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Stray Blade

Deutsche Souls-Kost mit eigenem Charme: Herausforderungen können auch bunt sein.

Nachdem ich den ersten Trailer zu Stray Blade gesehen hatte, wusste ich nicht so recht, was mich erwartet. Zumindest habe ich mich auf ein Third-Person-Abenteuer gefasst gemacht, bei dem Nahkämpfe im Mittelpunkt stehen. Was mir das Team des deutschen Studios Point Blank Games und Publishers 505 Games noch zu bieten hatte, überraschte mich dann doch.

Kleines Team, große Fußspuren

Eins will ich euch auf den Weg geben, das ihr immer im Hinterkopf behalten solltet: Stray Blade stammt von einem relativ kleinen Team. Technische Bugs und einige merkwürdige Animationen oder Glitches treten hier und da mal auf. Bis auf zwei Situationen war das auch weniger störend beim Test. Ich will aber nicht darauf herumreiten. Kommen wir also kurz zur Story.

Im Zentrum des Geschehens steht Faren, ein Gauner und Abenteurer, wie er im Buche steht. Durch Zufall landet er im Reich Acrea, das von einer magischen Schutzbarriere umgeben ist. Es dauert nicht lange, bis Faren durch ein Unglück stirbt. Urplötzlich erwacht er jedoch wieder aus seinem ewigen Schlummer und scheint quicklebendig zu sein. Sterben kann er nun unbegrenzt oft, sofern er sich innerhalb der magischen Grenzen aufhält. Nur ist dieser Ort gespickt mit tödlichen Gefahren. Also macht sich Faren auf, um den Fluch zu lösen. Dabei muss er auf die Hilfe eines kleinen Wolfwesens namens Boji zurückgreifen. Soviel zur grundsätzlichen Story.

Farbenfrohe Endzeit

Bevor ich zum spielerischen Konzept schwenke, muss ich mich zunächst über die Optik und das Setting auslassen – und das im positiven Sinne. Denn Stray Blade könnte theoretisch in einer düsteren Welt wie Dark Souls spielen - tut es aber nicht. Vielmehr überrascht Stray Blade mit einem bunten Comic-Look, der das Spiel für mich dadurch viel ansprechender macht. Die Tageszeiten wechseln dynamisch, so dass ihr mal bei hellem Sonnenschein oder in der Dämmerung unterwegs seid. Coole Sache.

Spielerisch stapft Stray Blade dem großen Trend der Souls-like-Spiele hinterher. Soll heißen: Aus der Third-Person-Perspektive wird gekämpft und dabei kann euch potenziell jeder Gegner voll auf die Schnauze geben. Das Kampfsystem hat mich besonders zu Beginn fast in den Wahnsinn geführt. Ein Grund war das Controller-Layout, das sich auf Teufel komm raus von anderen Spielen des Genres unterscheiden wollte. Hier hat Point Blank aber nachgebessert – was für mich doppelt hart war, weil ich mich beim Patch nach langer Trainingzeit bereits ans alte Layout gewöhnt hatte. Dumm gelaufen, fürchte ich.

Spannende Farbenlehre

Jedenfalls ist die Steuerung nun wie bei vielen anderen Vertretern des Souls-Genres. Allerdings hebt sich Stray Blade durch eine Besonderheit ab. Gegner attackieren auf zwei Arten: Mal leuchten sie vor einem Angriff rot, mal blau. Ihr müsst jeweils anders darauf reagieren. Bei Rot solltet ihr ausweichen, bei Blau parieren. Habt ihr das mal verinnerlicht, sind die Kämpfe sehr unterhaltsam. Zu Beginn bekam ich aber volle Pfund aufs Maul. Das lag aber auch am Zeitfenster, in dem ihr reagieren müsst. Daran musste ich mich ebenfalls neu gewöhnen.

Die ersten Gegner forderten daher einiges von mir – auch jede Menge Geduld. Doch irgendwie packte Stray Blade meinen Ehrgeiz. Und siehe da: Je weiter ich kam, desto einfacher wurde das Spiel. Das meine ich ehrlich so. Anfangs erschien es mir wie ein Dark Souls und später wie ein spaßiges Hack'n Slay, bei dem ich meist die Oberhand hatte. Warum das so ist, erkläre ich euch gerne.

Waffen mit Skill

Dazu betrachten wir die verschiedenen Waffen, die ihr hier finden bzw. herstellen könnt. Dabei kann theoretisch jeder Gegner einen Bauplan für eine neue Waffe oder einen Ausrüstungsgegenstand fallen lassen. Habt ihr dann genügend Materialien gesammelt, dürft ihr an einer Schmiede den entsprechenden Gegenstand herstellen. Soweit, so normal. Nutzt ihr eine Waffe öfters, meistert ihr sie irgendwann auch. Und sobald ihr das getan habt, wird es interessant. Denn jede Waffe schaltet bei 100 Prozent Meisterung einen Skill frei, den ihr mit Erfahrungspunkten kaufen könnt. Zum Beispiel erhaltet ihr mehr Leben, schlagt härter zu oder verbraucht weniger Ausdauer. Auch das klingt eigentlich normal, hat es aber in sich. Denn die Skills haben mächtig Einfluss auf das Geschehen. Zwei kleine Beispiele zeigen, was ich meine.

Schalte ich den Skill für mehr Leben frei, dann bekomme ich eine Lebensleiste mehr. Anfangs besitze ich nur zwei Leisten. Also kommt nach dem ersten Upgrade gleich mal 50 Prozent hinzu, was echt enorm ist. Entscheide ich mich für den Skill, der meine normalen Schläge effizienter macht, teilen diese plötzlich den doppelten Schaden aus. Dadurch werde ich ziemlich schnell recht stark. Und das meinte ich vorhin: Musste ich zu Beginn von Stray Blade noch zehn bis zwölf Treffer bei einem Gegner landen, sind es später drei oder vier Schläge, die ihn zu Boden zwingen. Und das macht das Spiel nach einer Weile deutlich einfacher – aber nicht schlechter.

Hinzu kommt, dass ihr später noch den kleinen Boji als Verstärkung rufen könnt. Dieser heizt den Gegnern dann zusätzlich mit Magie ein, was immer wieder hilfreich ist. Besonders bei den Bossen, die euch immer wieder begegnen werden. Auch hier ist es ein herrliches Gefühl, wenn ihr einen dicken Brocken erfolgreich gelegt habt.

Fazit

Stray Blade ist schon ein besonderes Spielchen. Point Blank Games hat hier ein charmantes Action-Adventure erschaffen, das auf den Spuren von Dark Souls und Co. wandelt. Allerdings zeigt sich Stray Blade von seiner bunten Seite: Grafisch sticht der Comic-Look deutlich hervor. Auch das Kampfsystem weiß nach einer kurzen Gewöhnung zu überzeugen. Damit ist Stray Blade keineswegs perfekt – insbesondere nicht wegen einiger Bugs –, macht aber eine Menge Spaß, wenn ihr euch darauf einlasst.

Erhältlich für: Xbox, PS, PC
Website: stray-blade.com/de