Unterhaltung Games

Pagan Online

Auf den Spuren des Teufels – Wargaming schwingt sich aus dem Panzer in eine bunte Fantasy-Welt.

„Nennen wir es ein buntes Experiment“, meint Victor Kislyi mit schelmischem Lächeln während eines Interviews auf der diesjährigen gamescom. Der CEO von Wargaming.net weiß, dass „Pagan Online“ ziemlich aus dem Portfolio des Publishers fällt.

Denn anstatt auf Authentizität wie bei „World of Tanks“ oder „Word of Warships“, setzt “Pagan Online” auf bunten Comic-Look und für Wargaming-Verhältnisse auf ein neues Genre. Wir haben es nämlich nicht mit einem Shooter, sondern mit einem Hack’n Slay á la „Diablo 3“ zu tun. Das Projekt entstand übrigens in Kooperation mit dem Studio Mad Head Games.

Missverständnisse ausräumen

Für Spanier klingt der Titel übrigens immer sehr merkwürdig: „Bezahlen Sie online!“. Aber „Pagan“ hat nichts mit Bezahlen zu tun, sondern ist eher eine Anspielung auf das Setting, in dem das Geschehen angesiedelt ist. Alles dreht sich nämlich um das „Heidentum“ und slawische Mythen. Aber gleich eins vorweg: Die Story ist mehr Mittel zum Zweck.

Wirklich tiefgründig oder richtig spannend wird es nie. Sie ist lediglich die Entschuldigung dafür, dass ihr während der Kampagne eine Menge Monster verdreschen dürft. Für mich passt das jedenfalls. Sobald ihr „Pagan Online“ startet, könnt ihr theoretisch aus zehn Helden auswählen. Allerdings müsst ihr manche Recken erst freispielen beziehungsweise werden andere gesperrt, wenn ihr euch für einen entschieden habt. Also wählt mit Bedacht.

Aber keine Sorge: Ihr könnt im Verlauf weitere Charaktere freischalten, indem ihr gesammelte In-Game-Währung investiert. Alles machbar, braucht aber eine ordentliche Stange Zeit. Dafür bekommt ihr aber ein bunt gemischtes Unterhaltungspaket, das über weite Strecken zu überzeugen weiß.

Auch wenn „Pagan Online“ ausschließlich für den PC konzipiert wurde – zunächst jedenfalls – finden sich dennoch eher Konsolentypische Elemente darin: Die Steuerung orientiert sich stark an der Konsolenfassung von „Diablo 3“ oder „Torchlight II“. Soll heißen: Ihr bewegt euren Avatar direkt per Tastaturbefehle (mit WASD) und nicht etwa durch Maus-Klicks auf den einen bestimmen Bereich.

Anfangs mag das ungewöhnlich erscheinen, passt aber prima zum eigentlichen Spielstil, der mehr Bewegung und Koordination wie ein „Diablo 3“ voraussetzt. Lasst euch einfach mal drauf ein.

Immer feste drauf!

Spielerisch habt ihr es mit einem waschechten Hack’n Slay zu tun: Ihr bestreitet mit eurem Helden kurze Missionen – es gibt keine offene Welt – und verprügelt massenhaft Monster. Währenddessen sammelt ihr Beute ein und steigert euch im Level. Also eine grundsolide Ausgangslage, um für Unterhaltung zu sorgen.

Zwei Kleinigkeiten muss ich an dieser Stelle aber einwerfen: Zum einen ist es echt schade, dass getragene Ausrüstung leider nicht da äußere Erscheinungsbild verändern. Zum anderen könnte der Fähigkeitenbaum ruhig etwas größer beziehungsweise komplexer sein. Bei fast keinem Charakter, den ich gespielt habe, hatte ich das Gefühl, dass sich durch die Skills grundlegend etwas an der Spielweise verändert.

Er wird einfach stärker – und das in eine vorgegebene Richtung. Das ist an sich schon okay, weil es zehn verschiedene Charaktere gibt, aber für die Zukunft könnte Mad Head Games an dieser Schraube noch nachjustieren. Da steckt noch einiges an Potential drin. Zwischen den Missionen befindet ihr euch übrigens in einer göttlichen Hauptzentrale, von wo aus ihr Missionen auswählt, eure Ausrüstung verbessert oder gar neue Gegenstände craftet.

