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Taktik-Spiele im Fokus

Eine runde Sache – zumindest bei diesen vier Spielen steht die Runden-Taktik im Mittelpunkt. Für Hobby-Strategen ist hier mit Sicherheit das Richtige dabei.

Achtung! Cthulhu Tactics
Was für ein außergewöhnliches Setting: In diesem rundenbasierten Taktik-Spielchen wandelt ihr auf den Spuren von Horror-Meister H.P. Lovecraft. Denn hier wird die „wahre“ Geschichte der Nazis und ihrer Wunderwaffen am Ende des Zweiten Weltkriegs erzählt. Durch einen okkulten Geheimorden versuchten die Bösewichte nämlich finstere Wesen auf unsere Erde zu holen. Das will eine kleine Truppe an Elite-Soldaten natürlich zwingend verhindern. Die Story stimmt jedenfalls schon mal.

Auf spielerischer Ebene wandelt das Werk auf den Spuren eines „XCOM“: In den Missionen zieht jede Partei Runde um Runde ihre Einheiten, bis ein Team keine Mitglieder mehr hat – sehr klassisch, aber auch ziemlich unterhaltsam umgesetzt. Denn die Steuerung ist schnell in ein paar knappen Einführungsgefechten erlernt und geht direkt ins Blut über.

Eine schöne Besonderheit: Sobald ein Gefecht vorüber ist, erscheint nicht etwa ein Ladebildschirm, der euch ins nächste Gefecht wirft, sondern ihr könnt dann in Echtzeit durch die Gegen stapfen, bis ihr auf den nächsten gegnerischen Trupp trefft. Das entschlackt das Geschehen immens. Nur zwischen den jeweiligen Missionen muss geladen werden, was ihr aber dazu nutzen könnt, um eure Charaktere zu verbessern – immer vorausgesetzt, dass ihr genügend Erfahrungspunkte gesammelt habt.

Stück für Stück wird euer Team aufgestockt und bereits nach Mission eins verfügt ihr über vier Kämpfer, die jeweils ihr individuelles Spezialgebiet haben: Fernkämpfer, Nahkämpfer, Unterstützer oder schleichender Tod – so in etwa könnte man die Figuren unterteilen. Nichts weltbewegend Neues, aber immer noch sehr abwechslungsreich und unterhaltsam. Doch irgendwie bleibt alles recht oberflächlich und bekommt im Gegensatz zu „XCOM“ keinerlei Tiefe.

So plätschert das Spielchen durch die rund zehn bis zwölf Stunden, ohne euch großartig vom Hocker zu reißen. Für Fans des Genres stellt das Szenario allerdings ein Novum dar, aus dem man aber hätte mehr herausholen können. Vielleicht helfen ja ein paar DLCs, der Sache noch mehr Schliff zu verpassen und „Achtung! Cthulhu Tactics“ zu einem wesentlich besseren Taktik-Happen zu machen. In diesem Zustand versinkt das Ganze etwas im Mittelfeld.

Erhältlich für: Xbox One, PS4, PC, Switch
Website: ripstone.com/game/achtungcthulhutactics


Space Hulk Tactics
Für Kenner des gleichnamigen Brettspiels kommt hier die x-te Konsolenumsetzung aus dem Warhammer-Universums. In der Rolle einer Truppe aus Space Marines – oder auch der furchterregenden Genestealers – dürfen sich Taktikfreunde auf einen Trip quer durchs All begeben. Die Kampagne der Marines stellt sich als solide Umsetzung mit gutem, wenn auch manchmal komplexen Regelwerk dar.

Generell reist ihr auf einer Übersichtskarte von Mission zu Mission und entscheidet dabei selbst, welche Kämpfe ihr ausfechten wollt und welchen Weg ihr bestreitet. Die Missionen selbst laufen meist nach dem Schema F ab, bringen allerdings etwas Abwechslung, indem der Zufall eine gewaltige Rolle spielt. Aber keine Sorge: Insgesamt richtet sich der Schwierigkeitsgrad eher an Einsteiger ins Genre – wenn sie sich denn durch die ersten Spielminuten oder -stunden kämpfen.

Der Grund: Die Steuerung scheint in einer Abteilung der Hölle generiert worden zu sein. Umständlich ist noch nett ausgedrückt. Hinzu kommt, dass die Schrifart bei der Konsolenversion derart klein ist, dass ich mich oft sehr nahe an meinen (55-Zoll)TV klemmen musste – das wäre anders zu lösen gewesen. Aber wieder zurück zur Steuerung: Die Entwickler scheinen absichtlich auf jede Art von Komfort verzichtet zu haben, um den niedrigen Schwierigkeitsgrad ausgleichen zu können.

Einen Lichtblick gibt es dennoch: Nach einer Weile habt ihr euch tatsächlich daran gewöhnt. Motivierend hingegen sind die auflevelbaren Charaktere, die ihr mit besseren Waffen, Modulen oder Karten ausstattet. Die Karten sind dabei vielleicht die interessanteste Neuerung: Im Kampf dürft ihr diese anwenden und dadurch auf zusätzliche Aktionspunkte oder kurzzeitige Verbesserungen zurückgreifen – sehr cool. Ebenfalls nett sind die Cutscences, die ihr nach einem Einsatz freischaltet. Trotz der misslungenen Steuerung macht das Ganze – zumindest für eine Weile – Spaß.

Die Kampagne aus Sicht der Genestealers ist jedoch merkwürdig: Aufgrund der sehr lockeren KI werdet ihr wenig Probleme haben, euch von Level zu Level zu kämpfen. Denn der Gegner stellt sich oftmals selten dämlich an, indem er in jede gefühlte Falle tappt, die ihr ihm stellt. Da lobe ich mir doch den Multiplayer-Modus, der das durch menschliche Konkurrenten auszugleichen versteht. Insgesamt eine nette, wenn auch keine herausragende Umsetzung des bekannten Brettspielprinzips.

