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Remnant: From The Ashes

Ein Volltreffer aus dem Nichts heraus – dieses Spiel ist mehr als nur ein weiteres Souls-Like.

Ja, das kam unerwartet: „Remnant: From the Ashes“ von Gunfire Games hatte ich so nicht ganz auf dem Schirm. Erst recht nicht, weil die ganze Vorbereitung für die gamescom anstand und ich Termine ausmachen musste.

Wäre da nicht mein Kollege Markus gewesen, der mir einen Monat vor Release des Spiels dezent auf die Nerven gegangen ist – der Seitenhieb musste jetzt sein – hätte mich „Remnant: From the Ashes“ wohl noch härter erwischt. Denn eigentlich hatte ich hier mit einem x-beliebigen Shooter gerechnet, den man angenehm mal nebenher zocken kann. Doch es kam völlig anders … 

Einstellungssache

Meine erste Überraschung machte sich breit als ich aufgefordert wurde mir einen Charakter zu erstellen – irgendwie hatte ich mit einem First-Person-Shooter gerechnet. Ja, ich war wirklich nicht sonderlich gut vorbereitet. Also habe ich mir schnell einen passenden Charakter gebastelt und fing an.

Grafisch war mein erster Eindruck bereits nach wenigen Minuten äußerst positiv: Dieser leichte Comic-Stil, wie ich ihn schon bei „Dauntless“ zu schätzen wusste, gefällt mir. Auf geht’s. Dann gleich die nächste Überraschung: Anstelle einer Knarre habe ich lediglich ein Schwert in der Hand. Ziemlich interessant. Als erster Gegner stellt sich mit eine missgestaltete Wurzelranke in den Weg, von der ich später lerne, dass es sich hierbei um die sogenannte Saat handelt.

Jedenfalls verpasst mir dieser Wurzelpeter eine bevor ich ihn niedermetzeln kann. Gleich im nächsten Raum warten zwei dieser Gesellen auf mich: Ein paar Hack-Attacken später liegen sie am Boden. Spielerisch fühlt sich das äußerst befriedigend an. Nochmal zwei dieser Typen später stehe ich plötzlich auf einem großen Platz.

Dort taucht aus dem Nichts ein scheinbar mächtigerer Gegner auf, den ich gleich attackieren möchte – hätte ich doch bloß auf die beiden Rankentypen an seiner Seite Acht gegeben … Diese treffen mich nämlich mit ihren Dornen und zwingen mich zu Boden. Game Over? Nicht ganz: Das war wohl beabsichtigt und gleichzeitig das Ende des Tutorials.

Neue, schießwütige Welt

Nachdem ich wieder auf die Beine gekommen bin, lande ich in einem sicheren Unterschlupf, wo sich ein paar Überlebende versammelt haben. Dort lerne ich mehr über diese düstere Fantasy-Welt und die gesamte Hintergrundgeschichte. In den kurzen Dialogen mit den unterschiedlichen Personen erfahre ich zudem noch einiges über das Gameplay: Mein Schwert hat es nämlich zerlegt, weswegen ich mit Knarren ausgerüstet werde.

Welche Schießprügel ich bekomme, liegt teilweise in meiner Hand: Denn durch die Wahl der drei unterschiedlichen Klassen entscheide ich über meine Ausrüstung und Fähigkeiten. Aber keine Sorge: Ihr könnt wählen, was ihr wollt.

Wie ich nämlich später entdeckt habe, hat diese Klasseneinteilung keine Auswirkungen auf spätere Fähigkeiten. Egal, wie ihr startet, euch stehen nach und nach immer noch alle Türen offen – sehr sympathisch, wie ich finde. Jedenfalls mache ich mich auf den ersten Missionen mit Waffen auf den Weg und erlebe ein völlig anderes Gameplay.

Die Spielmechanik erfährt durch den Einsatz von Schusswaffen eine komplett neue Dynamik: Ausweichrollen, Schuss, Nachladen und eventuell noch im Nahkampf nachfassen – an dieser Stelle spielt sich „Remnant: From the Ashes“ traumhaft gut. Fordernd, aber richtig flüssig. Denn was den Schwierigkeitsgrad angeht, bändelt das Spiel mit harten Brocken wie der „Dark-Souls“-Reihe an – auch wenn sich hier alles mehr auf Schusswaffen konzentriert.

