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No Straight Roads

Rockig geht die Welt zugrunde – und leider auch ein paar Ideen in diesem netten Zeitvertreib.

Ein Vorspiel mit Folgen: „No Straight Roads“ beginnt richtig stark. Als kleine Hommage auf die ganzen Superstar-Formate startet ihr als Zwei-Mann-, pardon Frau-Mann-Band ins Geschehen. Bei einem Vorspiel vor einem riesigen Publikum zeigt ihr den zukünftigen Fans, woraus ihr geschnitzt seid – nämlich aus purem Rock. Nur leider ist Rock in Vinyl City unerwünscht. Elektronische Dance Music, kurz EDM, ist absolut in – so will es zumindest das No Straight Roads Imperium. Und ihr dürft das verhindern.

Rockiger Start

Das Vorspiel, ihr habt es bereits erraten, dient als Tutorial, um euch auf die kommende Action vorzubereiten. In der Rolle von Plappermaul Mayday, kurz May, und Drummer Zuke geht es durch das Abenteuer. Anfangs dachte ich, dass ich es mit einem Arena-Fighter zu tun habe, was in großen Teilen auch stimmt.

Doch hier und da gesellen sich neue Elemente zum bisherigen Spielverlauf, was das Ganze am Ende leider verwässert – mehr dazu gleich noch. Jedenfalls habt ihr die Aufgabe, gemeinsam mit May und Zuke und ihrer Band Bunkbed Junction die Bevölkerung zu begeistern und aus den Klauen der NSR zu befreien. Denn richtig rockige Musik bringt Energie, mit der die Menschen ihren Lebensalltag bestreiten können.

An dieser Stelle sei gesagt: Das Setting samt der großartig vertonten Charaktere hat sich direkt in mein Herz geschlichen. Den Art-Style samt des abgedrehten Humors weiß ich zu schätzen. Nur beim eigentlichen Spiel steh ich im Zwiespalt mit mir selbst. Lasst es mich erklären.

Das Flickenwerk beginnt

Wie gesagt dachte ich anfangs, dass es sich bei „No Straight Roads“ um ein Arena-Kampfspiel handelt. Denn in eng eingegrenzten Arenen kämpft ihr wahlweise mit Zuke oder May gegen dort auftauchende Feinde. Zuke ist dabei der schnelle Kombo-Kämpfer und May räumt mit ihrer Gitarre und Reichweite auf. Entweder bestreitet ihr diese Abschnitte mit einem Kumpel gemeinsam oder wechselt fliegend zwischen beiden Charakteren hin und her.

So weit, so gut. Aber: Diese Arenen verlieren schnell ihren Reiz, da ihr bereits im Tutorial alles beigebracht bekommt, was in den nächsten Stunden folgt. Die Gegner bewegen sich zum Beat und teilen Schaden aus. Seid ihr geschickt am Controller, weicht ihr im richtigen Moment aus und kontert dann. Macht auch eine Weile echt Spaß, wird nur nach den ersten paar Gefechten zur eintönigen Herausforderung.

Da hilft es auch kaum, dass ihr neue Waffen erwerben und zusätzliche Fähigkeiten in Form von Stickern freischalten könnt. Diese verändern das Spielgeschehen zu wenig, als dass es frischen Wind bringen würde. Schade drum.

Who's the Boss?!

Etwas anders sieht es da bei den ziemlich cool in Szene gesetzten Bossen aus: Bei diesen solltet ihr die Bewegungsmuster lernen und dann zuschlagen. Diese Fights machen auch nach dem x-ten Anlauf noch ziemlich Spaß. Zugegeben: Wirklich vom Hocker haben mich die letzten paar Boss-Fights dann auch nicht mehr gehauen. Zumindest sind sie cool anzuschauen. Passt!

Etwas merkwürdig fand ich die Plattformer-Abschnitte, bei denen ihr Objekten ausweichen müsst. Irgendwie passt das nicht so ganz ins restliche Konzept hinein. Aber was soll’s – hier wollten die Entwickler von Metronomik sicher etwas Abwechslung ins Spiel bringen. Hätten sie stattdessen doch mal besser an der Technik geschraubt.

Zappelphilipp wider Willen

Denn während der unterhaltsamen Zwischensequenzen kam es bei mir immer wieder zu merkwürdigen Bildaussetzern bis hin zu nervös zappelnden oder transparenten Charakteren. Ich bin mir sicher, dass das nicht beabsichtigt war. Wenn May mit Zuke einen bissigen Dialog führt und dabei wie irre und unkontrolliert zappelt und glitscht, hat das zwar eine gewisse Komik, lenkt aber vom eigentlichen Geschehen ab.

Apropos Geschehen: Die Story, die in drei Kapitel unterteilt ist, verliert irgendwo in der Mitte an Fahrt. Das Ende, bei dem ein überraschender Twist kommen wird, ist derart klischeehaft und vorhersehbar, dass es leicht schmerzt. Hier verschenkt „No Straight Roads“ deutlich Potenzial.

Fazit

Ist „No Straight Roads“ nun ein gutes Spiel oder nicht? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Der Anfang ist jedenfalls richtig vielversprechend und spielt in der obersten Liga mit. Allerdings fügen sich später die ganzen Elemente nicht zu einem einheitlichen Spiel zusammen, sondern plätschern nebeneinander her.

Es fühlt sich mehr an wie ein Flickenteppich als ein rundum homogenes Paket. Die Einzelteile sind wahrlich nicht schlecht. Nur hätte sich Entwickler Metronomik von dem ein oder anderen Bestandteil trennen können, um die Sache abzurunden. Daher platziere ich das Spiel im guten Mittelfeld und überlasse euch die Entscheidung, ob ihr es mögt oder nicht.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC, Switch
Website: nostraightroads.com