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Super Mario 3D World + Bowser’s Fury

Fein rausgeputzt: Mario hüpft in einem neuen, alten Abenteuer direkt auf die Switch

Knapp sieben Jahre nach seinem Release für die Wii U gönnt uns Nintendo einen neuen Auftritt von Super Mario 3D World auf der Switch und spendiert uns darüber hinaus mit Bowser’s Fury noch ein komplett neues Abenteuer dazu. Ob diese Kombination auch stundenlangen Zockerspaß garantiert, zeigen wir in unserem Test.

Open World light oder eher Super Mario 2,5D World?

Mittlerweile ist es ja fast Usus geworden, dass Nintendo ausgewählten Titeln früherer Konsolengenerationen einen Port auf die Switch folgen lässt – Donkey Kong Country: Tropical Freeze oder die Super Mario 3D Allstars lassen grüßen. Nun ist also Super Mario 3D World an der Reihe, und anstatt einfach bloß ein Remake zum vollen Preis rauszuhauen, gibt es mit Bowser’s Fury auch gleich ein ausgewachsenes Zusatzspiel hinzu.

Doch eins nach dem anderen: Wer Marios Abenteuer von 2013 noch nicht kennt, bekommt nun endlich die Gelegenheit, dies nachzuholen – und sollte das unbedingt tun. Denn auch siebeneinhalb Jahre später hat dieses Jump&Run nichts von seiner Klasse und Spielbarkeit eingebüßt. Ganz typisch gilt es auch hier wieder, den fiesen Bowser zu besiegen, der anstelle von Peach aber diesmal sieben unschuldige Feen entführt und in Einmachgläser gesperrt hat – das auch noch vor den Augen von Mario und seinen Freunden.

Das Intro und die Story sind recht schnell abgehandelt und auch etwas seicht, aber die Stärken eines Mario-Spiels liegen ja ohnehin eher im Leveldesign und im Gameplay. Und hier liefert Super Mario 3D World definitiv ab. Ihr manövriert über bewegliche Plattformen, die sich immer nur dann bewegen, wenn ihr springt, oder weicht Kugelwillis aus, die euch nur dann anvisieren, wenn ihr von einer Lichtquelle erfasst werdet. Ein anderes Mal verfolgt ihr eine Zielflagge im Stil eines Rennspiels, oder hüpft und balanciert durch Zirkusarenen. Oder aber ihr gleitet mit einem Schlittschuh über einen zugefrorenen See – was ein Heidenspaß!

Die Level bieten also Abwechslung pur und warten auch beim mehrmaligen Durchspielen immer wieder mit neuen Geheimnissen auf. Ähnlich wie bei Super Mario Bros 3 sind die einzelnen Level dann in Welten aufgeteilt, die auch meist einem gewissen Thema folgen. In den Leveln selbst könnt ihr euch schon dreidimensional bewegen, jedoch eher linear und es wird euch mehr oder weniger eine Richtung vorgegeben (Stichwort: Zielfahne), sodass es sich nicht um ein typisches Open-World-Spiel handelt. Dies sei nicht negativ zu verstehen, eher als Anmerkung. Ziel ist es, wie bei den 2D Marios, die Fahne eines jeden Levels zu erreichen, um dieses erfolgreich abzuschließen. Pro Level sind drei grüne Sterne versteckt, die ihr dann wiederum zum weiteren Spiel-Fortschritt benötigt. Zum Ende jeder Welt wartet ein Duell mit Bowser auf euch, für das ihr immer eine gewisse Anzahl Sterne benötigt. Alle Sterne werden nicht benötigt, um das Spiel regulär durchzuspielen, allerdings kennt man das ja von Nintendo, dass mit dem Anschauen der End Credits das Spiel bei weitem noch nicht vollständig erkundet wurde. Vielmehr gönnen die Japaner den Profi-Zockern zusätzliche Bonuswelten, die es wirklich in sich haben und zu deren Freischaltung dann auch alle grünen Sterne benötigt werden.

Apropos Schwierigkeitsgrad – dieser ist zu Anfang eher leicht angesetzt, zieht dann aber zur Hälfte gewaltig an. Die ersten vier, fünf Welten spielen sich mühelos und stellen auch einen Gelegenheitszocker nicht vor allzu große Probleme. Danach steigt die Schwierigkeit deutlich, und zum Auffinden aller Sterne und zur Freischaltung aller Bonuslevel ist einiges an Geschick und einige Leben vonnöten. Passenderweise heißt das allerletzte Bonuslevel „Champions Road“ und ich habe (nach unzähligen Versuchen) selten eine derartige Genugtuung wie beim Meistern dieses Levels gehabt.

