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Shining Resonance Refrain

Geschichten von Drachen und Memmen – mit ordentlicher Musik und Action.

Mit der „Shining Force“-Reihe (nennt man die überhaupt so?) hatte ich bisher wenig Kontakt. Bei „Shining Resonance Refrain“ von SEGA durfte ich nun aber erstmals auf Tuchfühlung gehen. Bis hier aber richtig gekuschelt wurde verging eine ziemlich lange Zeit. Am Ende war ich aber froh, dass ich mich durchgebissen habe …

Labertaschen

Heutzutage bin ich recht ungeduldig, was Spiele angeht. Ein kurzes, am besten fein animiertes, Intro lasse ich mir gerne noch gefallen. Danach muss es aber gleich losgehen. Ist das nicht der Fall, sinkt mein Interesse rapide ab. Früher nahmen sich Titel noch richtig Zeit dafür – ohne prunkvolle Intro-Sequenzen, sondern stilecht mit Sprechblasen über den Charakteren in Spielegrafik.

Keine Ahnung, wie ich das damals ausgehalten habe … Bei „Shining Resonance Refrain“ treffe ich auf genau diese Art von Erzählung, die mich anfangs verzweifeln lässt. Zu Beginn ist es noch charmant, wenn Ritterin (und Prinzessin) Sonia in die Kamera spricht (lediglich als Anime-Bildchen leicht animiert). Doch spätestens nach einer Viertelstunde will ich das Gelaber einfach nur überspringen.

Ist diese Mini-Qual überstanden, kann die Action beginnen: Mit Sonia laufe ich durch das Schloss und räume ein paar schwächliche Soldaten aus dem Weg – aufgehalten werde ich dabei nur von Tutorial-Hinweisen, die mir die Steuerung Stück für Stück erklären. Ist zwar ebenfalls etwas nervig, aber wohl nötig. Die Kämpfe selbst jedenfalls gefallen mir schon mal.

Ähnlich wie bei anderen japanischen Rollenspielen beginnen die Auseinandersetzungen erst, wenn ihr den Gegner berührt. Bei „Shining Resonance Refrain“ geschieht dies auf ziemlich elegante Weise fast übergangslos. Ein Kreis bildet sich um ein bestimmtes Areal und weitere Schergen tauchen auf. Danach kann es in Echtzeit losgehen – bis alle Feinde oder ihr besiegt seid oder ihr euch für die Flucht entscheidet.

Tapfer sein!

Habt ihr diese zehn amüsanten Minuten an Kämpfen hinter euch, beginnt schon der nächste Laber-Marathon. Um es kurz zu machen: Bevor ihr euch halbwegs frei zum ersten Mal mit euerer Dreiergruppe (später sogar zu viert) bewegen dürft, dauert es schon mindestens eine Stunde. Manchen mag dies rein gar nichts ausmachen, weil sich die Story dadurch besser entfalten kann, andere werden jedoch gewillt sein, das Handtuch zu werfen.

Aber eine Bitte meinerseits: Haltet durch! Die eigentlichen Kämpfe gestalten sich nämlich als äußerst unterhaltsam mit einer Kombo- und Break-Mechanik, sowie einigen Zaubersprüchen, die ihr über die Zeit lernt. Die einzelnen Charaktere, die ihr von Zeit zu Zeit übernehmen dürft, steuern sich dabei angenehm unterschiedlich und bieten neue Angriffsmuster.

Da ich bereits zwei Titel der „Tales“-Reihe angetestet habe, muss ich sagen, dass sich „Shining Resonance Refrain“ sehr ähnlich spielt. Fans der „Tales“-Reihe könnte dies hier also richtig gut gefallen.

Aufguss auf den zweiten Blick

Zunächst wollte ich über die Grafik ein eher mittelmäßiges Urteil hinterlassen – bis ich bei meinen Recherchen darauf gestoßen bin, dass „Shining Resonance Refrain“ eigentlich alter Kaffee ist. Das Spiel ist lediglich die Neuauflage des ursprünglich für die PS3 erschienen Titels. Aus dieser Sicht geht die Optik mehr als in Ordnung, da besonders beim Charakterdesign viel Wert auf Details gelegt wurde.

Typisch für ein JRPG, aber hier nur ganz milde vertreten: Alternativ zu den normalen Kostümen könnt ihr eure weiblichen Mitstreiter in Bikinis packen. Außerdem habt ihr im Verlauf der Story auch die Chance, einige von ihnen zu daten, was euch mehr Hintergrundinfos zu jeder Person gibt. Aber keine Sorge: Auch hier geht es sehr zahm zur Sache. Der Fokus liegt mehr auf der Story und den Kämpfen.

Bei den Kämpfen spielt übrigens die Musik eine entscheidende Rolle: Jede Waffe ist zugleich nämlich auch ein Musikinstrument, mit dem sich ein Drache kontrollieren lässt. Das nun im Einzelnen zu erklären, wäre zu umfangreich, aber im Verlauf des Spiels habt ihr dazu eine Menge Zeit – glaubt mir. Spaß machen die Fights dadurch jedenfalls noch mehr. Zudem werdet ihr immer wieder mit einem imposanten Soundtrack bei Laune gehalten.

Einbrüche? Hier doch nicht!

Auf der technischen Seite gab es bis auf die häufigen, aber dafür recht kurzen Ladezeiten keinerlei Einschränkungen: Sowohl auf der Switch als auch auf der Xbox One oder PS4 schnurrt das Spiel wie ein Kätzchen. Nur sehr selten gab es Framerate-Einbrüche, allerdings an Stellen, bei denen es rein gar nichts ausgemacht hat. Passt also.

Ganz zum Ende noch eine Sache, die euch direkt zu Beginn verwirren könnte: Startet ihr ein neues Spiel, werdet ihr gefragt, ob ihr den „Original“- oder „Refrain“-Modus erleben wollt. Wählt den „Original“-Modus, wenn ihr das Spiel noch nicht kennt. Der „Refrain“-Modus ist lediglich eine Art „Neues Spiel +“ mit Extra-Charakteren aus den japanischen DLCs, deren Mitgliedschaft in euerer Truppe rein storytechnisch keinerlei Sinn ergeben, da ihr sie als Gegner in der Erzählung antreffen werden. Seht es als Fan-Service, dass ihr die beiden neuen Charaktere nun auch selbst spielen dürft.

Fazit

„Shining Resonance Refrain“ von SEGA ist durchaus einen Blick wert – und erschien mir erst auf den zweiten Blick als Neuauflage eines „Klassikers“. Freunde der „Tales“-Reihe sollten hier definitiv zugreifen, während Fans von japanischen Rollenspielen hier ebenfalls wenig falsch machen können. Bis auf die ausufernden Dialoge passen sich die einzelnen Spielelemente harmonisch zusammen und werden euch über 30 Stunden gute Unterhaltung liefern.

Erhältlich für: PS4, Xbox One, Switch
Website: shiningresonance.com