro gehen, indem sie das NES hochleben lassen. „Alvastia Chronicles“ gehört definitiv zur letzten Sorte.

Grafisch lehnt sich das Spiel an die gute alte 8-Bit-Ära des NES an. Spielerisch ist das rundenbasierte Rollenspiel jedoch am Puls der Zeit. In einer schwebenden Welt namens Alvastia tummelt sich unser Held Alan. Als Kind wurde er Zeuge, wie Monster seine Eltern umbrachten. Nur seine Schwester ist ihm noch geblieben.

Nach vielen Jahren tauchen die Monster wieder auf und Alan geht mit seiner Schwester auf einen Rachefeldzug – soviel zur Story, die ganz gut in die Fantasy-Welt passt. Spielerisch sieht es zunächst nach klassischer Exe-Create-Kost aus: Mit dem Held durch die Welt stapfen, auf Monster treffen, diese besiegen und weiter voranschreiten.

In großen Teilen mag das vielleicht stimmen, aber „Alvastia Chronicles“ sticht durch ein bemerkenswertes Feature hervor: Ihr könnt im Verlauf der Story über 100 (!) Charaktere rekrutieren und in euer Team aufnehmen. Und es wird noch besser: Ihr könnt mit rund 20 von ihnen gleichzeitig aufs Feld marschieren, um dort zu kämpfen. Da ist dann einiges los, was mir persönlich immer gut gefallen hat.

Aber natürlich müsst ihr nicht alle Helden manuell während der Kämpfe steuern. Ihr weist sie eigentlich immer nur einem Team zu, das ihr dann auf das Schlachtfeld führt. Je nachdem, wer in eurer Truppe ist, wandern durch diese Symbiose neue Fähigkeiten in euren Repertoire. Das lädt zum Experimentieren ein.

Charaktere, die im Kampf nicht genutzt werden, müssen nicht auf der Bank sitzen bleiben, sondern können im Strategieraum für die Verbesserung der einzelnen Teams sorgen – ein insgesamt ziemlich cooles Feature, das „Alvastia Chronicles“ einmalig macht.

Aber es gibt für mich persönlich noch einen Punkt, den ich sehr zu schätzen wusste: Nach jedem Kampf heilt sich eure Truppe automatisch auf 100 Prozent der Gesundheit. Das macht das Kämpferleben um einiges angenehmer. Ein echt gutes Feature, das ruhig mehr Spiele haben könnten. Das soll aber nicht heißen, dass die Kämpfe dadurch einfacher wären.

Bei Boss-Fights müsst ihr dennoch gut eure Fähigkeiten abwägen, um zu gewinnen. Das Einzige, was man „Alvastia Chronicles“ vielleicht vorwerfen könnte, ist die recht kurze Spielzeit. Wir reden hier zwar immer noch von acht bis neun Stunden für den ersten und weitere zehn Stunden für den zweiten Durchgang, aber insgesamt ist das deutlich weniger, als man von KEMCO-Spielen gewohnt ist. Mir jedenfalls macht es nichts aus.

Meine Empfehlung hat diese Retro-Perle!

Erhältlich für: Xbox One, PS4, Switch, PC, iOS, Android
Website: kemco-games.com/global/index.html


Bonds of the Skies
Mit diesem kleinen Retro-Rollenspiel betreten wir die 16-Bit-Ära. „Bonds of the Skies“ könnte glatt aus der Zeit des Super Nintendos stammen, was Entwickler Hit-Point wieder zauberhaft umgesetzt hat. In einer Welt, in der einst vier Gottheiten für Balance sorgten, ist das Chaos ausgebrochen.

Die Gottheit des Feuers hat durch einen Trick die Oberhand gewonnen und versucht nun die Welt in Schutt und Asche zu legen. Mitten in der Geschichte befindet sich unser Held Eil. Nachdem sein Dorf verwüstet wurde, befreundet er sich durch einen Zufall mit einem kleinen Wesen.

Dieses stellt sich als die Gottheit des Windes heraus und möchte Eil im Kampf gegen die Feuergottheit helfen. Nette Geschichte, die mit ein paar überraschenden Wendungen auskommt.

Spielerisch sollte Fans von KEMCO-Spielen alles ziemlich bekannt vorkommen. Die Kämpfe laufen rundenbasiert ab, diesmal aber aus einer Art Ego-Perspektive. Von der Kampf-Mechanik macht dies keinen Unterschied zu anderen Spielen von Hit-Point, fühlt sich allerdings etwas anders an.