Das braucht etwas an Eingewöhnung, stellt sich aber dann ebenfalls als zweckmäßig heraus. Ich musste mich zu Beginn nur etwas orientieren. Zum Glück werden die verschiedenen Anlaufstationen erst nach und nach freigeschaltet, so dass ihr nicht direkt mit allen Optionen überhäuft und damit überfordert werdet.

Steiler Aufstieg

Das Levelsystem spielt sich auf zwei Ebenen ab: Zum einen levelt ihr den Charakter selbst auf, zum anderen euren Account. Der Charakter-Level hat direkten Einfluss auf dessen Talentbaum und seine Stärke – eigentlich logisch. Der Level eures Accounts hat ebenfalls Einfluss auf bestimmte Bereiche. Je höher ihr im Level seid, desto schneller können andere Charaktere gelevelt werden.

Zudem soll es möglich sein, bessere Ausrüstung zu craften. Also geht es dabei eher um End-Game-Inhalte, wenn man das so bezeichnen kann. In euerer Hauptzentrale werden euch immer wieder andere Charaktere von Online-Spielern über den Weg laufen. Es wuselt einiges durch die Gegend. Sobald es jedoch auf Mission geht, wird es ruhiger.

Lediglich einer eurer Freunde darf euch auf die kurzen Missionen begleiten. Ebenfalls etwas schade: Die meisten Missionen spielen sich allesamt ähnlich. In einer Open-World würde das nicht sonderlich ins Gewicht fallen. Da es sich aber immer wieder um kleine Aufträge handelt, die ihr absolvieren sollt, kommt hier zu schnell Routine ins Spiel. „Pagan Online“ glänzt aber, wenn es zu Boss-Fights kommt.

Die Schurken sind nicht nur herrlich animiert, sondern werden euch zudem richtig fordern. Dumm rumstehen und alle Fähigkeiten raushauen, hilft meist nicht. Ihr müsst in Bewegung bleiben und die Fähigkeiten zum richtigen Zeitpunkt einsetzen – spaßig und erfrischend gleichermaßen.

Kleiner Schnupfen zu Beginn

Im letzten Abschnitt möchte ich mich noch zwei Dingen widmen, die mir etwas die Laune verdorben haben. Zunächst einmal ein blöder Bug: Ich wollte nach einem erfolgreichen Run meine gewonnene Ausrüstung anschauen und staunte nicht schlecht, als nichts mehr davon da war – einfach weg.

Zunächst dachte ich an einen Fehler meinerseits, habe aber inzwischen von mehreren Foren erfahren, dass ich kein Einzelfall bin. An dieser Stelle bitte ich Mad Head Games, dass sie unbedingt nachpatchen. Denn so ein Bug kann ziemlich böse frusten.

Als nächstes habe ich mich gefragt, warum ich die Missionen lediglich mit einem weiteren Freund angehen darf und nicht mit bis zu vier Spielern gleichzeitig auf Beutejagd gehen kann. Da meine Kollegen und ich meist ein Dreiergrüppchen sind, ist das besonders schade. Vielleicht wird auch hier noch nachgebessert.

Fazit

Insgesamt ist „Pagan Online“ eine spaßige Angelegenheit, die allerdings noch mit einigen Kinderkrankheiten beschäftigt ist. Einige davon, wie die fehlende optische Ausrüstung, kann ich leicht verschmerzen. Andere wiederrum, wie der nervige „Alles verschwindet“-Bug oder lediglich ein Zwei-Spieler-Koop-Modus sind da schon ärgerlicher.

In Zukunft würde ich mir zudem mehr Abwechslung für die Missionen wünschen und vielleicht auch bald eine Konsolenfassung – man darf ja mal träumen. Das Grundgerüst von „Pagan Online“ steht jedenfalls auf festen Füßen: Wenn jetzt noch ein Feintuning erfolgt, dann erwartet uns hier ein richtig heißer Spieleritt.

Erhältlich für: PC
Web: pagan-online.com