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Neverwinter Nights Enhanced Edition

Als wären wir wieder in den 90er-Jahren – aber bitte die Nostalgie-Brille mitnehmen!

Die wichtigste Frage gleich zu Beginn: Habt ihr das Original „Neverwinter Nights“ damals gespielt? Also das PC-Spiel aus dem Jahre 2002? Denn von eurer Antwort hängt es stark ab, ob ihr dieses Spiel hier jetzt mögt oder nicht. Warum? Dann lasst es mich erklären.

Andere Sichtweise

Die Rollenspielexperten von BioWare läuteten kurz nach der Jahrtausendwende ein neues Zeitalter für das Genre ein: Nach den erfolgreichen Rollenspiel-Meisterwerken „Baldur’s Gate I + II“ und das von Interplay herausgebrachte „Planescape Torment“, war es Zeit für einen Perspektivwechsel – im wahrsten Sinne des Wortes. „Neverwinter Nights“ war der Beginn der dreidimensionalen Rollenspiele für BioWare.

Ich habe das damals nur nebenher mitbekommen, weil ich „Neverwinter Nights“ nie selbst spielte, sondern bei einem Kumpel immer wieder beobachtete. Für ihn war das Spiel das Maß aller Dinge. Okay: Es gab auch nicht viel anderes, woran man es hätte messen können. Also war „Neverwinter Nights“ eine Art Meilenstein und Vorbild für andere Rollenspiele.

Und ich muss sagen: Mir gefiel es optisch auch ziemlich gut. Spielerisch konnte ich leider nicht so richtig einschätzen, was es taugt. Doch laut der Meinung meines Kumpels war es DAS Rollenspiel schlechthin. So viel zur Situation damals.

Der Zahn der Zeit

Heute, fast zwei Dekaden später, blickt man immer noch kopfnickend auf „Neverwinter Nights“ zurück. Man käme aber nie in Versuchung, das Konzept eins-zu-eins auf die heutigen Spiele zu übertragen. Das Kampfsystem, die Steuerung und das ganze Drumherum würden aktuelle Spieler wohl kaum mehr hinter dem Ofen hervor locken.

Es hat sich eben einiges getan in den letzten 17 Jahren. Und genau das ist die Krux an der Sache. Während ein klassisches, aus isometrischer Sicht gespielte Epos wie „Baldur’s Gate“ die Zeit prima überstanden hat, ist „Neverwinter Nights“ weniger gut gealtert. Die Enhanced Edition wurde optisch zwar etwas aufpoliert, doch „schön“ kann man das nicht nennen.

Aber, wie heißt und hieß es so schön: „Neverwinter Nights“ spielt man nicht aufgrund der Optik. Das mag schon stimmen. Doch auch das Kampfsystem ist ziemlich fummelig und nicht gerade komfortabel geraten – auch wenn die Neuauflage wirklich alles tut, um sich gut per Controller spielen zu lassen.

Das muss ich zugeben. Kurz gesagt: Spielerisch solltet ihr schon wissen, dass euch hier angestaubte Kost erwartet. Wenn euch das nichts ausmacht, könnte „Neverwinter Nights“ tatsächlich euer Spiel sein.

Episch präsentiert – wie gewohnt

Denn von der Geschichte her, ist „Neverwinter Nights“ mal wieder ein dicker Brocken. Allein die Erstellung eures ersten Charakters wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Hier dürft ihr euch ganz im Sinne des Dungeons&Dragons-Regelwerk austoben. Apropos: Das Kampfsystem basiert übrigens auf dem D&D 3.0-System, falls es jemand genau wissen möchte.

In punkto Charaktere und Spieltiefe gibt es also ein dickes Plus. 50 Stunden oder eher das Doppelte könnt ihr in das Hauptspiel samt Add-Ons locker hineinbuttern, ohne dass es langweilig würde. Und dann wäre da noch eine Sache: Der Online-Part. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr so genau daran erinnern, wie mein Kumpel damals versuchte mit anderen Spielern in Kontakt zu treten.

Jedenfalls war es nicht so einfach. Doch nun könnt ihr euch mit einem Klick ins Online-Vergnügen begeben und die teilweise sehr belebten Städte erkunden. Das Ganze lässt sogar einen Hauch von MMO aufkommen, falls ihr auf so was steht. Nettes Feature, das sicherlich einige zu schätzen wissen.

Fazit

Zunächst einmal ist es großartig, dass es nun eine Enhanced Edition zu „Neverwinter Nights“ für die Konsolen gibt. Allerdings ist das Rollenspiel auf den zweiten Blick dann doch ziemlich angestaubt, was es mir schwer macht, es so weiterzuempfehlen.

Wenn ihr noch nie in Kontakt mit „Neverwinter Nights“ gekommen seid, dann werdet ihr euch vielleicht damit schwertun, dem Spiel was abzugewinnen. Wenn ihr allerdings damals das Original gespielt und gelebt habt, dann seid ihr herzlich willkommen. „Neverwinter Nights“ wandelt auf einem schmalen Pfad zwischen „nostalgisch“ und „altbacken“, wenn man aus heutiger Sicht betrachtet.

Daher schaut euch besser mal das ein oder andere Video an, bevor ihr euch in die Schlacht wagt. Oder startet am besten mit der Neuauflage von „Baldur’s Gate“ und „Planescape Torment“ – denn diese Werke haben den Lauf der Zeit recht gut überstanden.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC, Switch
Website: beamdog.com/games/neverwinter-nights-enhanced