Erhältlich für: Xbox One, PS4, PC
Website: spacehulk-tactics.com


Mutant Year Zero Road to Eden
Willkommen in der Entzeit – nein, das ist kein Schreibfehler, sondern ein ziemlich blöder Wortwitz. Denn in diesem Strategie-Leckerbissen übernehmt ihr die Rolle einer mutierten Ente und eines Ebers – zumindest für die ersten Spielminuten. Später gesellen sich noch weitere (teils tierische) Begleiter zu eurem Team.

Funcom, die Macher des MMOs „Conan Exiles“ zeigen sich hier von einer ganz anderen Seite, wie sie Fans eigentlich kennen. Nicht nur das Setting ist erfrischend anders, die Spielwelt ist es nämlich auch. In einer postapokalyptischen Welt müsst ihr das letzte Ressort der Überlebenden beschützen und den Weg nach Eden finden. Was dieses Eden genau ist, werdet ihr am Ende der Geschichte erfahren.

In der Rolle eines sogenannten Stalkers ist es eure Aufgabe, die Gegend nach Rohstoffen für die restlichen Überlebenden aufzusammeln. Solange ihr eure Charaktere durch die Wildnis steuert, fühlt sich das Ganze fast wie ein Rollenspiel mit isometrischer Perspektive an. Erst wenn ein Gegner auftaucht, mutiert – sorry, das Wortspiel musste einfach sein – das Spiel zum Taktik-Spektakel.

Solange euer Gegner euch noch nicht bemerkt habt, könnt ihr euch selbst in Position geben und auf Wunsch den Kampf jederzeit beginnen. Dieser läuft dann in „XCOM“-Manier rundenbasiert ab. Eure Werte entscheiden letztlich darüber, wie erfolgreich ein Angriff ist. Anschließend regnet es Erfahrungspunkte, die sich für zusätzliche Mutationen, also Fähigkeiten, ausgeben lassen – ein äußerst motivierendes System.

Diese Spielmechanik erlaubt euch aber auch, dass ihr Kämpfe einfach umgehen könnt, wenn ihr seht, dass der Gegner in der Überzahl ist oder schlicht zu hoch im Level. Gesammelte Schrottteile verbaut ihr später in der Hauptbasis in Waffen und Ausrüstung, um eure Charaktere nach Wunsch zu verbessern. Grafisch wurde das Werk von Funcom hübsch umgesetzt und bietet euch mit dem Taktiksystem verschiedene Arten der Vorgehensweise. Dieses Spielchen sollten Strategiefans deshalb nicht verpassen!

Erhältlich für: Xbox One, PS4, PC
Website: mutantyearzero.com


Jagged Alliance Rage!
Freunde der rundenbasierten Taktik-Kämpfe werden allein beim Anblick dieses Titels aufhorchen: „Jagged Alliance 2“ ist seit rund 20 Jahren ein Name im Genre – und gilt zurecht als unterhaltsamer Klassiker. „Jagged Alliance Rage!“ ist zwar kein direkter Nachfolger, wandelt aber auf den Spuren des großen Vorbilds. Man könnte fast sagen, dass es sich bei „Rage“ um den kleinen Bruder von „Jagged Alliance 2“ handelt – alles hier ist eine ordentliche Portion kleiner. Das fängt bereits bei der Story an, die kaum hätte generischer sein können.

Zu Beginn sucht ihr euch von sechs altersschwachen Action-Rentnern zwei aus, die allesamt ihre eigenen Probleme haben – die „R.E.D.“-Filme lassen grüßen. Kleine Besonderheit: Bei den Veteranen handelt es sich um Charaktere aus „Jagged Alliance 2“. Doch schon der erste Einsatz geht schief: Ein Schurke namens Elliot – einigen Fans wohl ebenfalls bekannt – schnappt sich die Söldner und will sie umlegen lassen. Doch zum Glück eilt ihnen ein Mann aus Elliots Reihen zur Hilfe und die Action kann beginnen. In typischer Manier bewegt ihr euch Runde um Runde durch die eng abgesteckten Karten und verbraucht dabei Aktionspunkte.

Anschließend ist der Gegner an der Reihe. Alles sehr klassisch also. „Rage“ hebt sich jedoch durch zwei Features ab. Zum einen hat jeder eurer Krieger ein Wehwehchen, das ihn zeitweise lähmt – bei Iwan ist es der Alkohol, bei anderen beispielsweise das Herz. Ihr solltet also immer auf diese Schwächen achten und ihnen entgegenwirken. Nette Idee. Zum anderen baut sich bei allen Charakteren „Wut“ – also „Rage“ – auf, mit der ihr Super-Attacken vollführen könnt. Alkoholiker Iwan wird beispielsweise so zum alles anziehenden Objekt mit enormer Schlagkraft. Wieder eine nette Idee.

Dass die Karten so kompakt sind, kommt dem Spiel aber zugute, da eine Mission dadurch nie lange dauert. Kleine gescriptete Events überraschen euch zudem immer wieder, indem beispielsweise von hinten feindliche Truppen nachrücken. Außerdem überlassen euch die Entwickler von Cliffhanger Productions Software oftmals die Wahl, ob ihr direkt angreift oder erst einmal durch Schleichen die feindlichen Reihen ausdünnt. Insgesamt könnt ihr euch also auf ein feines, wenn auch etwas kleines Strategiespielchen freuen, das gerne mit großen Namen um sich wirft.

Erhältlich für: Xbox One, PS4, PC
Website: jaggedalliance.com/de