Entdecke die Möglichkeiten

Der Ablauf von „Remnant: From the Ashes“ gestaltet sich ebenfalls als kleine Suchtfalle: Die einzelnen Missionen, auf die ich geschickt werde, bringen neben Erfahrungspunkten auch wertvolle Rohstoffe. Mit diesen verbessere ich meine Ausrüstung oder erlerne sogar neue Fähigkeiten. Die Fähigkeiten sind eigentlich eine Art Perk, den ich an meine Waffe klemme.

Das ändert dann das Verhalten der Waffe oder beschert mir passive Boni – eine ziemlich clevere Lösung, muss ich sagen. So kann ich mich beispielsweise mit meiner Knarre heilen, wenn ich möchte. In den ersten paar Minuten mit frisch ausgerüsteten Waffen fühle ich mich übermächtig: Die Rankenheinis machen wenig Probleme, wenn ich sie auf Distanz halte. Doch dann taucht plötzlich ein neuer Feind auf, der meine Schüsse einfach abblockt. Gemeinheit!

Mit einer Ausweichrolle hinter den Kerl treffe ich jedoch auf seine empfindliche Stelle. Das Gameplay wird immer anspruchsvoller, aber dementsprechend immer unterhaltsamer. Nach ein paar Bildschirmtoden – ich habe nicht so gut aufgepasst – erreiche ich dann endlich den ersten dicken Endboss. Und meine Güte: Das ist ein richtig harter Brocken, der mich vor eine haushohe Herausforderung stellt.

Erst nach vielen, vielen Versuchen und mit einer Prise Glück kann ich ihn erledigen. Wenn mir das schon beim ersten Boss so schwer fällt, was soll dann erst bei den nächsten passieren. Und da erinnere ich mich wieder an den Spielstart … 

Zusammen sind wir stark

Wenn ich „Remnant: From the Ashes“ starte, steht dort ein Menüpunkt, in dem ich „Öffentlich, Offline oder Nur Freunde“ auswählen kann. Ich hatte aus meiner natürlichen Reaktion heraus „Offline“ gewählt. Als ich dann aber auf „Öffentlich“ umschalte, erlebe ich ein neues Spielerlebnis. Urplötzlich springen zwei andere Spieler in meine Sitzung und unterstützen mich.

Gemeinsam macht „Remnant: From the Ashes“ nochmal eine Schippe mehr Spaß. Gleich für diesen Abend plane ich eine Session mit Freunden – und habe riesigen Spaß dabei. Ich weiß jedoch beides zu schätzen – meine Singleplayer-Ausflüge, aber auch die Koop-Missionen.

Alles scheint hier gut durchdacht zu sein. Je länger ich mich mit „Remnant: From the Ashes“ beschäftige, desto größer wird mein Respekt vor den Entwicklern von Gunfire Games. Die Welt steckt voll mit Geheimnissen und anderen Überraschungen. Einmal freue ich mich über einen Geheimraum, in dem ich wertvolle Ausrüstung finde, ein anderes Mal überrascht mich die Tatsache, dass anstelle des angenommenen Bosses dort plötzlich ein ganz anderer Obermotz sitzt – ist passiert, als ich bei einem Kumpel in die Sitzung eingestiegen bin.

Bei all diesen positiven Eindrücken macht es dann auch nichts, dass die Animationen oftmals sehr hölzern über den Bildschirm flackern.

Fazit

„Remnant: From the Ashes“ hat zwar seine kleine Macken, aber das Herz am rechten Fleck: Der Shooter ist fordernd, unterhaltsam und steckt auch nach mehreren Durchgängen immer noch voller Überraschungen. Mich hat „Remnant: From the Ashes“ inzwischen fest in seinen Bann gezogen und ich bin gespannt, was sich daraus entwickelt. Es wäre jedenfalls der großartige Beginn einer neuen Reihe – ich würde es jedenfalls feiern.

Erhältlich für: Xbox One, PS4, PC
Website: http://remnantgame.comremnantgame.com