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Shadows Awakening

Im Schatten der Großen – aber dennoch mit jeder Menge Potenzial, ans Licht zu treten. Dieses Action-Rollenspiel ist ein kleiner Geheimtipp.

Meine erste Begegnung mit „Shadow Awakening“, einem Spiel aus der Software-Schmiede Games Farm, hatte ich in der Beta-Phase. Damals wusste ich nicht sehr viel über den Inhalt oder den generellen Ablauf – und wurde positiv überrascht.

Denn in der Rolle eines Dämons darf ich durch ein mittelalterlich angehauchtes Fantasy-Reich wandeln. Da dieser Dämon aber nur in der Schattenebene agieren kann, braucht er Seelen, mit denen er sich Avatare für die Welt der Lebenden zusammenstellt – eine äußerst interessante Ausgangslage.

Ein Nachfolger ohne Vorgeschichte

Erst durch weitere Recherchen fiel mir auf, dass die Entwickler damit den offiziellen Nachfolger von „Shadows: Heretic Kingdom“ liefern – welcher mir bis dahin nichts sagte. Aber anscheinend kam dieser damals eher durchwachsen beim Publikum an. „Awakening“ verpasst dem Rollenspiel eine Frischzellenkur in jeder Hinsicht. Und das kann sich sehen lassen.

Um eine grobe Marschroute anzugeben, würde ich sagen, dass sich „Awakening“ ähnlich spielt wie „Diablo 3“. Dabei kopiert das Werk von Games Farm aber nicht bloß das teuflische Hack’n Slay, sondern nimmt es eher als inspirierende Grundlage, um es mit eigenen Ideen anzureichern.

Dream-Team nach euren Wünschen

In der Praxis seid ihr immer mit mindestens zwei Avataren unterwegs, die ihr nie gleichzeitig spielt, sondern fließend wechseln könnt. Während ihr im Schattenreich nur auf den Dämon Zugriff habt, könnt ihr in der Welt der Lebenden später bis zu acht Begleiter ansammeln, die individuelle Fähigkeiten mitbringen.

Gleich zu Beginn des Spiels müsst ihr euch für eine von drei Klassen entscheiden: Krieger, Schurke oder Magier – um es einmal in meinen Worten auszudrücken. Im weiteren Verlauf erhaltet ihr durch Quests neue Begleiter, die ihr eurem Team hinzufügen könnt. Jetzt wird’s spannend. Jeder einzelne Charakter hat seine eigene Ausrüstung und seinen eigenen Fähigkeitenbaum.

Nach einem Levelaufstieg gibt es wie im Genre üblich Punkte zu verteilen: Manche dieser Punkte vergebt ihr auf Basis-Werte, mit anderen schaltet ihr neue Fähigkeiten frei. Mir persönlich erging es so, dass ich einige dieser Fähigkeiten sehr cool fand („Feueratem“ des Magiers), andere nicht sonderlich prickelnd („Totem der Stille“ des Fernkämpfers).

Erst später wurde mir klar, dass die anfangs nicht so spannenden Fähigkeiten erst durch das geschickte Zusammenspiel der Charaktere ihren Reiz entfachen. Lasst mich den Ablauf kurz beschreiben, damit ihr seht, was ich meine.

Vom Schlächter zum Taktiker

Die ersten Spielstunden geht es in typischer Haudrauf-Manier voran: Gegner werden der Reihe nach ins Jenseits geschickt. Sonderlich viel Taktik braucht ihr dabei nicht. Doch das ändert sich schnell. Spätestens beim ersten Endgegner in den Katakomben werdet ihr vor eine echte Herausforderung gestellt: Ein beflügelter Dämon steht euch gegenüber und beschwört ständig Helferlein, die euch auf Trab halten.

Mit dem „Totem der Stille“ macht ihr euch das Leben plötzlich wesentlich leichter: Der Fernkämpfer setzt es ab, wechselt zum Magier und schon fliegt ein „Feueratem“ auf das Vieh – sehr wirkungsvoll. Das ist natürlich nur eine Mini-Kombo, von der ihr Gebrauch machen könnt. Mit acht Charakteren wird das Ganze wesentlich komplexer – und damit noch unterhaltsamer.

Der Spielverlauf von „Awakening“ gestaltet sich zudem auch wesentlich langsamer als es bei „Diablo 3“ der Fall ist: Hier steht weit mehr Taktik im Vordergrund, was ich als sehr erfrischend empfand. Auch das Loot-System ist nicht so umfangreich wie beim Vorbild – dafür funktioniert es aber prima. Lediglich der Levelanstieg könnte etwas schneller vonstatten gehen, was aber nur ein kleines Detail ist.

Wenn einer eurer Marionetten, so werden die Begleiter aus der Welt der Lebenden genannt, mal stirbt, könnt ihr ihn am nächsten Seelenstein wieder beschwören. Nur beim Dämon solltet ihr Vorsicht walten lassen: Wenn dieser ins Gras beißt, heißt es „Game Over“. Ein Glück, dass der Kerl aber gut austeilen kann und über schicke Fähigkeiten verfügt.

Futter für die grauen Zellen

Neben dem Hack’n Slay Aspekt findet ihr auch noch ein paar kleine Rätselpassagen vor: Denn in der Schattenwelt ist nicht immer alles exakt so wie in der Welt der Lebenden. Sprich: Ein Charakterwechsel eröffnet immer wieder neue Wege – und führt nicht selten zu prall gefüllten Schatztruhen. Zudem eignet sich der Wechsel in die verschiedenen Welten auch zum Regenerieren einzelner Helden.

Per Controller wurde das ziemlich elegant gelöst und geht direkt nach den ersten Spielminuten ins Blut. Grafisch erwartet euch ein anschauliches Werk, das eine dichte Atmosphäre verbreitet. Nur bei den Ladebildschirmen bin ich immer wieder an der Grenze meiner Geduld – vielleicht hilft ein Patch ja weiter.

Ein Patch war es nämlich auch, der mir bei meiner Beta-Phase weiterhalf: Damals konnte ich mit meiner Magierin nicht durch eine Tür gehen, obwohl ich den passenden Schlüssel besaß. Dadurch wäre das Spiel nicht zu beenden gewesen. Aber Dank des Schnellen Einschreitens der Entwickler öffnete sich auch diese Tür.

Fazit

Ihr seht schon: Mich hat „Shadows: Awakening“ ziemlich kalt erwischt – und positiv überrascht. Angesichts des schicken Gameplays und der innovativen Ideen ist es mir ein Rätsel, warum von dem Spiel nicht überall zu lesen ist. Es ist gewiss nicht ohne Fehler, aber ein absoluter Spaßgarant für alle, die auf ordentliche Hack’n Slays stehen.

Games Farm und Publisher Kalypso haben hier ein heißes Eisen im Feuer für meine Top Five des Jahres. Daher kann ich euch nur empfehlen: Gebt dem Spiel eine Chance und seht, welche Perle ihr entdeckt habt.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, PC
Website: kalypsomedia.com/de/shadows-awakening