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State Of Mind

Die Zukunft sieht düster aus, wenn es nach den Adventure-Meistern von Daedalic geht. Zum Glück bezieht sich dies aber nur auf das Setting.

Was bitteschön ist das denn? So ähnlich könnte bei vielen Spielern der erste Eindruck von Daedalics neustem Adventure ausgefallen sein. Denn „State of Mind“ beschränkt sich auf nur wenige Polygone, um seine Geschichte zu erzählen.

Die einen sehen dies als künstlerischen Kniff, die anderen stören sich an den fehlenden Gesichtsanimationen. Persönlich wandele ich in Sachen Grafik auf einem Mittelweg: aus der Ferne betrachtet zaubert „State of Mind“ immer wieder prächtige Bilder auf die Mattscheibe. Geht es jedoch in Diskussionen zur Nahaufnahme über, wünsche ich mir mehr Details.

Sei’s drum: Jedenfalls hat „State of Mind“ damit schon mal ein Alleinstellungsmerkmal. Spielerisch können Kenner des Studios aufatmen: Daedalic hat sich keineswegs von ihrem stärksten Genre entfernt, sondern versteht sich immer noch prima auf spannende Adventures – auch wenn dieses hier vielleicht nicht ihr bestes Werk ist.

Das liegt aber nicht an der Geschichte an sich, sondern an dem Gesamtpaket, das hin und wieder einige Längen aufkommen lässt.

Die Geschichte ist Zukunft

Das Herzstück der meisten Adventures ist ganz klar die Story. Um nicht zu viel zu verraten, halte ich mich in Punkto Geschichte vornehm zurück und erläutere lediglich an einigen Beispielen, was euch erwartet. Im Mittelpunkt des Geschehens steht Richard, der in einem fiktiven Berlin in der Zukunft als Journalist sein Geld verdient.

In dieser Dystopie regiert die Technik den Alltag: Überall schwingt eine saftige Portion Gesellschaftskritik mit, was recht gut gelungen ist. Richard hat jedoch ein ganz anderes Problem als die fortschrittliche Technik: Er hat sein Gedächtnis samt seiner Familie verloren. Was ihm zugestoßen ist, sollt ihr nun herausfinden.

In einer virtuellen Parallelwelt namens City 5 übernehmt ihr Richards Alter-Ego Adam. Dort macht ihr euch ebenfalls auf die Suche nach dem Sinn von Richards Leben. Etwas klischeehaltig wird dann noch der auftauchende Bösewicht, der seinen perfiden Plan der Weltherrschaft in typischer Bond-Manier präsentiert – das wäre auch besser zu lösen gewesen. Aber im Endeffekt passt das schon.

Rollercoaster der Gefühle

Was nicht ganz passt ist der Wechsel von Erzähltempo und deren Ebenen. Sehr oft bin ich mir wie auf einer Achterbahn vorgekommen – aber eine, die euch richtig schwindelig macht. Denn während der Story von „State of Mind“ wechselt das Geschehen so munter von Gegenwart zu Vergangenheit, von realer zu fiktiver Stadt, dass einem bald der Überblick verloren geht.

Außerdem werden meiner Meinung nach essentielle Fragen erst sehr spät beantwortet. Und zuletzt sei noch die Frage nach dem Charakter von Richard erlaubt: Warum muss dieser Typ immer wieder so ein verdammt blöder Affenarsch sein?! Aber vielleicht ist das ja alles nur Geschmacksache. Die eigentlichen Rätsel jedoch sind für Daedalic-Verhältnisse ziemlich mau ausgefallen.

Wirklich gefordert war ich nie und die Lösung wird meist auf dem Silbertablett serviert – kurz überlegen, Minispiel absolvieren, Teile zusammenbasteln oder entsprechende Knöpfe drücken, fertig. Nett, aber nicht mehr. Die Dialoge sind neben der bereits erwähnten Detailarmut der Akteure jedoch unterhaltsam geworden.

Immer wieder verlangt „State of Mind“ dabei eure Entscheidung, wobei diese nicht wirklich einen spürbaren Einfluss auf die Story nimmt. Trotzdem kommt dabei eine dichte Atmosphäre auf, wie sie bei einem Sci-Fi-Thriller sein sollte. Die Musikuntermalung bringt nochmals zusätzlich Stimmung ins Geschehen.

Fazit

Mit „State of Mind“ liefert Daedalic ein solides, wenn auch etwas zahmes Adventure ab. Dennoch macht dieses Werk Hoffnung: Es zeigt, dass sich das Studio neu ausgerichtet hat und seine Arbeit immer noch bestens versteht. „State of Mind“ glänzt mit interessanten Ideen, die bei einem möglichen Nachfolger ausgebaut werden können.

Das Design der Rätsel und auch die polygonarme Grafik lassen jeweils noch Luft nach oben. Dennoch hatte ich als Adventure-Freund meinen Spaß an dem Titel, den ich Sci-Fi-Liebhabern empfehlen kann.

Erhältlich für: Xbox One, PS4, PC, Switch
Website: daedalic.com/state-of-mind