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Narcos: Rise Of The Cartels

Von der Serie auf die Konsole: Rundenstrategie mit ordentlich Koks im Spielgetriebe.

Es weht ein Hauch von XCOM durch Kolumbien: Mit „Narcos: Rise of the Cartels“ will sich Entwickler Kuju einen Namen als Rundenstratege machen. Dazu nehmen sich die Entwickler die erfolgreiche Netflix-Serie zu Vorlage und verfrachten die Ereignisse aus der ersten Staffel in diesen Titel. Aber keine Sorge: Man muss die Serie nicht gesehen haben, um hier reinzukommen.

Machtkampf eröffnet

Nach einem stilvollen Intro, das auch Szenen aus der Serienvorlage nutzt, geht die Geschichte um das kolumbianische Drogenkartell los. Die ersten Schritte müsst ihr allerdings mit der amerikanischen Anti-Drogeneinheit DEA machen. Erst nachdem ihr die ersten Missionen mit der DEA erledigt habt, könnt ihr auf die Kampagne des Kartells zugreifen.

Aber erwartet nicht zu viel: Spielerisch sind beide Seiten fast identisch – einmal müsst er den Drogenrausch beenden, das andere Mal euer Imperium ausbauen. Wer schon einmal Titel wie XCOM gespielt hat, wird sich auch bei „Narcos: Rise of the Cartels“ schnell zurechtfinden.

Das rundenbasierte Taktikspiel übernimmt die meisten Mechaniken von bekannten Titeln des Genres – fügt aber ein paar interessante Ideen hinzu. Beispielsweise zieht ihr nicht immer mit eurem gesamten Trupp, bis der Gegner dran ist, sondern, ähnlich wie bei einer Partie Schach, immer abwechselnd Mann für Mann.

So kommt auf der einen Seite mehr Schwung in die Partien, auf der anderen Seite jedoch zieht ihr oftmals nur mit ein oder zwei Charakteren durch die Levels und lasst die anderen Teammitglieder links liegen, weil es schlicht zu anstrengend ist, mit allen zu ziehen.

Augen auf!

Das nächste Alleinstellungsmerkmal ist der Wachsamkeitsmodus: Während einer Runde darf ein Charakter ziehen und eine Aktion ausführen. Nutzt er das nicht voll aus oder verschanzt sich gut hinter einer Deckung, bekommt er Wachsamkeitspunkte – bis zu drei Stück lassen sich maximal sammeln. Diese kann er dann verwenden, wenn der Gegner an der Reihe ist und in seine Sichtlinie läuft.

Anders als bei anderen Spielen schießt der Charakter dann aber nicht automatisch, sondern wird aus Third-Person-Sicht selbst gesteuert: Innerhalb eines kleinen Zeitfensters habt ihr so die Möglichkeit, ein paar Schüsse auf euren Gegner abzugeben. Etwas Schade: Verschiedene Trefferzonen kennt „Narcos: Rise of the Cartels“ anscheinend nicht.

All diese Mechaniken, gepaart mit den unterschiedlichen Missionszielen wie beschützen, verteidigen oder erledigen, wirkt anfangs recht frisch. Spätestens ab der Hälfte des Spielchen hat sich aber Routine eingeschlichen.

Das liegt auch etwas daran, dass ihr eure Charaktere zwar zwischen den Missionen aufleveln könnt, aber keine zusätzliche Ausrüstung anlegen dürft. So werden eure Mannen einfach stärker. Diese unterteilen sich übrigens in fünf Kategorien auf, die jeweils ihre Stärken und Schwächen haben.

Im Drogenrausch?

Während des Spiels fiel mir persönlich oftmals auf, dass die Balance stark schwankt: So gingen fast 100%-ige Treffermöglichkeiten ins Leere, während der Gegner mich mit schlappen 10%-Treffermöglichkeit oft zielgenau traf. Aber sonderlich schlimm war das nicht, da sich die KI nicht sonderlich schlau anstellte.

Ein Trick, der bei vielen Missionen half: Anstatt die gesamte Gegnertruppe unter Beschuss zu nehmen, konzentrierte ich mich immer nur auf einen Feind, bis dieser fiel. Danach war der nächste an der Reihe. Währenddessen zog der Computer manchmal blindlings mit anderen Charakteren durch die Gegend, die rein gar nichts ausrichteten.

Grafisch ist „Narcos: Rise of the Cartels“ jedoch richtig hübsch in Szene gesetzt – besonders zu Beginn glänzt der Titel mit atmosphärischen In-Game-Zwischensequenzen. Diese werden im weiteren Verlauf leider nach und nach durch schnöde Textboxen ersetzt. Etwas ärgerlich dabei: Die Texte werden zwar vorgelesen, klingen aber durch die übertriebene Vertonung echt merkwürdig.

Fazit

Kommen wir zum Abschlussurteil: Mit „Narcos: Rise of the Cartels“ landet Kuju nicht ganz den angepeilten Erfolg. Dennoch ist das Taktik-Spiel auf lange Strecken ganz unterhaltsam geworden. Es krankt leider im Verlauf der beiden Erzählungsstränge an Monotonie und nicht ganz ausbalancierten Spielmechaniken.

Zudem kommt nach der anfangs dichten Atmosphäre leider nicht mehr Stimmung auf, die einen packen würde. So reiht sich „Narcos: Rise of the Cartels“ im guten Mittelfeld des Genres ein, ohne allzu sehr hervorzustechen.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC, Switch
Website: curve-digital.com/en-gb/games/detail/38/narcos-rise-of-the