Die guten alten Zeiten der isometrisch ausgerichteten Rollenspiele – daran denke ich immer wieder gerne zurück. Neben „Baldur’s Gate“ fallen mir da spontan auch solche Schwergewichte wie „Planescape Torment“ und „Icewind Dale“ ein, entwickelt von den Black Isle Studios.
Wer sich etwas im Genre auskennt, weiß, dass diese beiden Spielchen den großen Vorbildern aus dem Hause BioWare in nichts nachstanden. Hatte man sich in eins dieser Werke vertieft, verflogen die Stunden nur so – und die brauchte es auch, um eines der epischen Titel durchzuspielen.
Echter Fan-Service
Ein Glück, dass es die kanadischen Entwickler von Beamdog gibt: Die Programmierer dort haben die alten Klassiker nun in die Moderne gehievt, so dass auch junge Spieler das Flair von damals miterleben dürfen. Dabei wurde an der Grafikschraube gedreht und gleichzeitig auch einige Fehler behoben.
Aber nicht falsch verstehen: Ihr seht sowohl „Planescape Torment“ als auch „Icewind Dale“ an, dass sie gut zwanzig Jahre auf dem Buckel haben. Allerdings sind die beiden Rollenspiele ziemlich gut gealtert – was nicht zuletzt an der prima Umsetzung liegt.
Zunächst einmal ganz grob der Rahmen, in dem ihr euch befindet: Wie für ein Spiel mit einem D&D-Regelwerk üblich, habt ihr gleich zu Beginn bei der Erstellung eures oder eurer Helden alle Möglichkeiten. Ihr dürft Aussehen, Fähigkeiten, Attribute und selbst die Hintergrundgeschichte selbst bestimmen. Außerdem seid ihr frei darin zu entscheiden, wie sich eure Truppe jeweils zusammensetzt.
Anders ausgedrückt: Bevor die Action überhaupt losgeht, werdet ihr einige Zeit im Charakter-Editor sitzen und knobeln. Auch das zählt schon zum spannenden Erlebnis und weckt die Vorfreude auf das Kommende.
Taktik zum Genießen
Spielerisch gestalten sich „Planescape Torment“ und „Icewind Dale“ wie man es sich wünscht: Aus der isometrischen Perspektive manövriert ihr eure Heldentruppe durch ein schön detailverliebtes Fantasy-Land, in dem eine Menge Monster auf euch warten.
Während ihr mit euren bis zu sechs Helden unterwegs seid, habt ihr bei den Kämpfen immer wieder die Wahl, das Spiel zu pausieren. Das ist auch bitter nötig, wenn ihr in einem der höheren Schwierigkeitsgrade zockt. Auf diese Art könnt ihr gemütlich die Befehle verteilen und dann getrost wieder das Geschehen weiterlaufen lassen. Ein schönes Erlebnis für Taktiker.
Interessanterweise hat dieses Prinzip über all die Jahre nichts von seinem Charme und der motivierenden Art verloren.
Jung geblieben
Grafisch ist man allerdings doch irgendwo auf dem Weg durch die letzten zwanzig Jahre versumpft. Durch die isometrische Perspektive ist das allerdings nicht sonderlich schlimm – was man von den ersten dreidimensionalen Spielchen aus diesem Zeitraum nicht behaupten kann.
„Planescape Torment“ und „Icewind Dale“ sehen immer noch okay aus. Aber im Grunde geht es hier um die epische Story, die durch gut geschriebene Dialoge vorangetrieben wird. Das wichtigste für Spieler an der Konsole ist jedoch das Handling: Beamdog hat es wunderbar verstanden, beide Spiele gut auf den Controller zu übertragen.
Die Steuerung ist zwar hier und da etwas hakelig, was aber nicht sonderlich stört. Denn das hat mehr mit der ursprünglichen Menüführung zu tun als mit der eigentlichen Umsetzung. Also in diesem Punkt könnt ihr einen Haken dran machen – für mich passt das so.
Fazit
Reden wir nicht lange um den heißen Brei: Rollenspielfans, die gerne mal hundert Stunden in einen Titel versenken, können hier gleich doppelt punkten. „Planescape Torment“ und „Icewind Dale“ hat die Jahre gut überstanden, auch wenn man ihnen das Alter ansieht.
Dennoch schlägt das Rollenspielherz am rechten Fleck und überzeugt durch epische Geschichten und ein tiefgründiges Gameplay. Wer sich mit der älteren Grafik anfreunden kann, wird hier eine klassische Software-Perle in neuem Glanz entdecken.
Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC, Switch
Website: beamdog.com/games/planescape-torment-enhanced