Neben normalen und magischen Angriffen kann nun auch im späteren Spielverlauf auf eine göttliche Unterstützung gesetzt werden. Ist eure Anzeige im Verlauf eines Kampfes voll gefüllt, verleiht euch der Gott, mit dem ihr verbunden seid, für eine kurze Zeit sehr mächtige Skills. Diese sind nach dem Kampf aber wieder futsch und lassen sich auch nicht für schwierigere Auseinandersetzungen, beispielsweise gegen Bosse, aufheben.

Die Spielzeit liegt wie schon bei „Alvastia Chronicles“ eher am unteren Rand des Rollenspiel-Spektrums: Rund sieben bis acht Stunden braucht ihr für einen Durchlauf. Um das wahre Ende zu sehen, sind es dann acht bis neun Stunden.

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings: Wie bei manchen Rollenspielen dieser Art ist auch bei „Bonds of the Skies“ immer wieder Grinding vonnöten, um weiter in der Story voranzuschreiten. Das immerwährende Abgrasen der Feinde ist zwar punktuell nicht sonderlich umfangreich, kommt aber häufig vor und nimmt etwa ein Drittel der Gesamtspielzeit ein.

Wenn das aber alles ist, worüber man meckern kann, dann hat „Bonds of the Skies“ ziemlich viel richtig gemacht.

Erhältlich für: Xbox One, PS4, Switch, PC, iOS, Android
Website: kemco-games.com/global/index.html


Sephirothic Stories
Blicken wir auf die anderen beiden Spiele, „Alvastia Chronicles“ und „Bonds of the Skies“, so sind wir auf der Evolutionsleiter immer wieder nach oben gestiegen – zumindest was die Grafik angeht. Und auch das nur auf den ersten Blick. Von 8-Bit bei „Alvastia Chronicles“ ging es zu hübschen 16-Bit bei „Bonds of the Skies“.

Mit „Sephirothic Stories“ wagt Entwickler Exe-Create nun den Sprung in die Dreidimensionalität – und landet etwas daneben. Denn sowohl grafisch als auch inhaltlich ist „Sephirothic Stories“ wohl eines der schwächeren Abenteuer im Portfolio von Publisher KEMCO.

Rein optisch erinnert „Sephirothic Stories“ an die ersten Tage eine N64 oder so – bloß, dass das hier gezeigt fern ab vom Adjektiv „hübsch“ verbucht werden kann. Die 3D-Modelle sind polygonarm und sehen etwas ungelenk aus. Hinzu kommt, dass einige Features ziemlich fehl am Platz scheinen.

Ein Beispiel: Mit Sprung in eine 3D-Umgebung dachte Exe-Create wohl, dass man nun auch springen können sollte. Kein unbedingt schlechter Gedanke. Das Problem bei „Sephirothic Stories“: Gesprungen werden kann nur, wenn ihr still steht. Der Sprung geht immer nur gerade nach oben.

„Zufälligerweise“ sind hin und wieder auf den Karten Münzen im Himmel versteckt. Diese greift ihr durch das Springen ab. Gefährliche Klippen, Abgründe oder leichte Felsvorsprünge könnt ihr mit dem neuen Feature allerdings nicht überwinden. Daher gehört das Springen hier eindeutig in die Kategorie „sinnlos“.

Zum Glück überzeugt Exe-Create aber in den Kämpfen. Diese sind in typischer Manier rundenbasiert und ähneln denen der „Asdivine“-Reihe. Eine Besonderheit sind dabei die Formationen, die euer Team einnehmen kann. Je nach Position sind bestimmte Attacken möglich – nicht neu, aber ganz nett für etwas mehr Taktik.

Der Rest des Spiels plätschert so leicht harmlos dahin. Die Story scheint schon ein dutzend Mal erzählt worden zu sein in anderen Spielen, das Gameplay kennt ihr sicherlich auch und die Kämpfe halten die gewohnte Kost bereit.

Wie gesagt: Es ist kein schlechtes Spiel, aber „Sephirothic Stories“ gehört eindeutig zu den schwächeren Titeln von KEMCO. Daher ist es nicht der beste Punkt, um ins japanische Rollenspiel-Universum einzutauchen.

Seht es eher als kleiner Leckerbissen auf dem Weg zu den ganz großen Titeln von KEMCO.

Erhältlich für: Xbox One, PS4, Switch, PC, iOS, Android
Website: kemco-games.com/global/index.html