Was habe ich mich auf dieses Spiel gefreut: endlich mal wieder ein „Need for Speed“ mit einer schicken B-Movie-Story und fetten, getunten Karren. Und ich wurde nicht enttäuscht – größtenteils zumindest nicht.
Voll mein Ding!
„Payback“ rebootet die „Need for Speed“-Reihe mal wieder und führt euch in die Szene der illegalen Straßenrennen ein: Hier wird gerast, gedriftet, gelabert und getunt. Ja, im Herzen habt ihr es hier mit einem waschechten „Underground“-Teil zu tun – schon mal ein dicker Pluspunkt. Und Storytechnisch ist das Ganze wie erwartet ein Abklatsch der Marke „Fast & Furious“. Mir gefällt sowas. Hirn auf Leerlauf stellen und gemütlich Gas geben. Auch auf der Straße macht „Payback“ einen richtig guten Eindruck: Von Simulation fehlt hier zum Glück jede Spur. Das Fahrgefühl ist ordentlich arcadelastig und unterhält von Anfang bis Ende großartig. Auch rein optisch gibt es nichts zu meckern: Das fiktive Las Vegas, in dem sich die Kampagne abspielt, ist eine Wucht – samt einem schicken Tag- und Nachtwechselzyklus. Daumen hoch an EA für diese grandiose Atmosphäre.
Für Abwechslung ist gesorgt
Was die einzelnen Rennen an sich angeht, werden sich Bleifüße freuen: Vom normalen Sprint bis hin zu Drift- und Offroad-Rennen ist hier jede Menge Fahrvergnügen drin. Auch die Drag-Rennen sorgen für kurzweilige Fahrten – nur gegen Ende der Kampagne werden diese sonst geradlinigen Super-Sprint-Rasereien durch ihre kurvige Streckenführung etwas in Mitleidenschaft gezogen. Aber Schwamm drüber. Laune macht das immer noch, wenngleich etwas Frust dabei aufkommt. Doch wo Licht ist, ist natürlich auch Schatten – und dieser hier ist hausgemacht. Denn was den Spaß eindeutig trübt, sind die verkorksten Spielmechaniken, die unter der Haube schlummern. Das fängt bereits bei der Menüführung an: Selten habe ich mich so hilflos gefühlt wie bei „Payback“. Zu viele Optionen und undurchsichtige Menübeschreibungen machen zum Beispiel das Tunen eures Wagens zu einem Abenteuertrip, den es eigentlich nicht gebraucht hätte. Natürlich könnte das auch an meinem Alter liegen und der Titel richtet sich nur an Jugendliche, die noch die Schulbank drücken, wer weiß. Was haben die Karten da zu suchen? Darüber könnte ich aber noch getrost hinwegsehen: Nach einigen Stunden habe ich nämlich ungefähr eine Ahnung, wo ich was machen kann. Doch das Tunen der Wagen ist, nun ja, Geschmackssache: Anstatt wie früher in eine Werkstatt zu fahren, den Wagen auf die Hebebühne zu verfrachten und nach Lust und Laune neue Teile dranzuklemmen, verwandelt EA das Aufmotzen der Karren zu einem Glücksspiel. Denn neue Komponenten bekommt ihr nur, wenn ihr die entsprechende Karte habt. Entsprechende Karte? Richtig gelesen: Das Tuning erfolgt über zufällig (!) erhaltene Sammelkarten, die es entweder für gewonnene Rennen, Ingame-Währung oder echtes Geld (!!) gibt. Für mich fühlt sich dieses Prinzip völlig falsch an bei einem Spiel, das zum Vollpreis von rund 60,- Euro zu haben ist.
Fazit
Also fassen wir zusammen: Spielerisch bietet „Payback“ das wohl coolste Fahrerlebnis eines „Need for Speeds“, das ich seit Jahren erlebt habe – Arcade-Spaß pur. Von dieser Seite aus ist das Spielchen sein Geld vollkommen wert: Tolles Fahrgefühl trifft auf eine atmosphärische Open-World-Umgebung samt klischeehafter Story. Auf der anderen Seite fügt EA seinem Werk durch die Sammelkarten einen sehr faden Beigeschmack hinzu: Das mit den Sammelkarten könnte ich ja noch halbwegs verschmerzen, wenn dadurch nicht allzu sehr ersichtlich würde, dass dieses System nur eingebaut wurde, um den Kunden mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Bei einem Free-to-play-Titel lasse ich mir das gerne gefallen. Wenn ich allerdings schon den Vollpreis hingeblättert habe, dann wirft das ein ganz schlechtes Licht auf die Macher. Von daher: Vielleicht ist es diesmal nicht schlecht, wenn ihr auf einen kleinen Preissturz bei „Payback“ wartet.
Erhältlich für: Xbox One, PS 4, PC
Website: ea.com/de-de/games/need-for-speed/need-for-speed-payback