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Rogue Stormers

Bleilastige Zufallsbegegnungen: Hier wird nicht lange gefackelt, sondern geballert, bis der Finger glüht. Besonders im Couch-Koop macht dieses Spielchen mächtig Laune.

Das habe ich nicht kommen sehen – und damit meine ich nicht die Handgranate von dem fiesen Goblin, die mir den Bildschirmtod bescherte. Eigentlich war ich geistig schon darauf eingestellt, dass ich es dem miesen Schurken beim nächsten Anlauf so richtig zeigen werden. Doch: Fehlanzeige. Warum? Weil mich der nächste Anlauf in einen völlig anderen Level katapultiert. Das „Rogue“ in „Rogue Stormers“ steht da also nicht völlig ohne Grund… Denn wie es sich für ein Rogue-like Spielchen gehört, werden die Missionen (und alles, was sich im Level befindet) immer wieder bei jedem Neustart zufällig erstellt. Das kann motivieren, aber auch in die Hose gehen.

Alte Stärken ausspielen

Zunächst einmal zum Wesentlichen: „Rogue Stormers“ sieht ziemlich schick aus. Jedenfalls gefällt mir der Look, den das Studio der deutschen Black Forest Games dem unterhaltsamen Ballerspaß verpasst hat. Auch in Punkto Gameplay gibt es nichts zu meckern: Ihr Können in Sachen Gameplay und Design konnte das Studio bereits bei der hervorragenden Neuauflage der „Giana Sisters – Twisted Dreams“ unter Beweis stellen. Allerdings hätten sie auch die Steuerung gleich mit übernehmen sollen – denn daran musste ich mich in den ersten Einsätzen stark dran gewöhnen…

Nachdem ich mir „Brecht“ als Recken ausgewählt habe – nicht, dass ich eine andere Möglichkeit gehabt hätte – geht es auf die Jagd durch die insgesamt sechs weitläufigen Level. Meine Gamer-Instinkte lassen mich jedoch bei den ersten drei Anläufen gleich im ersten Level kolossal scheitern. Ich bin es einfach gewohnt, dass die X-Taste (PS 4) oder A-Taste (Xbox One) fürs Springen ist. Hier muss ich jedoch die linke, hintere Schultertaste nutzen, um zu hüpfen – ungewöhnlich. Zwar gewöhnt man sich mit der Zeit dran, aber in manchen Situationen übernahmen meine angelernten Reaktionen die Kontrolle – und versagten… Aber ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Und siehe da: So langsam komme ich auch gut voran.

Bezahl dein Lehrgeld an Mr. Zufall

Der Schwierigkeitsgrad hat es in sich: Schon vom ersten Level an werdet ihr es nicht leicht haben. Das liegt zum einen daran, dass die Gegner keine Gnade kennen und euch von jeder Ecke aus bedrängen, zum anderen aber – und das ist vielleicht das größte Problem – am zufälligen Leveldesign samt darin verteilten Objekten. Oft ist es mir nämlich passiert, dass ich den ersten Level mit Ach und Krach geschafft habe, dann aber hoffnungslos in den späteren Abschnitten zerlegt wurde. Beim Neustart finde ich plötzlich ein paar mächtige Waffen im ersten Level und bin daraufhin kaum zu stoppen: Wie ein heißes Messer gleite ich durch die butterweichen Gegnermassen – und schalte dabei gleich auch noch die anderen vier Charaktere frei. Das Balancing schwankt daher stark zwischen Lust und Frust. Auch das eingebaute „Auflevel-System“ hilft dabei nicht so richtig: Wenn „Brecht“ in die Knie geht, hat er in seinem Durchlauf zumindest ein paar Erfahrungspunkte gesammelt. Diese kann ich dann später auf ein paar Eigenschaften verteilen, die den Charakter verstärken. Das Dumme: Der Erfahrungsbalken schreitet mit einer majestätischen Langsamkeit voran, dass eine Punkteverteilung selten vorkommt. Und wenn es mal soweit ist, machen die neuen Bonuspunkte kaum einen richtigen Unterschied.

Mit neuen Waffen und Freunden ins Gefecht

Dennoch machen die Ballerorgien größtenteils Laune, wenn man eine mächtige Zweitwaffen gefunden hat. Die erste Waffe, die einen Helden ausmacht, kann man leider nicht ändern. Wer einen anderen Spielstil von einer Figur erwartet, der muss sich auf die Zweitwaffe verlassen und diese gegebenenfalls austauschen, wenn er die Möglichkeit dazu hat. Die echte Stärke des Ganzen – und da muss ich mich Produkt Manager Mischa Strecker anschließen – ist der Couch-Coop-Modus. Als ich meinen Schwager dazu ermutigt habe, sich mit mir gemeinsam in die Schlacht zu stürzen, waren die Auseinandersetzungen mit den grünen Orks plötzlich gar nicht mehr so schwierig. Mit weiteren zwei Kumpels an meiner Seite ging die Action aber ordentlich in die Vollen: Mit vier Spielern herrscht zwar das Chaos auf dem Bildschirm, doch die Stimmung steigt dabei recht schnell oben – das macht Laune.

Fazit

Am Ende des Tages bin ich etwas zwiegespalten mit den „Rogue Stormers“: Auf der einen Seite machen die Ballerausflüge in die stylischen Missionen sehr viel Spaß, auf der anderen Seite sorgt das zufällig generierte Level-Design oftmals für Frust, wenn allzu fiese Situationen entstehen und starke Ausrüstung rar gesät ist. Zudem ist das Auflevel-System zwar eine nette Idee, bringt aber letztlich keinen sonderlichen Nutzen, da es zu schwach ausfällt. Vielleicht könnten die Entwickler bei den Black Forest Games das erste Problem mit ein paar „festen“ Levelelementen beheben und gleichzeitig für einen schnelleren Stufenanstieg sorgen – dann gäbe es auch keine Kritikpunkte mehr. Denn eins steht fest: Grundsätzlich habe ich es mit einem spaßigen, kurzweiligen Spielchen zu tun, das besonders mit Kumpels für mächtig gute Unterhaltung sorgt. 

Erhältlich für: Xbox One, PS 4, PC
Website: black-forest-games.com/games/rogue-stormers