Kurzum: Super Mario 3D World ist nach wie vor ein sehr gutes Spiel, das man bedenkenlos jedem ans Herz legen kann. Nintendo hat sich darauf aber nicht ausgeruht und dieses Spiel bloß 1:1 auf die Switch übertragen. Lokal war es ja schon immer zu viert spielbar – ihr hattet (und habt immer noch) die Wahl zwischen Mario, Luigi, Toad und Peach, die allesamt ihre eigenen Stärken und Schwächen aufweisen. Mario ist beispielsweise ein guter Allrounder, während sein Bruder etwas langsamer ist, dafür aber Vorteile beim Springen hat. Nun lässt sich das Ganze auch online zu viert spielen – eine entsprechende Switch Online-Mitgliedschaft natürlich vorausgesetzt. Was das Gameplay betrifft: Die Charaktere laufen und bewegen sich nun etwas schneller als noch auf der Wii. Nicht, dass das Original allgemein zu langsam war, aber die leicht höhere Spielgeschwindigkeit fügt sich ordentlich ins Gesamtbild ein. Ach ja, für die kreativen Zocker unter euch gibt es nun auch noch einen Fotomodus mit mehreren Filtern.

Wenn es denn etwas zu bemängeln gibt, aber das war beim Wii U-Original auch schon so, ist es die etwas unflexible Kameraführung, die eher an Super Mario 64 von 1996 erinnert und an manchen Stellen ein genaues Springen erschwert. Hin und wieder führt es dann doch zu einem Sprung in den Abgrund, weil sich der Ort der Landung nur erahnen lässt. Dies ist jetzt kein Dealbreaker, aber da ich mich beispielsweise an die makellose Kameraführung eines Super Mario Odyssey gewöhnt habe, fühlt sich dies hier wieder wie ein Rückschritt an.

Mehr als nur ein Minispiel: Bowser’s Fury

Das zweite Abenteuer in diesem „Double Feature“ ist dann auch eines, was sich durch seine offene Spielwelt mehr an den anderen 3D-Mario-Spielen orientiert. In Bowser’s Fury verschlägt es unseren Klempner an die Samtpfotenküste, die in mehrere kleine Inseln aufgeteilt ist, die sich durchweg niedlich präsentiert. Besonders Katzenfreunde werden ihren Gefallen daran finden, tragen doch alle Gegner hier lustige Katzenohren. Passend dazu könnt ihr euch wie bei 3D World wieder in Katzen-Mario verwandeln, um mühelos kleinere Vorsprünge hochzukraxeln oder eure Gegner per Tatzenhieb ins Jenseits zu befördern. Fast würde hier sogar Urlaubsfeeling aufkommen, wären die Inseln nicht an vielen Stellen mit einen glibberigen, schwarzen Schleim bedeckt. Einige von euch werden sich nun vielleicht an Super Mario Sunshine zurückerinnern, aber im Gegensatz zum Gamecube-Abenteuer müsst ihr den Schleim nicht mithilfe einer Wasserpistole entfernen. Vielmehr müsst ihr sogenannte Katzen-Insignien sammeln, um Bereiche zu reinigen und weitere Abschnitte der Spielewelt freizuschalten. Diese Insignien dienen dann quasi als Pendant zu den Power-Sternen oder Power-Monden – 50 davon qualifizieren euch für den finalen Kampf gegen den wütenden Bowser.

Zur Seite steht euch ausgerechnet Bowser Jr. in seiner Clown-Kutsche, der euch (Mario) trotz aller Antipathie um Hilfe bittet, um seinem Vater Einhalt zu gebieten. Dieser ist nämlich, wie es der Spieletitel suggeriert, wirklich wütend und versprüht in regelmäßigen Abständen seinen fiesen Feueratem über die idyllische Samtpfotenküste. Auch in seinen Dimensionen hat der Wut-Bowser ordentlich zugelegt und ist durch den schwarzen Glibber zu einem Godzilla-ähnlichen Riesenmonster mutiert.

Bowser Jr. steht euch auch in eurem Abenteuer als Sidekick zur Verfügung, indem er Gegner bekämpft oder euch beim Aufsammeln von Items behilflich ist. Es lässt sich zu jeder Zeit in den Optionen festlegen, in welchem Maße ihr unterstützt werden wollt. Auch lässt sich der Junior im Zweispielermodus bedienen, was aber nicht wirklich für einen langen Dauerspaß sorgt, zu gering sind dann doch seine Steuerungsmöglichkeiten. Einen klassischen Koop-Mehrspielermodus wie bei Super Mario 3D World gibt es jedenfalls nicht.

