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Soul Hackers 2

Ziemlich verrückte Sache: Ob hier die Persona-Macher ihren nächsten Coup landen?

Wer hat nicht auf die Fortsetzung von Soul Hackers gewartet? Nun ja – ich! Denn bis zu Souls Hackers 2 wusste ich nicht, dass es überhaupt einen ersten Teil gab. Das ist auch kein Wunder, da Teil 1 vor 25 Jahren erschienen ist. Warum Atlus und Sega nun diese Fortsetzung bringen, kann ich euch nicht sagen. Aber anschauen kann ich mir das japanische Rollenspiel aus der Software-Schmiede der Persona-Macher.

Achterbahnfahrt mit Story-Loopings

Wer schon einmal Persona und andere Vertreter des Genres gespielt hat, weiß, dass es bei japanischen Rollenspielen ganz schön abgedreht zugehen kann. Das ist bei Soul Hackers 2 nicht anders. Daher versuche ich zu Beginn einmal die Story ganz knapp zu umreißen – ohne allzu viel zu spoilern – damit ihr eine Idee habt, wovon ich hier schreibe.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht zunächst Aion – ein göttliches Wesen, das außerhalb von Zeit und Raum lebt. Aion schaut der Menschheit zu, ohne selbst einzugreifen. Doch dann ändert sich alles, als Aion eine Vision hat: Wenn zwei Menschen auf der Erde sterben, stürzt alles ins Chaos. Das will Aion auf jeden Fall verhindern. Bei den beiden Menschen, die nicht sterben dürfen, handelt es sich um Ichiro Onda und Arrow. Der eine ist ein Computergenie, der andere ein weltberühmter Dämonenbeschwörer.

Was macht Aion nun, um das zu verhindern? Sie kreiert zwei menschenähnliche Wesen, die sich um den Schutz von Onda und Arrow kümmern sollen. Diese zwei Wesen, die äußerst weiblich sind, tauft sie auf die Namen Figue und Ringo. Beide sendet sie los, um das Schlimmste zu verhindern. Doch beide kommen zu spät: Sowohl Onda als auch Arrow sind bereits tot. Ringo greift zu drastischen Mitteln und nimmt bei Arrow Kontakt mit dessen Seele auf. Das Kunststück gelingt und Arrow weilt wenig später wieder unter den Lebenden. Ab da startet euer eigentliches Abenteuer.

Noch da?

Ich gebe es zu: All das hört sich sehr abgedreht an und ist es auch. Aber in Soul Hackers 2 wird alles sehr plausibel in Dialogen erklärt und macht auf die ein oder andere Weise auch Sinn. Von der Story her gefällt mir Soul Hackers 2 jedenfalls schon mal – auch wenn ich nicht sicher sagen kann, ob ich wirklich alles verstanden habe. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

Spielerisch beschreitet Soul Hackers 2 die Pfade anderer japanischer Rollenspiele: Ihr lauft durch die Gegend und kämpft sehr oft in rundenbasierten Kämpfen gegen andere Dämonen. Zwischendurch wird viel geredet – manchmal auch sehr viel. Jedenfalls sind die Kämpfe das Herzstück von Soul Hackers 2. Grundsätzlich laufen diese auch nach ein und demselben Muster ab: Ihr greift eure Gegner entweder mit normalen Waffen an oder beschwört Dämonen, die für euch attackieren.

Ebenfalls typisch für dieses Genre: Nicht jede Attacke ist effektiv gegen eure Feinde. Manche Angriffe schaden kaum, während andere den Gegner direkt vernichten können. Ihr solltet eure Gegner also gut studieren, wenn ihr es mit ihnen zu tun habt.

Das Experimentieren macht aber Laune. Ein schöner Bonus: Im späteren Verlauf könnt ihr das teil notwenige Grinding beschleunigen, indem ihr die Kämpfe gegen schwache Kontrahenten automatisch ablaufen lasst. So was gefällt mir. Außerdem haben eure Dämonen, die ihr beschwört, unterschiedliche Fähigkeiten. Um mehr Dämonen zu bekommen, müsst ihr diese in den Dungeons sammeln.

Meist schließen sie sich euerer Truppe gegen ein bestimmtes Honorar an. Und es geht noch weiter: Später im Spiel dürft ihr zwei Dämonen zu einer neuen Art verschmelzen. Dabei bestimmt ihr im begrenzten Rahmen sogar, welche Fähigkeiten dem stärkeren Hybriden vererbt werden sollen. So könnt ihr euren eigenen Spielstil unterstreichen.

Hier rockt die Unterwelt

Bei den Kämpfen kommt nach einer Weiler ein schöner Flow auf. Daran hat aber auch der rockige Soundtrack Schuld. Denn hier und da kann Soul Hackers 2 in Sachen Präsentation der hauseigenen Konkurrenz von Persona die Stirn bieten. Allerdings nur in diesem Bereich. Wenn es ums Leveldesign geht, sollten die Entwickler:innen noch einmal in die Schule gehen. Die Dungeons sind derart öde, dass das Herumlaufen manchmal zur Tortur wird. Erwartet hier nichts Neues oder Innovatives. Das gesamte Setting ist recht generisch gehalten, dass mir nichts danach im Gedächtnis hängen blieb.

Vom Schwierigkeitsgrad her habt ihr hier ein leicht forderndes Spielchen. Die normalen Gegner sind meist ohne Grinding und mit etwas Kenntnisse der Schwachstellen zu besiegen. Bei den Bossen sieht das schon ganz anders aus. Hier solltet ihr eure Fähigkeiten gut kombinieren und immer einen Blick auf die Lebensanzeige werfen. Wer nicht genügend Heilmittel dabei hat, beißt schnell ins Gras.

Labertaschen mit wenig Ideen

Das andere Standbein von Soul Hackers 2 ist übrigens der soziale Aspekt der Figuren untereinander: In Gesprächen lernt ihr euch besser kennen. Ein eigenes Levelsystem für jeden Charakter sieht auf den ersten Blick ebenfalls vielversprechend aus, endet aber im bloßen Grinden. Auch das soll ein kleiner Kritikpunkt sein. Denn mit etwas mehr Ideen hätte das viel mehr Potenzial gehabt.

Grafisch bewegt sich Soul Hackers auf einer schönen Comic-Ebene. Den Stil muss man mögen, aber die Präsentation hat schon was – natürlich gepaart mit dem coolen Soundtrack. Mir gefällt die Optik, aber ich kann verstehen, dass andere mit dem Anime-Stil nicht viel anfangen können. In dem Fall ist aber auch Soul Hackers 2 nichts für euch.

Fazit

Ziehen wir einen Schlussstrich: Soul Hackers 2 ist ein gutes japanisches Rollenspiel geworden – aber kein herausragendes. Denn das Leveldesign und langweilige Nebentätigkeiten trüben das Bild. Davon ab sind die Kämpfe aber äußerst motivierend und fügen selbst nach Stunden noch neue Möglichkeiten hinzu, sodass es nie langweilig wird. Besonders sollte auch der Soundtrack betont werden, der die Kämpfe nochmal eine Spur besser macht. Ob ich auf Soul Hackers 2 nun gewartet habe? Das nicht. Aber ich bin auf jeden Fall froh, dass es das Spiel gibt. Einem dritten Teil steht aus meiner Sicht nichts im Weg – zumal es noch ordentlich Luft nach oben gibt.

Erhältlich für: Xbox, PS, PC
Website: soulhackers2.atlus.com