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One Piece World Seeker

Bei so einer irren Manga-Vorlage kann doch eigentlich nichts schiefgehen, oder? Schwer getäuscht!

Persönlich hatte ich mit der Anime-Serie „One Piece“ nie viel am Hut – ja ich weiß, dass dort Strohhutpiraten ihr Unwesen treiben; Das Wortspiel war aber nicht beabsichtigt. Jedenfalls habe ich in die Serie ein-, zweimal reingeschaut und fand sie ganz nett.

Die Handlung schien mir abgedreht genug zu sein, um als Teenie voll drauf abzufahren. Daher habe ich mich auch ziemlich auf „One Piece World Seeker“ gefreut. Es gibt doch wohl keine bessere Ausrede als ein Test, um sich mit Kinderserien auseinanderzusetzen?! Los geht’s!

Schön bunt hier!

Die ersten Schritte in der offenen Welt mit Gummi-Männchen Ruffy waren ziemlich vielversprechend: Bunte Kulisse, unterhaltsame Kämpfe, bei denen ich wild Knöpfe drücken kann und ein recht rasantes Intro-Video. Nur leider verflog die Euphorie bereits nach der ersten halben Stunde.

So ganz konnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht ausmachen, woran es lag. Über die Zeit kristallisierte es sich aber deutlich heraus. Zunächst einmal beginnt „One Piece World Seeker“ wie jedes x-beliebige Action-Open-World-Spiel: Ich muss ein paar Sammelaufgaben erledigen, meine Teammitglieder befreien und mehrere Feinde vermöbeln.

Alles ganz nett und spaßig. Spule ich jetzt aber die Zeit nach vorne, egal ob fünf, zehn oder 20 Stunden, dann sehen die Aufgabenfelder wie folgt aus: Sammelaufgaben erledigen, meine Teammitglieder befreien und mehrere Feinde vermöbeln. Ihr wisst, worauf ich hinauswill?! Abwechslung sieht anders aus.

Schaumschläger

Das alles wäre noch gut zu verkraften, wenn sich das Spiel nicht wichtiger machen würde als es letzten Endes ist. Was ich damit meine? Ganz einfach: Sämtliche Mechaniken, wie Crafting oder der Wechsel zwischen schnellen und schlagkräftigen Attacken wird recht umständlich erklärt.

Alles wirkt aufgeblähter und unnahbarer, als es eigentlich ist. Manchmal komme ich mir sogar vor, wie in einem MMO, bei denen die Menüs jede Menge Möglichkeiten verstecken – nur, dass es hier nicht allzu viel Gehaltvolles in den Menüs gibt. Das hätte sich wesentlich komfortabler und einfacher lösen lassen.

Und nach fünf Stunden endlich fiel mir auf, was mich von Anfang an gestört hatte: Grafisch sieht die Welt von „One Piece World Seeker“ wirklich hübsch aus. Was jedoch nicht auf den Screenshots zu sehen ist: Die Welt ist so steril und leer, wie man es von einem OP-Saal erwartet.

Spielt fünf Minuten in „Red Dead Redemption 2“ rein und schaut euch dann direkt „One Piece World Seeker“ an. Der Vergleich ist erschreckend – wenn auch etwas unfair, wie ich zugeben muss. Dennoch verdeutlicht er, wie viel eine belebte Welt an Spielgefühl doch ausmacht.

Hast du mal eine Minute?

Kommen wir aber zur nächsten fragwürdigen Designentscheidung: Dass es in einer offenen Welt immer wieder versteckte Schätze gibt, ist keine Neuheit. Bei „One Piece World Seeker“ werdet ihr auch welche finden.

Ob ihr sie jedoch aufmachen werdet, steht auf einem anderen Blatt. Der Grund: Jedes Mal, wenn ihr eine Schatzkiste öffnen wollt, müsst ihr euch exakt davor positionieren und dann einen Knopf für eine gefühlte Ewigkeit halten.

Warum kann die Kiste nicht direkt aufgehen oder mit einem Mini-Spiel geöffnet werden? Einfach dumm herumzustehen und zu warten ist wohl nicht die cleverste Lösung. Das ist nur eine der merkwürdigen Spielmechaniken, die ich hier anzweifeln muss. Gleiches Prinzip gilt übrigens für Türen, wenn ihr eine Quest macht: Davorstellen, Knopf drücken, warten – äußerst spannend …

Das Kampfsystem selbst ist wenigstens ganz unterhaltsam geworden – wenn auch nicht sonderlich innovativ: Schnell ein paar Knöpfe drücken und alles, was da ankommt, aus dem Weg kloppen. Selbst Bosse lassen nach spätestens ein oder zwei Minuten den Kopf hängen – herausfordernd ist das nicht, spielen lässt es sich aber ganz gut. Man erkennt zumindest, dass hier Potenzial drinstecken könnte. Aber in dieser Form ödet es eher an als zu unterhalten.

Fazit

Ich mache es kurz: „One Piece World Seeker“ ist in seinem derzeitigen Zustand kein sonderlich unterhaltsames Spiel. Das Grundgerüst ist vorhanden, es fehlt an Inhalten, Abwechslung und lustigen Ideen.

Mal eine aufregende Quest hier, ein paar virtuelle Lebewesen dort, taktische Kämpfe da drüben und ein einfaches, aufgeräumtes Menü hinzu – schwupps – wäre „One Piece World Seeker“ um einiges besser. Naja, ich kann auch wieder ein paar Jahre warten. Vielleicht wird es dann was.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC
Website: de.bandainamcoent.eu/one-piece/one-piece-world-seeker