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NieR Replicant ver.1.22474487139…

Neu aufgegossen samt motivierender Zusatzelemente – kommt der erste Teil nun zu seiner gebührenden Ehre?

Auch ich gehöre zu der großen Gruppe, denen das Original-Nier aus dem Jahr 2010 durch die Lappen ging bzw. keine Beachtung fand. Warum? Das kann ich ehrlich gesagt nicht mehr ganz sagen. Ich hatte es immer mal wieder auf meiner Wunschliste, kam aber nie dazu es mir zu kaufen.

Irgendwann geriet es dann in Vergessenheit – bis Square Enix mit Nier Automata einen sensationellen Erfolg landete. Nun also wird auch der erste Teil wieder aus der Versenkung geholt und neu aufgegossen. Der ideale Zeitpunkt für mich, um die Geschichte neu zu erleben.

Aufpoliert an den richtigen Stellen Für das Remaster zeichnet sich übrigens ToyLogic verantwortlich, die aber auch auf Platinum Games Automata geschielt haben – das merkt man direkt. Denn manche Elemente aus Automata wurden auch für Replicant übernommen, was diese Version besser macht als das Original.

Doch kommen wir zuerst zum Namen: Warum steht da eigentlich so eine merkwürdige Zahl? Das habe ich mich auch gefragt. Es wäre nicht falsch, wenn man von Nier 1,5 sprechen würde. Da man mit der Reihe aber wieder zurück zu den Wurzeln geht, zog man auch von 1,5 die Wurzel – und tadaa: So entstand dieser merkwürdige Name. Selbsterklärend, oder? Genauso mysteriös gestaltet sich aber auch die Geschichte, die Nier erzählt.

Ich will hier aber nichts spoilern, da die Story eindeutig das Highlight dieses Werks ist. So viele Twists und Perspektivwechsel habe ich selten erlebt. Jedes Mal, wenn ich mich erneut an Nier setze, entdecke ich neue Aspekte an der Story. Richtig gelesen: Nier Replicant solltet ihr öfters durchspielen, wenn ihr wirklich alles verstehen wollt. Fan des Originals haben das sicherlich schon dutzende Male gemacht. Ob ich so motiviert bin, weiß ich aber nicht.

Immer wieder neue Seiten

Das liegt nicht an der Story – die ist wirklich spannend und großartig erzählt. Nur optisch solltet hier nichts Schönes erwarten. Klar, ToyLogic hat die Grafik etwas aufpoliert. Doch merkt man dem Werk deutlich sein Alter an. Besonders auffällig war es bei mir, wenn ich durch die offenen Areale gelaufen bin. Diesen fehlt es an Leben und Vegetation. Auch die Dörfer wirken merkwürdig steril. Aber das ist nur eine Randnotiz.

Denn neben der Story steht das äußerst befriedigende Kampfsystem im Mittelpunkt. Die Geschichte beginnt nämlich mit einem ausgiebigen Tutorial: Mitten in einer zerstörten Großstadt trefft ihr dabei auf einen Jungen, der seine kranke Schwester versorgen möchten. In einem völlig heruntergekommenen Laden suchen die beiden nach Medizin und Lebensmitteln.

Draußen schneit es, obwohl eigentlich Hochsommer ist. Urplötzlich tauchen Schattenwesen auf, die dem Mädchen nach dem Leben trachten. Kurzentschlossen greift der Junge zu einem magischen Buch und bekämpft die Invasoren mit allen Mitteln. Nun lernt ihr das Kampfsystem kennen.

Simpel, aber so befriedigend

Ein paar flinke Ausweichrollen, schnelle und harte Schläge genügen, um die ersten Angreifer ins Jenseits zu schicken. Nach und nach kommen mehr Spezialattacken hinzu. Das Buch hält nämlich mächtige Angriffe bereit. So greift ihr mit einer gigantischen Hand an, könnt Geschosse wie aus einer Gatling verballern oder zaubert riesige Speere herbei, die jeden Gegner aufspießen. Außerdem zeigen euch die ersten Kämpfe gegen dickere Brocken bereits, wo die weitere Reise hingehen wird: Gegner lassen Kugeln rund um sich herum entstehen, denen ihr ausweichen solltet – Bullet Hell vom Feinsten.

Dann kommt ein harter Cut und ihr landet 1000 Jahre in der Zukunft – was seither geschehen ist? Das findet ihr schön selbst heraus. Jedenfalls beginnt ihr hier wieder als nicht ganz so versierter Held, der aber dem Jungen von damals verdammt ähnlich sieht. Bald lernt ihr die drei Waffengattungen kennen, die euch das Spiel zur Verfügung stellt: Einhändig, Zweihändig oder mit Speeren kämpfen. Egal wofür ihr euch entscheidet – auch nach etlichen Stunden motiviert das herrliche Gameplay und geht schnell ins Blut über. Das erhöht zudem auch den Wiederspielwert.

Denn neben neuen Story-Fetzen könnt ihr auch neue Stile ausprobieren, was immer wieder eine Freude war. Nur eben die angestaubte Optik schlägt da manchmal negativ ins Gewicht. Doch so schlimm war das letzten Endes nicht. Was schon eher nervte, waren die teils lieblos wirkenden Nebenaufgaben.

Habe ich diese zu Beginn noch alle fleißig abgearbeitet, merkte ich schnell, dass sie im Grunde nichts bringen – weder aus Sicht der Story, noch in Sachen bessere Ausrüstung. Ihr steigt damit zwar schneller im Rang, aber wirklich nötig ist das nicht. Mein Tipp: Konzentriert euch eher auf die wundervolle Hauptgeschichte und die fantastisch inszenierten Boss-Kämpfe.

Fazit

Mit NieR Replicant ver.1.22474487139… ist ToyLogic und Square Enix eine gebürtige Neuauflage gelungen. Das Spiel steckt voller interessanter Ideen, die man erlebt haben muss. Hoffentlich bekommt Nier dadurch den Respekt, den es verdient hat. Wer sich nicht von der angestaubten Optik abhalten lässt, wird hier ein Action-Rollenspiel erleben, das es so nur sehr selten auf dem Markt gibt. Ich kann mich nur dafür bedanken, dass ich nach über zehn Jahren endlich die Chance auf ein Kennenlernen bekommen habe. Allen Fans von außergewöhnlichen Spielen kann ich Nier daher nur wärmstens empfehlen.

Erhältlich für: Xbox, Playstation, Switch
Website: nier.square-enix-games.com/de