Für Dauerspaß sorgt hingegen das Leveldesign, welches – wie eingangs erwähnt – ja eine der großen Stärken eines Mario- bzw. Nintendo-Spiels ist. Mal gilt es, Aufgaben in einer begrenzten Zeit zu bewältigen oder höhergelegene Plattformen durch geschicktes Springen und Ausweichen zu erklimmen. Die Katzen-Insignien bekommt man jedenfalls nicht einfach so geschenkt. Behilflich sind euch, neben Bowser’s Sprößling, auch die üblichen Items wie die Feuerblume oder die Glocke für das Katzenkostüm.

Bowser selbst – vermutlich auch weil sein Name Teil des Spieletitels ist – taucht in regelmäßigen Abständen auf, um euch das Leben schwer zu machen. Dann verdunkelt sich schlagartig der Himmel und bei strömenden Regen sowie dröhnender Heavy Metal Musik müsst ihr herunterfallenden Lavabrocken und Bowser’s mächtigen Feuerangriffen standhalten. Diese „Schlechtwetterfront“ dauert dann eine knappe Minute, bietet euch aber die Chance, zusätzliche Items zu ergattern, die sich unter bestimmten Blöcken verstecken, die eben nur durch den heißen Feueratem zerstört werden können. Da der Koopa-König aber auch regelmäßig – und mit regelmäßig meine ich alle paar Minuten – auftaucht, wird es mit der Zeit etwas langweilig, weil man oftmals gerade andere Dinge am Erforschen ist und dann wenig Lust auf diese Zwischensequenz bekommt.

Weitaus weniger Langeweile kommt bei den Duellen auf Augenhöhe auf. Sammelt ihr genügend Katzen-Insignien, verwandelt sich Mario in eine Riesenkatze, um sich in einem epischen Duell mit dem Wut-Bowser zu messen, bei dessen Anblick man wohl nicht ohne Grund an japanische Monsterfilme à la King Kong und Godzilla denkt. Hier könnt ihr die Lavabrocken zu eurem Vorteil gegen die Riesenkröte verwenden und wenn ihr dies oft genug geschafft habt, schaltet ihr einen weiteren Teil der Samtpfotenküste frei.

Bowser’s Fury wartet mit einigen guten Ideen auf, erreicht dabei aber nicht den Umfang eines 3D World und schon gar nicht eines Odyssey. Das muss es ohnehin nicht, denn auch so wird der Zocker für eine Zeit gut unterhalten. Einigermaßen erfahrene Spieler werden sieben oder acht Stunden beschäftigt sein, bis sie den Wut-Bowser in seine Schranken gewiesen haben. Wer das Spiel zu 100% erforschen möchte, kommt da locker auf zehn Stunden und mehr.

Fazit

Fangen wir zunächst mit Super Mario 3D World an: Als Kenner des Wii U-Originals wusste ich natürlich, was für ein Meisterwerk mich erwartet. Ich hatte es seinerzeit durchgezockt und auch nach all den Jahren kommen einem die tollen Ideen beim Leveldesign immer noch frisch vor. Der einzige Kritikpunkt ist das recht starre Kamerasystem, was gerade in späteren Level zu ungewollten Sprüngen in den Abgrund führt.

Bowser's Fury hat zwar nicht den gleichen Umfang, bietet aber dennoch Spielspaß für gute zehn Stunden und ist somit auch als vollwertiges Spiel anzusehen und nicht bloß als Add-on. Das Katzenthema wurde vor allem grafisch noch weitergetrieben und zieht sich konsequent durch die idyllische Spielewelt, die mit vielen Aufgaben und Herausforderung aufwartet. Das allgegenwärtige Erscheinen des Wut-Bowsers bringt ein neues und interessantes Element hinzu.

Bekommt Super Mario 3D World + Bowser’s Fury nun eine Kaufempfehlung? Das kommt darauf an: Wer den Hüpfer von der Wii U noch nicht kennt, dann auf jeden Fall, da das Spiel auch nach über sieben Jahren nichts von seinem Charme verloren hat und auch für unerfahrene Zocker einen guten Einstieg bietet. Auch Bowser’s Fury weiß mit seiner schicken Katzen-Inselwelt zu überzeugen, wenn auch der Umfang nicht an die vergangenen Mario-Abenteuer rankommt. Ob das für diejenigen, die 3D World schon kennen bzw. besitzen, einen Kauf rechtfertigt, muss jeder für sich entscheiden. Unterm Strich halte ich aber gerne fest, dass das Gesamtpaket Super Mario 3D World + Bowser’s Fury ein mehr als sehr gutes Spielepaket darstellt.

Erhältlich für: Nintendo Switch

Website: https://www.nintendo.de/Spiele/Nintendo-Switch/Super-Mario-3D-World-Bowser-s-Fury-1832228.html