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Stranger of Paradise Final Fantasy Origin

Die Geschichte vor der Geschichte – etwas verwirrend, aber dennoch unterhaltsam.

Als ich zum ersten Mal gehört habe, dass Team Ninja, die Macher der Nioh-Spiele, einen Final Fantasy Ableger programmiert, war ich ganz Ohr. Ich stellte es mir als Dark Souls im Final Fantasy Universum vor. Dann hörte ich, dass Stranger of Paradise Final Fantasy Origin ein Vorgänger von Final Fantasy werden sollte. Das verwirrte mich etwas. Dennoch ließ ich mich auf dieses muntere Experiment ein.

Fisch oder Fleisch?

Nach den ersten zwei Stunden im Spiel steht für mich fest – ich weiß noch nicht so recht, wie ich Stranger of Paradise Final Fantasy Origin einordnen soll. Meine anfängliche Vermutung, dass ich es hier mit einem Souls-like zu tun habe, bestätigte sich nicht ganz. Es ist etwas kompliziert. Inzwischen wurden mir aber einige Dinge klar.

Stranger of Paradise Final Fantasy Origin ist keine echte Vorgeschichte zu Final Fantasy I, sondern vielmehr ein Remake – jedenfalls was die Story angeht. Es geht um die Hüter des Lichts, die das Chaos besiegen sollen. In der Historie von Square Enix sollte Final Fantasy das Studio retten – was am Ende auch erfolgreich geschah. So sehen die echten Parallelen aus.

Für Kenner kann ich sogar noch tiefer in die Story abtauchen: Stranger of Paradise Final Fantasy Origin erzählt die Saga um Ritter Garland. Dabei beginnt alles recht seicht – was mir zugutekommt. Denn anstatt der üblichen, komplexen Handlungsabläufe folgt dieser Titel einer simplen Story.

Zunächst seid ihr zu dritt unterwegs, dann später zu viert und am Ende zu fünft, um dem Chaos Einhalt zu gewähren. Die ersten Stunden plätscherte die Story so vor sich hin, ohne dass sie mir sonderlich innovativ erschien. Gegen Ende der rund 20 Stunden wartet Square Enix aber mit einem dermaßen Twist auf, der den kompletten Rest auf den Kopf stellt – mehr werde ich an dieser Stelle nicht verraten.

Girl, we need more Action!

Was das Gameplay angeht: Nein, ihr seid hier nicht in rundenbasierten Kämpfen unterwegs, sondern in Echtzeit. Allerdings steuert ihr lediglich Jack, den grimmigen Anführer der Bande. Eure Freunde folgen euch überallhin und greifen automatisch an. Mit einem Tastendruck könnt ihr jedoch die Bindung zu ihnen kurzzeitig stärken und teilt so mehr Schaden aus. Aber den Rest müsst ihr alleine bewältigen.

Was mich etwas gestört hat: Stranger of Paradise Final Fantasy Origin macht sich wesentlich größer als es eigentlich ist. Selbst das Kampfsystem wird aus meiner Sicht zu kompliziert erklärt. Dabei ist es im Grunde genommen gar nicht mal so schwierig und geht schnell von der Hand. Aber das war schon immer so ein Kritikpunkt von mir, wenn es um Final Fantasy geht.

Sobald die ersten Gegner auftauchen, geht das Effektfeuerwerk los und ihr vermöbelt die Schergen des Bösen ordentlich. Das macht auch richtig Laune, wenn ihr bestimmte Kombos auspackt, mal blockt oder ausweicht, um dann mit einer mächtigen Attacke zuzuschlagen. Mit Nioh oder Dark Souls hat das bis dahin noch nicht sonderlich viel am Hut. Die Feinde teilen zwar auch ordentlich Schaden aus, aber man muss sich nicht so konzentrieren, wie bei den Souls-like-Spielen. Woher kam dann dieser Vergleich? Nun ja, es gibt tatsächlich einige Parallelen.

Zum einen speichert ihr euren Spielstand automatisch, wenn ihr das nächste Lagerfeuer, pardon, die nächste Sphäre erreicht habt. Rastet ihr dort, erscheinen auch sämtliche Feinde wieder auf ihrem Posten. Aber spätestens, wenn ihr dem ersten Boss gegenübertretet, beantwortet das eure Frage. Denn hier reicht nicht nur wildes Button-Mashing, sondern Geschick und Taktik sind gefragt.

Wanderer zwischen den Zonen

Stranger of Paradise Final Fantasy Origin wechselt also immer zwischen seinen beiden Welten: Action-Passagen geben sich mit Souls-like-Passagen die Klinke in die Hand. Dabei wisst ihr aber nie so genau, wann ihr in welcher Passage unterwegs seid. Denn ab und an haben mich auch „normale“ Feinde ziemlich in die Zange genommen und ausgelöscht. Ansonsten beschreitet Stranger of Paradise Final Fantasy Origin neue Pfade bzw. für Kenner von Final Fantasy bekannte Pfade.

Ihr wählt zu Beginn nämlich keine feste Klasse, sondern ergreift zwei von anfangs vier Berufen. Keine Sorge: Die Auswahl an Berufen nimmt im Laufe der Story rapide zu. Außerdem könnt ihr munter dazwischen hin und herwechseln. Ihr müsst euch also nie festlegen, ob ihr immer Magier, Schurke, Gladiator oder was sonst sein wollt. Levelt einfach den Beruf, den ihr vom Spielstil her am besten findet und werdet glücklich. Ist euch dabei langweilig, steigt in ein neues Feld ein. Das Aufleveln schaltet zudem neue Fähigkeiten und Berufe frei. Ziemlich motivierendes System, wenn man es verstanden hat.

Grafisch könnte Stranger of Paradise Final Fantasy Origin besser sein. Nicht falsch verstehen: Im Grunde sieht das Spiel durchaus gut aus. Es versteckt sich aber zu sehr hinter seinem eigenen Schatten – wobei wir beim Stichwort wären. Die meisten Level fallen derart düster aus, dass man sich die meisten Polygone hätte sparen können, weil man eh nichts erkennt. Das ist irgendwie schade.

Der vielleicht interessanteste Aspekt ist die Möglichkeit mit Freunden in dieses Abenteuer zu tauchen. Dann könnt ihr etwas komplexere Taktiken verwirklichen oder euch mit den Berufen gegenseitig ergänzen. Allerdings gehört auch hier und da etwas Grinding zum Heroen-Alltag, was sich aber wirklich in Grenzen hält. Für immer mal wieder eine Runde zwischendurch macht Stranger of Paradise Final Fantasy Origin Laune.

Fazit

So richtig kann sich Stranger of Paradise Final Fantasy Origin aus meiner Sicht nicht entscheiden, wohin es eigentlich möchte: Action-Klopperei oder Dark-Souls-Anwärter. Der Titel schwankt zwischen diesen beiden Welten – was allerdings auch mal spannend sein kann, wenn ihr beiden Welten mögt. Die Story hat mich dabei ehrlich überrascht, was ich zu Beginn nicht geglaubt hätte. Am Ende hat Team Ninja hier ein sehr solides und durchaus unterhaltsames Werk geschaffen, dass derzeit leider im Schatten anderer Triple-AAA-Titel untergeht. Aber werft ruhig mal einen Blick drauf, wenn ihr Final Fantasy generell mögt und ihr Elden Ring schon längst durchhabt. Es könnte sich lohnen.

Erhältlich für: Xbox, Playstation, PC
Website: square-enix-games.com/sopffo/en-us