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Stonefly

Ein Abenteuer auf kleinstem Raum: Spannend, wenn man sich daran gewöhnt hat.

Wenn ich das Wörtchen Mech höre, muss unweigerlich an einen haushohen Kampfroboter denken, der unter der Last seiner tonnenschweren Waffen fast zusammenbricht. Das Team von Project Flight School und Publisher MWM hat da anscheinend eine andere Interpretation im Kopf: Bei Stonefly steuert ihr zwar auch einen Mech, aber dieser ist so winzig klein, dass er den Namen Nanobot eher verdient hätte. Ein ungewöhnliches Action-Adventure mit Entspannungspotenzial.

Ist das Kunst?

Als ich Stonefly zum ersten Mal gespielt habe, kam es mir merkwürdig vor – sehr merkwürdig sogar. So richtig konnte ich das Spiel nicht einschätzen. Was passiert da gerade? Um welches Genre handelt es sich überhaupt? Macht das Ganze denn Spaß? All diese Fragen hätte ich euch nach den ersten 30 Minuten nicht beantworten können – so meine ehrliche Meinung dazu.

Nach weiteren Spieleindrücken – inzwischen sind schon mehrere Stunden auf meinem Spieltacho – kann ich euch aber endlich sagen, was Stonefly so besonders macht. Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine äußerst gewöhnungsbedürftige Welt: Ihr schlüpft in die Haut einer jungen Dame, die mit ihrem Vater in einer kleinen Hütte wohnt und dort Mechs repariert und verwaltet.

Diese Hütte steht nun aber nicht irgendwo in einem futuristischen Kriegsgebiet, sondern ist Teil einer winzig kleinen Zelle – auf mikroskopischer Ebene. Aus eurer Sicht sind Blätter eines Baumes gewaltige Aussichtsplattformen und Milben mächtige Gegner. Stonefly entfaltet sein großes Abenteuer auf kleiner Fläche.

Vertrauen verspielt

Die Story dreht sich darum, dass der schlagkräftige Mechs eures Vaters gestohlen wurde, nachdem ihr damit unerlaubterweise einen Ausflug gemacht habt. Fortan seid ihr auf der Suche nach dem guten Stück – in eurem eigenen, weniger schlagkräftigen Mech. Mehr gibt es zur Geschichte eigentlich nicht zu sagen.

Die Art der Präsentation ist, sagen wir, gewöhnungsbedürftig. Die Geschichte wird euch als Bildershow samt Dialogeinblendungen erzählt, was auf die Dauer etwas anstrengend ist. Doch seien wir ehrlich: Die Story wird nicht der Hauptgrund sein, um das hier zu spielen. Vielmehr geht es um Selbstfindung und ein ruhiges, unaufgeregtes Action-Adventure. Wie das zusammenpasst? Das erkläre ich euch nun.

Bei Stonefly seid ihr auf einer von insgesamt drei gewaltigen Karten unterwegs. Immer sicher hinter dem Steuer eures Mechs. Mit diesem könnt ihr durch die Lüfte gleiten, sehr hoch und weit springen und lästige Käfer-Wesen bekämpfen. Zum Kampf kommen wir gleich noch. Vorrang hat das Sammeln von Materialien, um euren Mech kontinuierlich zu verbessern.

Der Dieb, der den Mechs eures Vaters gestohlen hat, haut nämlich immer in Gebiete ab, die ihr mit eurem normalen Mech nicht erreichen könnt. Also braucht es Upgrades.

Loot tut gut

Der Spielfluss motiviert: Immer wieder gibt es neue Gadgets, die euch weitere Wege eröffnen. So könnt ihr plötzlich über lange Strecken gleiten, wesentlich höher springen oder seid plötzlich kälteresistent. Stonefly hat schon was von einem Metroidvania – nur eben unaufgeregter. Womit wir beim Kampfsystem wären: Auch hier musst ich mich stark an die Umgebung und Steuerung gewöhnen.

Denn euer Mech ballert nicht einfach auf die Gegner los, bis diese den virtuellen Löffel abgeben. Vielmehr müsst ihr eure Gegner zunächst betäuben, um sie anschließend über den Rand der Arena zu pusten. Wie gesagt: Gewöhnungsbedürftig. Dazu stehen euch verschiedene Mittel zur Wahl: Sobald ihr abgesprungen seid und über die Arena gleitet, könnt ihr kleine Bomben abwerfen, die eure Kontrahenten schwächen.

Sind sie schwach genug, kippen sie um. Dann heißt es: Windturbine aufladen und den Widersachern einen kräftigen Schub in eine Richtung geben, damit sie hoffentlich über den Rand kippen. Bei mehreren Gegnern gleichzeitig kann das sogar in Stress ausarten. Später im Spielverlauf bekommt ihr aber immer mächtigere Waffen, um eure Feinde wegzupusten. Das macht sogar richtig Laune, wenn ihr den Dreh raushabt.

Grafisch musste ich mich ebenfalls an Stonefly gewöhnen: Es sieht hier und da wie ein Aquarell aus, bei dem man nicht so genau erkennt, was man da vor sich hat – und dennoch schön ist. Wenn ihr Stonefly mal in Bewegung seht, wisst ihr vielleicht, was ich meine.

Fazit

Wie ich mehrmals betonte: Stonefly ist anders als andere Spiele. Zu Beginn ist das Werk von Project Flight School sehr gewöhnungsbedürftig. Hat man den Charme jedoch erkannt, verleitet das Spiel einen zum Erkunden und Entdecken – was sehr entspannend wirken kann. Auch die Suche nach neuen Materialien, um seinen Mech auszubauen, hat seinen Reiz. Stonefly ist eine kleine Indie-Perle, die aus der Masse hervorsticht – wenn man sich an diese Welt gewöhnt hat.

Erhältlich für: PS, Xbox, PC, Switch
Website: stoneflygame.com