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Sekiro: Shadows Die Twice

Dark Souls war gestern. Wer sich heutzutage spielerisch fordern möchte, geht mit Sekiro auf die Jagd.

Ein Duell auf Leben und Tod: Mit gezielten, schnellen Schnitten und Ausweichmanövern setzt der agile Ninja dem Koloss ordentlich zu. Mit einem meterlangen Katana bewaffnet, schlägt der Riese um sich herum, ohne jedoch einen Treffer zu landen. Bald ist seine Lebensenergie am Ende – und der Kampf gewonnen.

Doch dann passiert es: Ein Rundumschlag des Hünen hat der Ninja falsch vorausgeschaut und konnte nicht mehr ausweichen. Krachend geht er zu Boden. Noch bevor er sich wieder erheben kann, saust die scharfe Klinge auf ihn hinab – Game Over. An solche Momente müssen sich Spieler von „Sekiro: Shadows Die Twice“ gewöhnen. Doch unfair wird es nie – nur sehr fordernd …

Auf der Welle des Erfolgs

Es ist schon erstaunlich welchen Hype das japanische Entwicklerstudio From Software mit der „Dark Souls“-Reihe geschaffen hat. Das in einem düsteren Fantasy-Setting angesiedelte Rollenspiel fordert weltweit Spieler seit fast acht Jahren bis an die Grenzen ihres Könnens. Dabei ist das knallharte Abenteuer fast immer fair.

Es gibt stets eine Art, zu gewinnen – man muss sie nur herausfinden. Versuchen, scheitern, versuchen, scheitern, versuchen und letztlich Erfolg haben. Genau darin lag und liegt die Erfolgsformel der drei Teile aus dem „Dark Souls“-Universum. Logisch, dass es Spieler nach mehr dürstet.

Doch diesmal sollte sich etwas am Gameplay ändern, ohne den Grad der Herausforderung zu mindern. Die Spielergemeinschaft forderte – und wurde von From Software erhört. Sekiro. Im japanischen bedeutet dieses wirklich sehr alte und traditionelle Wort etwa soviel wie „Der Eingliedrige“.

Damit kann eigentlich alles gemeint sein: Ein Auge, ein Arm, ein Finger usw. Im Falle von „Sekiro: Shadows Die Twice“ bezieht sich die Bedeutung auf den fehlenden Arm des Hauptakteurs. In der Rolle eines zunächst noch zweiarmigen Shinobis – ein Leibwächter, dessen japanischer Wortstamm auch für „Ninja“ verwendet wird – taucht der Spieler in ein mystisches, japanisches Mittelalter ein.

Zur Geschichte wird an dieser Stelle nicht mehr verraten. Jedenfalls ist diese mit schicken animierten Zwischensequenzen deutlich umfassender erzählt als bei „Dark Souls“.

Ähnlich, aber doch grundlegend anders

Kenner der erwähnten „Dark Souls“-Reihe werden sich atmosphärisch gleich wie zu Hause fühlen. Spielerisch müssen sie sich jedoch gewaltig umorientieren – was auch gut so ist. From Software setzt wieder einmal auf die beiden Hauptzutaten, die ihre Werke ausmachen: Fordernde Zweikämpfe und die Lust am Entdecken.

Eine ordentliche Portion Frusttoleranz gehört am Ende auch dazu – denn das Scheitern gehört hier ebenfalls zum Konzept. Die erste Besonderheit des actionlastigen Rollenspiels liegt wohl darin, dass der Kämpfer nicht mehr, wie sonst üblich, über eine Ausdauerleiste verfügt.

Ducken, Seitenrollen und Sprünge (!) gehören nun zum Kampfablauf dazu. Richtig gelesen: Sprünge. „Sekiro: Shadows Die Twice“ lebt von seinen schnellen Auseinandersetzungen, bei denen auch die Flucht ein probates Mittel ist – ganz im Gegensatz zu den vorherigen Spielen von From Software.

Nun gibt es tatsächlich eigens einen Knopf für Sprünge. Aber auch der Rest des Kampfsystems hat sich gewaltig geändert.

Nie die Balance verlieren!

Ziel eines jeden Zweikampfs ist es, den Gegner aus der Balance zu bringen, um ihm dann den tödlichen Stoß zu versetzen. Das Ablesen der gegnerischen Attacken sowie eine schnelle Reaktion sind dabei die Schlüsselelemente zum Sieg. Und nach ein paar Niederlagen werden sich Spieler schnell an den Stil und den Umgang mit dem Ninja gewöhnen.

Routine kommt allerdings nie aus, da From Software stetig neue Gegner mit neuen Verhaltensmustern aus dem Ärmel schüttelt. Besonders bei den Endbossen zieht „Sekiro: Shadows Die Twice“ nochmals deutlich an. Gleich beim ersten Versuch wird wohl keiner dieser Kolosse fallen. Dennoch ist es unheimlich befriedigend, wenn solch ein packender Kampf am Ende erfolgreich über die Bühne geht.

Das interessanteste Gadget neben der agilen Steuerung des Shinobis, ist eindeutig seine Prothese: Überall in der Fantasy-Welt sind Aufsätze für den Arm versteckt, der ihn dann für gewisse Situationen optimiert. Passive und aktive Boni gehen damit einher: Eine bessere Verteidigung oder kleine Wurfsterne sind nur der Anfang.

Daneben kann der Charakter aber auch anders verbessert werden – nämlich über gesammelte Erfahrungspunkte. Auf diese Art lernt er neue Techniken in drei verschiedenen Kategorien. Das kann ein Rundumhieb sein oder eine Parade zu einem bisher unblockbarem Schlag – es sind kleine, aber feine Änderungen, die den eigenen Spielstil umkrempeln können.

Optisch hat „Sekiro: Shadows Die Twice“ ebenfalls einen Schritt nach vorne gemacht, wenn man auf die „Dark Souls“-Reihe schaut. Die Welt von Sekiro zieht sogar richtig hübsch aus: Offene Areale wechseln sich mit engen Kellergewölben ab – sehr stimmungsvoll und ordentlich in Szene gebracht. Daumen hoch an dieser Stelle. Damit rundet From Software das Spielerlebnis noch einmal ab.

Fazit

„Sekiro: Shadows Die Twice“ ist die erstaunliche Evolution der „Dark Souls“-Formel, ohne diese jedoch zu kopieren. An vielen Stellen werden Kenner kopfnickend sehen, dass manche Elemente aus vorherigen Werken geborgt wurden.

Doch From Software startet mit „Sekiro: Shadows Die Twice“ eine eigene Reise in ein Abenteuer, das auf der einen Seite sehr fordert, aber andererseits spielerisch so befriedigend sein kein, wie kaum ein anderer Titel auf dem Mark. Es könnte der Beginn einer neuen Legende sein.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC
Website: sekirothegame.com/de