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Shenmue 3

Kurios: ein Spiel zwischen Staub und Nostalgie.

Ich bin ganz ehrlich: „Shenmue 3“ ist nicht mein Ding. Das mag größtenteils daran liegen, dass ich die Vorgänger damals nie gespielt hatte und den nun erschienenen dritten Teil „neutral“ betrachte. Denn ohne nostalgische Brille macht „Shenmue 3“ heutzutage wenig Spaß. Das nur mal vorweg.

Kleine Zeitreise

Um den Titel besser einordnen zu können, sollte man 20 Jahre in die Vergangenheit reisen. Denn im Jahre 2000 und 2001 erschienen „Shenmue 1 + 2“ für Segas Dreamcast. Für damalige Verhältnisse machten die beiden Spiele von Creative Director Yu Suzuki vieles anders.

Suzuki vermischte verschiedene Genres miteinander: Kampfspiel traf auf Lebenssimulation und Adventure. „Shenmue“ konnte eine große Fangemeinde um sich versammeln, floppte finanziell aber enorm. Sega musste die Reihe einstampfen und verschwand ebenfalls vom Konsolenmarkt. 2015 dann war es soweit: „Shenmue 3“ wurde per Kickstarter ins Leben gerufen – mit Yu Suzuki als führender Kopf hinter der Geschichte. Die Fans waren begeistert, der Hype war da.

Mich persönlich ließ die Sache etwas kalt, weil ich, wie gesagt, die Vorgänger nur vom Namen her kannte. Ein Interview von Suzuki weckte allerdings meine Neugier: Darin erklärte der Game Director, dass er erneut ein epochales Spiel entwickeln wolle. Quasi in einem Nebensatz erwähnte er jedoch, dass er privat nie spiele und sich nicht mit anderen Titeln vergleichen wolle. Das kann ja spannend werden, dachte ich mir – und das wurde es auch.

Licht und ganz viel Schatten

Denn Suzukis, sagen wir, naive Herangehensweise lässt ihn unbeeinflusst von anderen Spielen – was für frischen Wind sorgen kann. Was die Spielmechaniken angeht, endet das teilweise in einer nostalgischen Katastrophe – mehr dazu in den nächsten Abschnitten. Inhaltlich orientiert sich „Shenmue 3“ jedenfalls direkt an den Vorgängern und erzählt die Geschichte weiter.

Wer diese nicht mehr ganz im Kopf hat, bekommt auf Wunsch eine nette Zusammenfassung der Ereignisse. Ohne viel zu spoilern: Ryo Hazuki ist wieder der Hauptcharakter, der auf der Suche nach Lan Di ist, dem Mörder seines Vaters. Im dritten Teil führt ihn die Suche zu einem Mädchen, dessen Vater entführt wurde. Diese Entführung hat irgendwas mit Lan Di zu tun. Also hilft Ryo dem wehrlosen Mädchen. Das war es dann auch schon in etwa an Story.

Spielerisch sieht das Ganze so aus, dass Ryo durch die Stadt läuft und sich nach Hinweisen erkundigt. Hat er einen Hinweis gefunden, geht es ein Stück weiter, bis er erneut die ganze Stadt durchforsten darf – immer und immer wieder. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn die Gespräche wenigstens halbwegs interessant wären oder zumindest gut vertont.

Aber nichts da: Ryo kommt mir dabei ziemlich bescheuert vor, was vermutlich nicht so gemeint ist. Denn in den Zwischensequenzen erscheint er als knallharter Badass. In den Dialogen als unbegreiflicher Vollidiot. Jedenfalls ist das meine Meinung.

Murmeltier-Freunde aufgepasst!

Damit Ryo besondere Gegenstände bekommt, die ihn in der Story weiterziehen lassen, muss er diese erwerben. Oftmals sind diese überteuert und Ryo hat nicht gerade Geld im Überfluss. Also muss der junge Mann arbeiten – hier kommt die Lebenssimulation zum Tragen. In Mini-Spielchen verdient er sich seine Münzen.

Dumm nur, dass diese Mini-Spielchen äußerst simpel und mit der Zeit echt nervtötend sind. Denn viel werfen die Aufgaben nicht ab, sodass Ryo stundenlang immer wieder dieselben Aufgaben machen muss. Beispielsweise werdet ihr sicher euren Spaß haben, wenn ihr eine Stunde (!) nur Holz hacken dürft. Aber Ryo kann auch kämpfen – zumindest theoretisch.

Denn die meisten Kämpfe finden nur statt, wenn ihr einen gewissen Fortschritt vorzuweisen habt. Und diesen bekommt ihr nur, wenn ihr im örtlichen Dojo genügend Zeit verpulvert hat. Die Auseinandersetzungen selbst laufen dann meist nach dem gleichen, stupiden Schema ab. Ihr seht schon: Aus meiner Sicht gibt es viel zu meckern.

Dabei habe ich mich noch gar nicht über die Grafik geäußert, die zwar altbacken ist, aber in manchen Momenten sogar schöne Szenen auf den Bildschirm zaubert. Eine Vollkatastrophe sind meines Erachtens die Gesichter der einzelnen Charaktere: Bei vielen kann ich einfach nicht glauben, dass die Programmierer das ernst meinen – schaut es euch einfach selbst an. Ich hatte manchmal sogar etwas Angst.

Fazit

Machen wir es kurz: „Shenmue 3“ ist aus heutiger Sicht hoffnungslos veraltet. Es gibt einige Spieler, die dennoch von einem Meisterwerk sprechen. Ich sehe das anders: Solltet ihr die Vorgänger oder die Hintergründe nicht kennen, dann lasst die Finger davon.

Man braucht schon die nostalgische Brille, um hier seinen Spaß zu finden. Denn spielerisch gab es bereits 2001 bessere Titel – ganz zu schweigen von der Geschichte, die erzählt wird. Ob danach wirklich noch ein vierter Teil erscheint, wage ich zu bezweifeln – auch wenn Yu Suzuki schon Pläne hat.

Erhältlich für: PS4, PC
Website: shenmue.link